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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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solcher Gewaltausbruch mit sich brachte.
    Magnus durchquerte das
Trümmerfeld, in das er sein Arbeits-zimmer verwandelt hatte, beschämt darüber,
dass ihm so sehr die Kontrolle über sich entglitten war. Er musste an die
frische Luft, um einen klaren Kopf zu bekommen. Die Glastüren zum Balkon waren
ebenfalls zerschmettert, die Scherben lagen anklagend auf dem Boden verteilt
und knirschten unter seinen Schuhen.
    Er stützte sich mit den
Ellbogen auf das Balkongeländer, der kühle Wind zerzauste sein Haar und strich
sanft über seine Haut.
    Tief unter ihm in Tizca nahmen
die Dinge ihren gewohnten Lauf, die Bewohner ahnten nichts von der Verdammung,
die seinet-wegen auf sie niedergehen würde. Sie wussten noch nichts davon, aber
schon bald würden sie einer schrecklichen Vergeltungsaktion zum Opfer fallen.
    In welcher Form diese
Vergeltung über sie kommen würde, vermochte er nicht zu sagen, doch er
erinnerte sich noch gut an das, was der Imperator auf Nikaea gesagt hatte, und
er rechnete mit dem Schlimmsten. Die Menschen überquerten den Occullum-Platz
und spazierten durch die Straße der Tausend Löwen, sie trafen sich in vielen
Parks und in den Brunnenhäusern, die überall in den westlichen Stadtbezirken zu
finden waren, in denen die meisten Bürger der Stadt lebten.
    Der Raumhafen befand sich im
Norden der Stadt, wo er von Mauern umgeben aus der leichten Schräge angelegt
worden war, die hinunter zu einer geschwungenen Bucht führte. Goldene Strände
erstreckten sich an der Küste, bis sie außerhalb des Blickfelds in die Einöde
übergingen. An die Flanken der östlichen Gebirgsregion gedrückt stand die
Acropolis Magna, ein erhabener Felsblock, der einmal eine Festung dargestellt
hatte, die aber vor langer Zeit zu einer Ruine verkommen war. Auf dem höchsten
Punkt des Bergs stand eine Statue von Magnus, die die Stelle markierte, an der
er zum ersten Mal prosperischen Boden betreten hatte.
    Wie sehr er sich wünschte, er
könnte diesen ersten Schritt ungeschehen machen!
    Dutzende Theater drängten sich
am Fuß der Acropolis Magna, deren Sitzreihen man in den Berghang gehauen hatte.
Sie waren die Heimat von Schauspielern, die wie Leuteschinder über die
marmornen Bühnen stolzierten. Fünf absolut kreisrunde Tholus standen in
großzügigen Parks, Freiluftbauten, die nach den Prinzipien der goldenen Mitte
erbaut worden waren. In den vergessenen Zeitaltern waren sie als Tempel genutzt
worden, heute dienten sie als Sportarenen und Trainingsanlagen.
    Zahlreiche Kasernen der
Spireguard waren über die Stadt verteilt, und Magnus verspürte eindringliches
Bedauern, weil alle diese Männer und Frauen sterben mussten, obwohl ihr
einziges Verbrechen darin bestand, auf Prospero geboren zu sein.
    Die Pyramiden der Kulte
beherrschten die Skyline und überragten die goldene Stadt wie Pfeilspitzen. Das
Sonnenlicht wurde von ihnen reflektiert und tanzte im polarisierten Kristall.
Er hatte dieses Bild schon einmal gesehen und für eine Allegorie gehalten, aber
jetzt wusste er, es war nicht nur das.
    »All das wird in Schutt und
Asche gelegt werden«, sagte er traurig.
    »Dazu muss es nicht kommen«,
meldete sich hinter ihm eine Stimme zu Wort.
    Magnus drehte sich um und
wollte den Eindringling energisch zurechtweisen, doch da war kein Eindringling zu
sehen.
    Er selbst hatte diese Worte
gesprochen.
    Oder zumindest eine Version von
ihm.
    Der Spiegel neben der Tür war
zerschlagen, aber Dutzende Splitter hingen noch im Kupferrahmen fest. In jedem dieser
Splitter sah Magnus ein schimmerndes Spiegelbild seines Auges, eines spottend,
ein anderes wütend, ein drittes amüsiert, wieder ein anderes hochnäsig. Die
Augen musterten ihn auf eine listige, belustigte Art. Jedes hatte eine andere
Farbe, und auf einmal schauten sie ihn alle fragend an.
    »Ein Spiegel? Sogar jetzt
appellierst du an meine Eitelkeit?«, fragte Magnus und fürchtete sich davor,
was dies bedeuten mochte.
    »Ich hatte dir doch gesagt,
dass es die leichteste Falle ist, die man stellen kann«, sagten die
Spiegelbilder, deren Stimmen rutschig und verwickelt klangen. »Nun weißt du,
wie wahr das ist.«
    »Habt ihr das von Anfang an
gewollt?«, gab er zurück.
    »Habt ihr meine Zerstörung
mitverfolgen wollen?«
    »Deine Zerstörung? Niemals!«,
riefen die Spiegelbilder, als seien sie über seine Worte entrüstet. »Du warst
immer unsere erste Wahl, Magnus. Wusstest du das nicht?«
    »Eure erste Wahl für was?«
    »Um das ewige Chaos aus
Zerstörung und Wiedergeburt in

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