DGB 07 - Legion
Kopf.
»Nein, Lord, ich schätze es, dass der Imperator an einem teleologischen Plan
für die Zukunft der Menschheit festhält, und ich werde alles tun, um ihn
umzusetzen.«
»Er jagt einem utopischen Ideal
nach«, warf Herzog ein.
»Er will durch die intensive
Anwendung martialischer Gewalt die Menschheit einen und vervollkommnen«, sagte
Pech.
»Wir haben kein Problem mit
diesem Ansatz«, ergänzte Herzog.
»Es ist der einzige bewährte
Weg, durch den die Bestimmung der Menschheit je Fortschritte gemacht hat.«
»Selbst wenn utopische Ziele
letztlich kontraintuitiv sind für das Überleben einer Spezies«, fügte Pech
rasch hinzu.
»Jeder politische Ehrgeiz, der
in sich unmöglich zu erreichen ist, ist letztlich schädlich«, befand Herzog.
»Man kann einen Zustand der
Perfektion weder erzeugen noch ihn zwingen, erzeugt zu werden«, konterte Pech.
»Diese Vorgehensweise führt
zwangsläufig in die Katastrophe, weil Perfektion ein absoluter Zustand ist, der
von einer unvoll-kommenen Spezies nicht erreicht werden kann.«
»Utopia ist ein gefährlicher
Mythos«, mahnte Herzog, »und nur ein Narr würde dem nachjagen.«
»Es ist besser, die Schwächen
der Menschen fortlaufend zu verwalten und zu wahren«, fand Pech.
»Wir sagen das nur, um die
Blutschuld der Imperialen Armee anzuerkennen, deren Soldaten leiden und sterben,
weil sie dieses Ziel zu erstreben versuchen«, sagte Herzog.
Langes Schweigen schloss sich
an.
Gerade als wieder die Schwerter
gegen die Schilde geschlagen wurden, erklärte Alpharius: »Ich ermutige meine
Männer, die Philosophie des Blutvergießens zu erforschen, Lord. Sie sollen den
intellektuellen Unterbau verstehen, der ihr Töten beseelt. Der Imperator, dem
meine Liebe und mein Leben gilt, will die Menschheit zur wichtigsten Spezies
der Galaxis erheben. Weder ich noch meine Hauptleute werden sich gegen diesen
Ehrgeiz aussprechen. Wir erkennen lediglich die gewaltsamen Methoden an, mit
denen er diesen Traum in die Tat umzusetzen versucht. Einem utopischen Ideal
nachzujagen, ist eine gute Sache, an der sich Leistungen messen lassen. Doch letztlich
kann dieses Ziel niemals erreicht werden.«
»Wollen Sie damit andeuten, der
Plan des Imperators ist ... falsch?«, fragte Namatjira.
»Nicht im Geringsten«,
erwiderte Alpharius.
»Mein Lord Alpharius«, sagte
Lord Wilde durchdringend.
»Wie bekämpfen wir diese
nurthenische Magie?«
»Gar nicht, mein Lord Wilde«,
sagte Alpharius.
»Wir löschen sie aus.«
Die Tabletts mit den Speisen
hatten ein beträchtliches Gewicht, und es war nicht abzusehen, wie lange sie
noch in den Flügeln des Hauptpavillons warten mussten, ehe sie die Gerichte
servieren konnten. Das Schlimmste daran war, dass er nicht verstehen konnte, was
im Zelt nebenan gesprochen wurde, da die Stimmen zu gedämpft waren. Grammaticus
wurde klar, dass er ein Hörgerät hätte mitbringen sollen.
Er dachte, er würde nahe genug
am Geschehen sein, um alles aus erster Hand mitzubekommen. Jetzt aber musste er
sich schnell etwas einfallen lassen, sonst ging er dieses beträchtliche Risiko
völlig vergebens ein.
»Mein Herr?«, flüsterte er.
Einer der Kammerherrn kam zu
ihm.
»Was ist los, Junge?«, fragte
er, woraufhin sich einige der anderen Diener zu ihm umdrehten.
»Wie lange wird es noch dauern,
mein Herr?«, wollte Gramma-ticus wissen.
»Es dauert so lange, wie es
eben dauert«, gab der Kammerherr zurück.
»Mein Herr«, beharrte er.
»Diese Sauce wird allmählich
fest. Wenn sie nicht wieder erhitzt wird, dann wird sie ungenießbar sein. Bei
meinem Leben würde ich es nicht wagen, dem Lordkommandanten und seinen Gästen
etwas Ungenießbares vorzusetzen.«
Der Kammerherr nickte. »Zurück
in die Küche damit. Aber beeil dich. Wir werden jeden Moment reingerufen.«
»Jawohl, mein Herr«, sagte
Grammaticus und verließ die Reihe, dann lief er mit dem Tablett durch die rückwärtige
Zeltklappe nach draußen, die den Dienstboteneingang darstellte. Draußen in der
Dunkelheit angekommen, warf er das volle Tablett in einen Abfall-eimer.
Niemand nahm von ihm Notiz.
Wachen der Outremars patrouil-lierten in einiger Entfernung am Rand des Pavillons,
so dass Grammaticus unbemerkt in die dunkelblauen Schatten der Wüstennacht
eintauchen konnte.
Er streifte den Dienstbotenrock
ab und warf ihn fort. Er hatte sich nicht im Detail so gekleidet wie die anderen
Diener, da er auf seine logokinetischen Fähigkeiten vertraute, um unentdeckt zu
bleiben.
Da er aber wusste, dass man
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