DGB 12 - Verlorene Söhne
er.
»Du kennst längst die Wahrheit
über deinen Untergang. Da muss ich nicht erst noch zu Übertreibungen greifen. Sieh
in den Warp und jag dort deiner Nemesis hinterher. Er und seine wilden
Kriegshunde sind bereits auf dem Weg hierher. Glaub dir selbst, wenn du mir
nicht glauben willst.«
Er schloss sein Auge und ließ
seine Sinne in die brodelnden Ströme des Großen Ozeans vordringen. Dessen Substanz
war auffallend aufgewühlt, und die Wellen wurden von gewaltigen Stürmen
umhergetrieben. Alles war im Chaos, ausgenommen ein schmaler Korridor völliger Ruhe,
in dem Magnus zahlreiche Seelen feststellen konnte.
Er näherte sich deren
Lebenskraft und sah die Gestalt, die sein Untergang annehmen sollte.
Abrupt riss Magnus das Auge
auf, Wut kochte in ihm hoch. Seine Hand brach in ein sengendes weißes Feuer aus,
die prosaischste und urtümlichste der Künste. Seine Kammer füllte sich mit
zuckenden Flammen, die alles zu Asche verbrannten. Holz und Papier verdampften
in der weißglühenden Hitze von Magnus' Zorn, und was der Zerstörung durch seine
Verzweiflung noch entgangen war, fiel nun seiner Wut zum Opfer.
Eine Flammensäule schoss aus
der Spitze seiner Pyramide heraus, ein Regen aus geschmolzenen Glassplittern fiel
auf die Stadt darunter. Alle in Tizca wandten ihren Blick auf die Pyramide von Photep ,
deren Flamme das Feuer der Pyrae in Bedeutungslosigkeit versinken ließ.
Nur das Buch Magnus blieb
unversehrt; das vernichtende Feuer konnte den Seiten nichts anhaben.
Nichts blieb vom Spiegel übrig,
dessen ineinandergelaufene Scherben zu seinen Füßen lagen und Blasen warfen.
»Du kannst sie zerstören«,
sagten die verblassenden Spiegelbilder im flüssigen Glas. »Du musst es nur
sagen, dann werde ich ihre Schiffe so in Stücke reißen, dass niemand jemals in
der Lage sein wird, die Trümmer zusammenzufügen.«
»Nein«, gab Magnus zurück, sank
auf die Knie und legte die Hände an den Kopf. »Niemals.«
Magnus wusste nicht, wie viel
Zeit verstrichen war, als er auf einmal hörte, dass die Tür zu seinem
Arbeitszimmer eingetreten wurde. Er hob den Kopf und sah Uthizzar hereinkommen,
dessen jugendliche Miene mit Entsetzen auf die Verwüstung reagierte, die in den
Räumlichkeiten herrschte. Ein Trupp der Scarab Occult hatte ihn begleitet,
deren Sicht durch eine einzelne vertikale Kerbe genau durch die rechte
Helmlinse getrübt war.
Zwar hatte Magnus davon gehört,
dass nach dem Konzil von Nikaea eine solche Tradition um sich griff, aber persönlich
ein solch deutliches Zeichen für die Ergebenheit seiner Söhne zu sehen — das
war, als würde ein Giftstachel in sein Herz getrieben.
»Uthizzar«, sagte Magnus trotz
seiner Tränen. »Raus hier!«
»Milord?«, erwiderte Uthizzar
und kam näher.
Magnus hob abwehrend eine Hand,
da seine Trauer ihn zu überwältigen drohte, während er an alles dachte, was er
gesehen und was dieser monströse Gott des Warp ihm gezeigt hatte.
Als ihn die Gedanken seines
Primarchen mit voller Wucht trafen, taumelte Uthizzar nach hinten. Rasch
verhüllte Magnus seinen Geist vor dem jungen Telepathen, doch es war zu spät.
Uthizzar wusste bereits alles.
»Nein«, rief der Astartes, halb
erstickt von dem Schmerz, verraten worden zu sein. »Das kann nicht sein! Sie
... ist das wahr? Sagen Sie, dass es nicht wahr ist. Was Sie getan haben ...
was kommen wird ...«
Magnus fühlte, wie sich sein
Herz verhärtete. Er verfluchte sich dafür, dass ihm ein solches Missgeschick
widerfahren war.
»Es ist wahr, mein Sohn. Es ist
alles wahr.«
Er sah, wie Uthizzars Augen ihn
anflehten, er möge doch sagen, dass das alles nur ein Scherz gewesen war oder
dass er ihn nur auf eine abscheuliche Weise auf die Probe gestellt hatte. So
sehr Magnus auch seine Söhne vor der Sünde beschützen wollte, die ihr Vater
begangen hatte, konnte er es einfach nicht. Zu lange hatte er sich und seinen
Kriegern etwas vorgemacht, und diese letzte Chance für die Wahrheit und für
Wiedergutmachung konnte er nicht leichtfertig vergeben.
Ganz gleich, was das zur Folge
haben würde.
»Wir müssen die Legion warnen«,
zischte Uthizzar, drehte sich auf dem Absatz um und brüllte dem Scarab Occult Befehle
zu.
»Mobilisiert die Spireguard und
versetzt die Flotte in Gefechts-bereitschaft. Gebt an die zivilen Milizen den
Befehl zur Bewaffnung aus, und erteilt den allgemeinen Befehl für eine
Evakuierung der Zivilbevölkerung in die Spiegelhöhlen.«
Magnus schüttelte den Kopf, und
sofort entstand eine Wand
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