Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
Vom Netzwerk:
fortführten, so gedeutet, dass
sie sich ihrer Fähigkeiten absolut sicher waren. Jetzt allerdings stellte er
sich die Frage, ob das so stimmte. Oder spielten sie mit Kräften, die
eigentlich gemieden werden mussten?
    Er kannte die Geschichte vom
Untergang Prosperos, aber nie hatte er auch nur einen Gedanken an die Frage verschwendet, warum diese Welt eigentlich untergegangen war. Ahriman sprach von der
Alten Nacht als einer unabwendbaren Katastrophe — aber stimmte das auch? Hätten
diese Jahrtausende des Schreckens vermieden werden können, wenn die Menschheit
jene Kräfte gemieden hätte, die er mit solch vertrauter Lässigkeit einsetzte?
    Sein Blick wanderte zur von
Wasser umgebenen Pyramide von Photep , dem gewaltigen Turm, der in der
von der verspiegelten Außenhaut reflektierten Hitze flimmerte. Primarch Magnus
lebte in diesem gewaltigen Bauwerk, dessen goldene und silberne Verzierungen in
der Mittagssonne glänzten, als ständen sie in Flammen.
    Lemuel bog in eine von Statuen
gesäumte Straße ein. Jede der Statuen zeigte einen Löwen, der sich auf die
Hinterläufe gestellt hatte, aber jede der Figuren unterschied sich in
irgendwelchen Details von den anderen, so als hätte man ein Rudel Löwen mit
Gold überzogen und dann nach Tizca gebracht, um sie hier auf Sockel aus
poliertem Marmor zu platzieren und am Straßenrand aufzustellen. Er berührte den
Löwen ganz links, weil das Glück brachte, und er musste unwillkürlich über den
absurden Gedanken lächeln, dass ausgerechnet diese eine Statue eher Glück
bringen sollte als alle anderen.
    Zwei besonders erhabene Bestien
standen zu beiden Seiten des Zugangs zu einem kleinen Park. Lemuel blieb kurz
stehen und beobachtete eine Gruppe von Bürgern Tizcas, die unter den wachsamen
Blicken eines Kriegers der Thousand Sons TàijÍquán-Übungen machten. Die
langsamen, präzisen Bewegungen wirkten auf ihn jedes Mal beruhigend, und er
ließ zu, dass die besänftigenden Wiederholungen und synchronen Bewegungen der
Teilnehmer ihn ein wenig seine Sorgen vergessen ließen.
    Lemuel begann im gleichen
Rhythmus zu atmen wie die Kursteilnehmer, und auf einmal fiel ihm auf, dass er unbewusst
damit angefangen hatte, seine Hände den Übungen entsprechend zu bewegen. Er
lächelte und spürte, wie sich seine düstere Laune verflüchtigte. Er folgte
weiter dem Verlauf der Straße, bis er an einem weitläufig angelegten Platz
ankam, dem Occullum-Platz.
    Zahlreiche Straßen mündeten in
diesen Platz — einundachtzig, um genau zu sein —, den Mittelpunkt bildete eine große
Säule im dorischen Stil, auf der Spitze fand sich eine flammende Urne. In den
quadratischen Sockel war ein Relief eingearbeitet, das Prospero als Frau
zeigte, die um die verlorene Zivilisation der Welt weinte, während sie von
einem Einäugigen in schwerer Rüstung hochgehoben wurde. Manche sagten, diese an
einen Turm erinnernde Säule sei der Überrest einer Vorrichtung, mit deren Hilfe
die einstigen Bewohner dieser Welt in den Tagen vor der Alten Nacht mit Terra
kommuniziert hatten, doch niemandem war es gelungen, diese Anlage wieder in
Betrieb zu nehmen.
    Es war Markttag, und auf dem
Platz drängten sich die Händler, die mit nett gemeinten gegenseitigen
Beschimpfungen um die Gunst der Kunden buhlten, die bei jedem Meter Seide, bei
allem Obst und Gemüse und bei kunsthandwerklichen Objekten um den Preis
feilschten.
    Der Anblick erinnerte Lemuel an
seine Heimat, und mit einem Mal verspürte er tiefe Sehnsucht nach den
überlaufenen, schweißtreibenden Märkten des Sangha-Handelsviertels.
    Er mischte sich unter die
Menschenmassen, lehnte dankend die Speisen und Getränke ab, die ihm als
Kostproben angeboten wurden, und kaufte an einem Stand zwei Kristallfläschchen
mit Duftöl. Dann ging er weiter in Richtung Süden, bog in die Gordische Avenue
ein und folgte ihr, bis sie nach Osten in eine schmale Straße mündete, die von
Rankgittern gesäumt wurde, von deren Gewächsen Früchte herabhingen.
    Das Voisanne's befand sich ganz
am Ende der Straße, und er sah, dass Camille und Kallista bereits auf ihn
warteten. Er lächelte und winkte ihnen zu. Sie erwiderten sein Winken, und als
er bei ihnen angelangt war, beugte er sich vor und gab beiden Frauen keusche
Küsse auf die Wangen.
    »Du bist spät dran«, stellte
Camille fest.
    »Ich bitte um Entschuldigung,
meine Damen«, erwiderte er. »Ich habe euch beiden auf dem Markt noch Geschenke
gekauft, und es dauerte länger als üblich, um den Verkäufer

Weitere Kostenlose Bücher