DGB 09 - Mechanicum
mit der Einführung der Noosphäre zusammen,
die meine Schmiede vor dem Tod der Unschuld bewahrt hat.«
Melgator lächelte wehmütig.
»Nun gut, ich werde Ihre Erklärung akzeptieren. Vielleicht hätte der ganze Mars
vor dem Schrecken des Todes der Unschuld bewahrt werden können, wären Sie
bereit gewesen, die Technologie der Noosphäre mit den anderen Adepten zu
teilen.«
»Vielleicht wäre es dazu
gekommen, wenn der Fabrikator-General mehr Vertrauen in das Konzept der
Noosphäre gesetzt hätte, als ich es ihm vorstellte«, konterte Zeth.
Melgator lächelte abermals,
diesmal jedoch, um ihr Recht zu geben. »Darf ich offen sprechen, Adeptin Zeth?«
»Selbstverständlich. Die Kammer
von Vesta ist ein Ort des ehr-lichen Gedankenaustauschs.«
»Dann werde ich ohne Umschweife
reden«, sagte Melgator.
»Mein Meister glaubt zu wissen,
wo sich die Quelle des Angriffs auf unsere Infrastruktur befindet, und er will
alle wahren Söhne und Töchter des Ares zur Verteidigung des Mars aufrufen.«
»Die Verteidigung des Mars?«,
fragte die Adeptin verblüfft.
»Gegen wen?«
»Gegen Terra.«
Zeth verschlug es die Sprache.
Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht mit dieser Antwort. Sie versuchte,
ihr Erstaunen zu über-spielen, indem sie sich abwandte und hinausschaute auf
die Marslandschaft. Der Himmel veränderte sich von Blau zu Purpur, schwere Wolken
voller Schadstoffe ließen Blitze über die ferne Schmiede von Mondus Gamma
niederzucken.
»Terra«, sagte sie so langsam,
als würde sie das Wort zum ersten Mal in den Mund nehmen.
»Ja, Terra«, wiederholte
Melgator. »Jetzt, da der Große Kreuzzug allmählich dem Ende entgegengeht,
möchte der Imperator die Union mit unserer Welt beenden und sie sich
einverleiben.«
»Kelbor-Hal glaubt, dass der Imperator
uns angegriffen hat?«
Sie drehte sich zu Melgator um.
»Ist Ihnen klar, wie verrückt
das klingt?«
Melgator kam näher und warf ihr
einen bittenden Blick zu.
»Ist es verrückt, an dem
festhalten zu wollen, was wir hier über Jahr-tausende aufgebaut haben, Adeptin
Zeth? Ist es verrückt zu glauben, dass der Mann, der praktisch die gesamte
Galaxis erobert hat, nicht einer einzigen Welt gestatten wird, weiterhin eigen-ständig
zu bleiben, wenn er Millionen andere Welten unterworfen hat? Nein, der Angriff
auf die Informationssysteme des Mars war nur der erste Schritt auf dem Weg, den
Vertrag von Olympus zu brechen und das Mechanicum zu unterwerfen.«
Zeth lachte ihm ins Gesicht.
»Jetzt weiß ich, warum Sie diese Assassinin mitgebracht haben — weil Sie
fürchten, ich könnte Sie zum Verräter erklären und Sie töten!«
Augenblicklich wandelte sich
Melgators Haltung von der eines Bittstellers zu der eines Aggressors,
gleichzeitig ließ er die Hände sinken, die er ihr eben noch fast flehend
hingestreckt hatte.
»Sie täten gut daran, sich Ihre
nächsten Worte gründlich zu überlegen, Adeptin Zeth.«
»Warum sollte ich das tun? Wird
Remiare mich töten, wenn Ihnen nicht gefällt, was ich sage?«
»Nein«, erwiderte Melgator.
»Ich bin nicht so dumm, den
Zorn des Omnissiah auf mich zu lenken, indem ich eine Adeptin des Mars in ihrer
eigenen Schmiede töte.«
»Der Omnissiah?«, spie Zeth
aus. »Eben noch unterstellen Sie dem Imperator, er wolle mit dem Mechanicum
brechen, und im nächsten Atemzug führen Sie ihn als den Grund an, mich nicht
umzubringen?«
»Ich spreche vom Omnissiah als
einem Aspekt des Maschinen-gotts, der sich erst noch manifestieren muss, nicht
vom Imperator.«
»Die meisten glauben, das sei
ein und dasselbe.«
»Aber Sie nicht?«
»Sie wissen längst, was ich
glaube«, sagte Zeth, die über alle Maßen verärgert war. »Es gibt keinen
Maschinengott. Technologie ist Wissenschaft und Vernunft, nicht Aberglaube und
blinder Glaube. Das habe ich immer geglaubt, und das glaube ich auch jetzt
noch. Und falls Sie nicht doch noch vorhaben, mich zu töten, dann verlassen Sie
auf der Stelle meine Schmiede!«
»Ist das Ihr letztes Wort,
Zeth?«, fragte Melgator. »Es wird ernste Konsequenzen nach sich ziehen, wenn
Sie sich vom Fabrikator-General abwenden.«
»Soll das eine Drohung sein?«
»Eine Drohung? Nein, damit will
ich nur noch einmal unterstreichen, dass wir in gefährlichen Zeiten leben und
es nicht verkehrt ist, mit Blick auf die Zukunft mächtige Verbündete zum Freund
zu haben.«
»Freunde? Kelbor-Hal verlangt
von mir, dass ich mich auf seine Seite schlage und ich mich gegen Terra stelle.
Welcher Freund würde so etwas
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