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DGB 09 - Mechanicum

DGB 09 - Mechanicum

Titel: DGB 09 - Mechanicum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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war voll, jeder Platz
besetzt, doch die bedrohliche Präsenz von Rho-mu 31 sorgte dafür, dass sie ein
eigenes Abteil hatten, auch wenn das für ihre Fünfergruppe recht beengt war.
    Rho-mu 31 stand in der Tür und
hielt den Waffenstab quer vor seine Brust, so dass Zouche, Dalia, Severine und
Caxton die vier Sitzplätze benutzen konnten.
    Zouche und Severine hatten ihr
gegenüber Platz genommen, Caxton saß neben ihr und hatte den Kopf auf ihre
Schulter sinken lassen, während er leise schnarchte. Das fahle Kunstlicht vom
Fenster wurde von seiner Tonsur reflektiert. Lächelnd lehnte sich Dalia auf dem
Kunstledersitz nach hinten und sah hinaus auf die vorbeiziehende
Marslandschaft, während drei ihrer Begleiter fest schliefen. Sogar Rho-mu 31
war in einen Ruhezustand versunken, was man am schwächeren Leuchten seiner
Augen deutlich erkennen konnte.
    Sein interner Auspex war
dennoch nach wie vor hellwach.
    Jenseits der energetisch
abgeschirmten Glasscheiben erstreckten sich die Ebenen bis zum Horizont, wobei die
graue Leere der verseuchten Einöde auf Dalia sogar schön wirkte. Noch nicht
fertiggestellte oder längst wieder aufgegebene Bahnstrecken verliefen in langen
Reihen über sonnengebleichte Betonpfeiler, bis sie sich in der Unendlichkeit
verloren. Der Anblick ließ einen sehnsüchtigen Stich durch Dalias Brust gehen.
    Jahre war es her, seit sie zum
letzten Mal eine so gewaltige Landschaft zu sehen bekommen hatte, auch wenn
diese hier trostlos und unwirtlich war. Aber es war ein weites Land, das der
Himmel darüber scheinbar beschützend an sich drückte.
    Wolkenstreifen aus Giftstoffen
zogen sich wie Gesteinsschichten über diesen Himmel, und Lichtsäulen
durchbohrten die Dunkel-heit, sobald ein Schiff in die Atmosphäre eintauchte.
    Eine Gänsehaut lief Dalia über den
Rücken, als sie die eindringliche Einsamkeit verspürte, die ein fester Bestandteil
ihrer Seele geworden war, seit diese Verbindung zu dem Ding unter dem Noctis
Labyrinthus entstanden war. Die verlassene Leere dort draußen war so unendlich,
dass sich Dalia den Mars mühelos als eine völlig tote Welt vorstellen konnte,
gesäubert von jeglichem Leben und für alle Zeit aufgegeben.
    Sie war müde, fand aber keinen
Schlaf. Die schwarze Leere hinter ihren Augen lauerte in ihrem Hinterkopf wie
ein Jäger in seinem Versteck, der in dem Moment zuschlagen würde, sobald sie
den Schatten gestattete, ihn zu tarnen.
    »Du kannst wohl auch nicht
schlafen, wie?«, fragte Zouche, woraufhin sie den Kopf hob. Sie hatte nicht
gedacht, dass er wach war.
    »Nein«, erwiderte sie leise. »Mir
geht zu viel durch den Kopf.«
    Zouche nickte und strich sich
über den rasierten Schädel.
    »Kann ich verstehen. Wir gehen
ein hohes Risiko ein, Dalia. Ich hoffe nur, dass diese Reise das wirklich wert
ist.«
    »Ich weiß, dass sie es wert
sein wird, Zouche«, versprach sie ihm.
    »Was glaubst du, was wir da
vorfinden werden?«
    »Ehrlich gesagt, ich habe keine
Ahnung. Ich weiß nur, dass es Schmerzen hat. Es ist seit langer Zeit dort
unter; in der Dunkelheit gefangen und leidet. Wir müssen es finden.«
    »Und was geschieht, wenn wir es
gefunden haben?«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn wir dieses Ding finden,
diesen ... Drachen. Hast du vor, ihn zu befreien?«
    »Ich glaube, das werden wir
machen müssen«, sagte Dalia.
    »Niemand hat es verdient, so
sehr zu leiden.«
    »Ich hoffe, du hast Recht.«
    »Meinst du, es könnte verkehrt
sein, wenn ich helfen will?«
    »Nicht unbedingt«, erwiderte
Zouche. »Aber was ist, wenn dieses Ding leiden soll? Schließlich wissen wir ja nicht
mal, wer es da eingesperrt hat. Vielleicht gab es für denjenigen ja einen guten
Grund. Wir wissen nicht, was es ist, also könnte es sein, dass es für immer in
der Dunkelheit eingesperrt bleiben soll.«
    »Das glaube ich nicht«,
beharrte sie.
    »Nichts und niemand verdient
es, bis in alle Ewigkeit zu leiden.«
    »Der eine oder andere schon«,
gab Zouche im Flüsterton zurück.
    »Wer, Zouche?«, wollte Dalia
wissen. »Sag mir, wer oder was es verdient, für immer und ewig zu leiden.«
    Er trotzte ihrem Blick, und
Dalia sah ihm an, dass er alle Beherrschung zusammennehmen musste, um Fassung
zu bewah-ren. Sie begann zu überlegen, welche Tür sie mit ihrer Frage wohl
aufgestoßen hatte. Eine Zeit lang saß er schweigend da, schließlich sagte er:
»Damals, bevor die Menschen auf Nusa Kambangan in Freiheit lebten, gab es ein
Gefängnis. Ein höllischer Ort, in dem die Schlimmsten der Schlimmen

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