DGB 12 - Verlorene Söhne
fühlen konnte, wie ihm seine Selbstbeherrschung
angesichts der unverschämten Arroganz des Pavoni entglitt. Dass der Mann mit
seinen Worten auch noch recht hatte, machte das Ganze nur noch schlimmer.
Er wusste, er hätte auf Magnus'
Einschätzung der Situation vertrauen sollen, dennoch war er von Zweifeln
heimgesucht worden. Im besten Fall würde er wohl mit einer öffentlichen
Entschuldigung bei Yatiri davonkommen, im denkbar schlimmsten Fall drohte ihm
der Ausschluss aus dem Rehahti, dem inneren Zirkel der Thousand Sons, der von
Magnus ausgewählt und zusammengestellt wurde, um sich mit allen Themen zu
beschäftigen, die die Legion betrafen.
Die Mitglieder in diesem Zirkel
fluktuierten immer wieder, und die Aufnahme in den Rehahti hing von vielen
Faktoren ab, nicht zuletzt auch von der Position eines Astartes innerhalb der
Legion.
Die Kulte der Thousand Sons
wetteiferten um die Gunst und um einen Platz im innersten Kreis um den
Primarchen, da jeder wusste, dass es die eigene Macht nur stärken konnte, sich
in seinem strahlenden Glanz zu sonnen.
So wie die Kraft des Äthers mal
zu- und mal abnahm, so erging es auch den mystischen Fähigkeiten der Kulte. Unsichtbare
Ströme, die für eine Disziplin schädlich waren, konnten die Kräfte einer
anderen ansteigen lassen, und die Vorzeichen der ständig in Bewegung
befindlichen Gezeiten des Großen Ozeans wurden von den Geomancers der Legion
mit einer fast schon zwanghaften Detailgenauigkeit gelesen und interpretiert.
Gegenwärtig befanden sich die Pyrae im Aufstieg, während Ahrimans Kult, die
Corvidae, in der tiefsten Talsohle seit fast fünfzig Jahren steckte.
Jahrhundertelang hatten die
Corvidae in den Reihen der Thousand Sons vorgeherrscht, aber im Verlauf der
letzten Jahrzehnte war ihre Fähigkeit, die gewundenen Pfade der Zukunft zu
lesen, im Schwinden begriffen gewesen, bis ihre Seher kaum noch in der Lage
waren, die Untiefen kommender Ereignisse zu durchdringen.
Die Strömungen im Großen Ozean
schwollen an und waren heftig, und die Geomancers warnten vor einem schweren
Sturm, der sich in den Tiefen zusammenbraute, wenngleich sie keinen Hinweis auf
die Ursache dieses Sturms ausmachen konnten. Die Energieströmungen wurden durch
die tosenden Fluten verdeckt, die die eher kriegerischen Disziplinen stärkten
und im Blut derjenigen widerhallten, die nur die unteren Ebenen zu beherr-schen
vermochten.
Es widerte ihn an, dass
unbekümmerte Hitzköpfe wie Khalophis oder Auramagma wie hohe Herrschaften
umherstolzierten, während die im Verborgenen agierenden Seher und Hexer an den
Rand gedrängt wurden, obwohl sie die Thousand Sons seit ihrer Gründung geführt
hatten. Und doch konnte Ahriman nichts dagegen unternehmen, außer an jedem Tag
von Neuem zu versuchen, seine Verbindung zu den fernen Ufern der Zukunft
irgendwie wiederherzustellen.
Doch jetzt verdrängte er solche
Überlegungen und arbeitete sich durch die Aufzählungen, um zur Ruhe zu kommen
und sich in einen meditativen Zustand zu versetzen. Magnus' Pavillon war nicht
mehr weit entfernt, vor sich sah er deutlich die dreiseitige Pyramide aus
polarisiertem Glas und Gold, die im Licht der Abenddämmerung wie ein halb
verbrannter Diamant schimmerte.
Von außen undurchsichtig, von
innen transparent, verkörperte dieses Objekt auf perfekte Weise den Führer der Thousand
Sons.
Drei Terminatoren des Scarab
Occult standen auf die drei Ecken verteilt, jeder trug einen mit Klinge
versehenen Sekhem-Stab, ihre Sturmbolter hielten sie vor das Skarabäenmuster
aus Jade und Bernstein auf ihrem Brustpanzer.
Bruder Amsu stand am Eingang
zum Pavillon, er hielt ein flatterndes Banner in den Farben Scharlachrot und
Elfenbein fest.
Ahrimans Stolz beim Anblick
dieses Banners wurde durch die Tatsache gedämpft, dass er sich das Missfallen
seines Primarchen durch seine Entscheidung zugezogen hatte, mit den Sekhmet in
den Berg vorzudringen.
Vor Amsu blieb er stehen und
ließ zu, dass der seine ätherische Aura las, um so seine Identität viel
umfassender zu bestätigen, als es jeder Gen-Scanner und jeder Molekular-Reader
hätte tun können.
»Bruder Ahriman«, sagte Amsu.
»Willkommen im Rehahti. Lord
Magnus erwartet Sie.«
Das nüchterne Innenleben des
Pavillons hätte vermutlich so gut wie jeden erstaunt, der ihn zum ersten Mal zu
sehen bekam.
Angesichts der Verdächtigungen,
die über die Thousand Sons seit ihren frühesten Tagen verbreitet worden waren,
erwartete jeder Sterbliche, der das Glück hatte, zu einer
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