DGB 07 - Legion
ich ja eine andere Einheit, in der noch
ein paar Offiziere gebraucht werden. Ich mache mir meinetwegen keine Sorgen.
Mir ist nur wichtig, dass Lon und die anderen gut untergebracht sind.«
»Wir haben genug Platz für euch
alle«, schlug Pius vor.
»Nicht genug Platz für zwei
Hets wie dich und mich«, wehrte Soneka kopfschüttelnd ab.
»Wir würden uns nur gegenseitig
umbringen.«
»Mag sein«, räumte Kaido Pius
ein.
»Du weißt das ganz genau.«
»Mag sein.«
»Du weißt es, Kai. Bei Terra,
du bist ein guter Freund, und deine Großzügigkeit kennt keine Grenzen. Und dafür
danke ich dir auch. Aber ich werde abwarten. Vielleicht baue ich die Kompanie
neu auf, oder ich bitte die Uxor um eine neue. Verdammt, was trinken wir da eigentlich?«
»Das hat Jenz selbst gebraut«,
antwortete Pius und betrachtete die Flasche, die er etwas benommen in der Hand
hielt.
»Im Wesentlichen ist das reiner
Alkohol ...«
»... mit einer geheimen
Mischung aus Kräutern und Gewürzen«, fuhr Jenz fort. »Spezialrezept von meinem Gen-Dad.«
»Dein Gen-Dad hatte eindeutig
geistige Probleme«, sagte Soneka zu ihm.
Pius schnaubte.
»Ich wollte eigentlich mal nach
Hurt sehen«, erklärte Soneka plötzlich. »Seit meiner Ankunft hier habe ich ihn
nicht mehr gesehen. Er ist doch hier irgendwo, nicht wahr? Die Jokers sind doch
hier, oder?«
Pius nickte. »Ja, Bronzi ist
hier.«
»Die Joker haben ihr Lager bei
Linie Zehn Süd, glaube ich«, meldete sich einer der anderen Bashaws zu Wort.
»Und Dimi Shiban?«, fügte
Soneka hinzu und versuchte, seine Frage ganz natürlich klingen zu lassen.
»Habt ihr ihn auch hier
gesehen?«
Niemand konnte das bejahen.
Trotz des Alkohols und des lodernden Lagerfeuers war Soneka eiskalt.
»Tja, meine Freunde«, sagte er
und stand etwas unsicher auf.
»Ich muss jetzt mal pinkeln
gehen, ob Spezialrezept oder nicht.«
Pius und die anderen Männer
lachten und buhten Soneka aus, als der sich vom Lagerfeuer entfernte, um nach
der nächsten Latrine zu suchen. Die wilden Maghrebi-Rhythmen des Gnawa wurden
allmählich leiser, und die kalte Wüstenluft vertrieb mit jedem weiteren Schritt
den heißen, aromatisierten Rauch des Lagerfeuers.
»Das ist Soneka«, sagte Roke
und gab Boone das Nachtsichtgerät.
Boone überzeugte sich davon und
erwiderte: »Stimmt. Und er hängt mit Pius rum.«
»Er hat sonst niemanden, mit
dem er rumhängen kann«, betonte Roke mürrisch. »Von all seinen Dancers sind nur
ein paar Knochen in der Wüste übrig.«
»Ich finde, wir sollten uns mit
Peto Soneka mal unterhalten«, erklärte Boone.
»Wieso? Wir beobachten doch
Pius, oder nicht? Pius ist derjenige, der dich nervös macht.«
Boone zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß. Aber als ich Soneka das letzte Mal gesehen habe, benahm er sich sehr
eigenartig. Und jetzt taucht er plötzlich hier auf und verbringt Zeit mit dem
Mann, den wir beobachten. Ich habe ein seltsames Gefühl dabei, Roke. Kommt.«
Boone gab Pharon ein Zeichen,
dann gingen die drei Genewhips leise die Schräge hinab.
Soneka stand an den Deckeln
über der Latrinengrube, zog mit der unversehrten Hand den Reißverschluss auf und
rümpfte die Nase, weil ihm intensiver Ammoniakgestank entgegenschlug. Schwank-end
stand er da und urinierte. Hinter ihm saßen die Carnivales weiter lachend und johlend
um das Lagerfeuer herum.
Bernsteinfarbener Rauch stieg
in die sanfte Dunkelheit des Himmels auf.
Irgendetwas brachte Soneka
dazu, sich umzuschauen. Hastig zog er den Reißverschluss zu und wünschte sich,
er könnte irgendwie auf der Stelle einen klaren Kopf bekommen.
Ein Mann kam an der Latrine
entlang auf ihn zu, vor den tanzenden Lagerfeuern war er nur als Silhouette zu
sehen.
»Wer ist da?«, rief Soneka.
»Wer ist da?«
Er hoffte, Kaido würde ihn
hören, doch die Männer am Lagerfeuer veranstalteten zu viel Lärm.
»Wie geht's denn, Soneka?«,
fragte der Mann. Er stand im Schatten, doch als er grinste, funkelten seine
Zähne im Schein der Lagerfeuer.
Soneka kannte ihn. Pharon.
Einer von den Bullen der Genewhips.
»Alles bestens«, gab Soneka
zurück und drehte sich in die andere Richtung weg, kam aber nicht weit, da Roke
ihm den Weg versperrte. »Was soll denn das?«, fragte er, obwohl er die Antwort
nur zu gut kannte. Mit einem Mal war er nüchtern.
»Sie und Pius, stehen Sie sich
nahe?«, fragte Roke. »Natürlich«, antwortete Soneka skeptisch. »Wir kennen uns
schon lange.«
»Dann kennen Sie ihn also gut,
richtig?«
»Ja.« Die Fragen
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