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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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nicht sicher, ob er diese Regung
tatsächlich in Luthers Mimik gesehen hatte, aber die Gefühle, die er
ausstrahlte, ließen keinen Zweifel zu.
    Der Löwe hob eine Hand, und
augenblicklich kehrte Ruhe ein.
    »Brüder!«, rief er und zeigte
auf den Bergfried in der Mitte des Burghofs. »Es ist noch nicht vorüber. Wir
haben die Mauern überwunden, aber die Ritter des Lupus-Ordens sind noch nicht
geschlagen. Sie lauern in ihrem Bergfried und müssen mit Feuer und Stahl nach draußen
getrieben werden.« Der Großmeister des Ordens breitete die Arme aus und deutete
auf das Blutbad, das sich auf dem Burghof abgespielt hatte, auf die toten
Ritter und geschlagenen Bestien. »Kein Mann, der so tief sinkt, dass er solche
Bestien seine Arbeit erledigen lässt, verdient es zu leben«, erklärte er. »Die
Ritter des Lupus-Ordens haben das Recht auf jegliche Gnade verwirkt, und ihnen
wird keine Nachsicht zuteilwerden. Wir rücken weiter gegen sie vor, und keiner
wird überleben.«
     
    Das Innere des Bergfrieds
wirkte unheimlich und verlassen, und in der Luft hing ein solcher Hauch von
Verheerung, dass Zahariel ganz schwermütig wurde. Er und Nemiel begaben sich
durch einen schmalen, mit Wandteppichen gesäumten Korridor, in bronzenen
Haltern hatte man Lampen festgemacht, deren flackernde Flammen ihnen den Weg
wiesen.
    Die Leere zeugte von
jahrelanger Vernachlässigung. Staub hatte sich zuhauf angesammelt, und der Zahn
der Zeit hatte Spuren hinterlassen. Von draußen war Kampflärm wie aus weiter
Ferne zu hören.
    »Wo sind alle?«, fragte Nemiel.
    »Ich dachte, hier würde es von
Kriegern wimmeln.«
    »Vermutlich halten sie sich
anderswo auf, immerhin ist das ein großer Bergfried.«
    Lion El'Jonson hatte das Tor
mit einem schwungvollen Schwerthieb aufgestoßen, und die Ordensritter waren ins
Innere geströmt, um sich dann im Gebäude in kleine Gruppen aufzuteilen und Jagd
auf die letzten überlebenden Gegner zu machen.
    Zahariel und Nemiel waren in
die oberen Stockwerke vorgedrungen, wo sie auf feindliche Ritter zu treffen hofften,
an denen sie ihre Wut auslassen konnten. Doch sie stießen nur auf leere Gänge,
verlassene Gemächer und leere Säle, deren Zugänge vor langer Zeit vernagelt worden
waren und die man irgendwann danach vergessen hatte.
    »Warte«, zischte Zahariel und
hob die Hand. »Hörst du das?«
    Nemiel legte den Kopf schräg
und nickte, denn er nahm ebenfalls leise Schritte sowie schabende Geräusche
wahr, die klangen, als würde jemand Möbelstücke umherschieben. Die Männer sahen
sich an und gingen dann weiter zu einer Doppeltür, hinter der sich die Quelle
der Geräusche zu befinden schien. Zu beiden Seiten der Tür nahmen sie Position
ein.
    Als das Schaben erneut zu hören
war, hob Nemiel drei Finger und zählte langsam rückwärts, dann wirbelte er
herum und trat mit dem Stiefel genau gegen die Stelle, an der die beiden
Türhälften in der Mitte zusammentrafen. Das Holz splitterte, das Schloss verlor
seinen Halt, und die Tür flog auf.
    Zahariel stürmte mit
vorgehaltener Pistole und gezogenem Schwert los, einen Kriegsschrei auf den
Lippen. Auf der Suche nach einem Ziel schwenkte er die Pistole nach links und
rechts, während er das Schwert dicht am Körper hielt.
    Der riesige Raum war vom Boden
bis hin zur Kuppeldecke mit in Leder gebundenen Büchern vollgestellt, die
Regalreihen erstreckten sich weit. Auf breiten Tischen am Ende jeder Reihe
türmten sich Pergamente und Schriftrollen.
    Gewaltige Mengen an
Informationen wurden hier aufbewahrt.
    Die Bibliothek war mindestens
zehnmal so groß wie die von Aldurukh, und Zahariel fragte sich unwillkürlich,
wie lange man wohl benötigt hatte, um eine solche Fülle an Wissen und Weisheit
zusammenzutragen.
    Er hätte gar nicht für möglich
gehalten, dass überhaupt so viel Wissen existierte, ganz zu schweigen davon,
dass alles hier zu finden sein sollte.
    Etliche quadratische Säulen
trugen das Kuppeldach des gigan-tischen Saals.
    Die einzige Person, die sich
allem Anschein nach hier aufhielt, war ein Mann in einem weißen Gewand. Er hatte
graues Haar und einen buschigen, silbergrauen Schnäuzer. Zahariel erkannte in
ihm Lord Sartana wieder, den Führer der Ritter des Lupus-Ordens, der vor einer
scheinbaren Ewigkeit von Lion El'Jonson im Rundsaal der Ordensfestung in einen
Krieg hineinmanövriert worden war und der eben noch die Bestien auf sie
losgelassen hatte.
    Der Mann sah von seinen Büchern
auf, die sich auf einem Tisch vor dem mit Wolfspelzen

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