DGB 10 - Engel Der Tiefe
Isstvan zu bringen und
dort sinnvoll einzusetzen.« Jonson hielt den Stoß Bilder hoch.
»Womit wir bei diesem Thema
wären.«
Er hielt Nemiel die Bilder hin,
der Redemptor nahm sie entgegen und sah sie sich an. »Das dürften Luftaufnahmen
vom Schmiede-komplex sein«, sagte er ratlos.
»Speziell von den Lager- und
Depoteinrichtungen am südlichen Rand der Schmiede, in unmittelbarer Nähe zum
Portal«, bestätigte Jonson. »Ihnen dürfte aufgefallen sein, dass mehrere der
Gebäude farblich hervorgehoben worden sind.«
Nemiels Miene wurde noch
ratloser. »Mir ist nicht klar, ob ich verstehe, was das zu bedeuten hat,
Milord«, entgegnete er und verspürte plötzlich intensives Unbehagen.
Jonson sah ihn ein paar
Sekunden lang an. »Magos Archoi ist meiner Bitte nicht nachgekommen, mir eine Zusammenstellung
sämtlicher Lagerbestände zu übergeben«, erklärte er zurück-haltend. »Die Zeit
läuft uns davon. Da er mir diese Informationen nicht geben will, werde ich sie
mir auf anderem Weg beschaffen müssen.«
»Aber das trifft nicht zu«,
protestierte Nemiel.
»Archoi hat detaillierte
Berichte abgeliefert, über welche Materialien er verfügte. Ich habe sie selbst
gesehen.«
Der Primarch kniff ein wenig
die Augen zusammen. »Ich habe Grund zu der Annahme, dass diese Berichte
unvollständig sind.«
»Wieso?«, hakte Nemiel nach,
dessen Unbehagen ein Ausmaß angenommen hatte, das an Verzweiflung grenzte.
»Warum sind wir hier, Milord? Sie behaupten, dass wir hergekommen sind, um
Horus aufzuhalten, aber die Logik der Situation und Ihr eigenes Handeln
widersprechen dem. Was gibt es hier noch, das Sie veranlasst hat herzukommen?«
Jonson setzte sich geringfügig
gerader hin, aber in seine grünen Augen schlich sich stählerne Härte.
»Bezeichnen Sie mich als Lügner, Bruder-Redemptor Nemiel?«, fragte er.
Nemiel stockte der Atem. Mit
einem Mal hatte er das Gefühl, an einem todbringenden Abgrund zu stehen,
dennoch hielt er sich vor Augen, dass er nicht zulassen dürfte, dass man ihm
den Mund verbot und er damit seinen heiligen Schwur brach — nicht einmal, wenn
der Primarch selbst das von ihm erwartete. »Leugnen Sie, dass Sie ein
verborgenes Motiv verfolgen, das uns hergeführt hat?«, gab er zurück.
Er trotzte dem einschüchternden
Blick des Primarchen, und er war bereit, die Konsequenzen für seine Widerworte
zu übernehmen. Aber Jonson sah ihn nur weiter mit berechnender Miene und
sichtlich aufgebracht an, bis er schließlich bedächtig nickte.
»Das war wirklich gut«, meinte
Jonson. »Ich glaube, Sie haben das Zeug zu einem sehr guten
Verhörspezialisten.« Er spreizte die Hände. »Diamat ist für den Kriegsmeister
noch aus anderen Gründen wichtig, nicht nur wegen der Munition und der
Rohstoffe. Ich hielt es für das Beste, diese Gründe mit Blick auf die
Sicherheit geheim zu halten. Informationen zurückzuhalten bedeutet nicht
zwangsläufig, dass man jemanden belügt, Nemiel.«
»Ich habe nie behauptet, dass
Sie uns belogen haben, Milord«, machte Nemiel ihm klar. »Aber welchen Nutzen
sollte es haben, Ihren eigenen Kriegern und Verbündeten wichtige Informationen
vorzuenthalten?«
Jonson runzelte die Stirn. »Ich
dachte, für einen Ritter des Ordens müsste das offensichtlich sein. Jede
Facette Ihrer Ausbildung auf Caliban wurde von Gebräuchen, Vorschriften und
Ritualen bestimmt. Ein Kandidat konnte nicht zum Novizen werden, wenn er nicht
bestimmte Prüfungen ablegte, mit denen er sein Wissen, seinen Charakter und
seine Würdigkeit bewies. Ebenso konnte ein Novize nicht zum Ritter aufsteigen,
ohne zuvor zahlreichen Stufen des Wissens und des körperlichen Geschicks zu
durchlaufen. Und selbst wenn man in den begehrten Rang des Ritters aufgestiegen
war, warteten dort weitere Ebenen des Wissens und der Expertise bis hinauf zum
erhabenen Rang des Großmeisters. Warum war das so? Warum wurden die Novizen
nicht gleich an ihrem ersten Tag mit den Höheren Mysterien vertraut gemacht?«
»Weil ein Novize nicht wüsste,
was er ohne Ausbildung mit diesen Informationen anfangen soll«, antwortete
Nemiel sofort.
»Zuerst muss er sich eine Fülle
an Grundkenntnissen aneignen. Würde er diese fortgeschrittenen Taktiken ohne
die richtige Grundlage anwenden, dann würden sie seinen Tod bedeuten.«
Der Primarch lächelte. »Ganz
genau. Wissen ist Macht, Nemiel. Das dürfen Sie niemals vergessen. Und Macht
kann in den falschen Händen verheerenden Schaden anrichten.«
Nemiel dachte darüber nach,
schließlich
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