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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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sie als Nächstes reisen
wollten, während Camille und Chaiya dasaßen, sich an den Händen hielten und dem
Sprungcountdown lauschten, der mit ausdrucksloser Stimme aus den Lautsprechern
in den holzvertäfelten Wänden tönte.
    Die hoch oben auf dem letzten
Viertel der Cypria Selene angeordnete Kuppel erlaubte eine
beeindruckende Aussicht auf die gewaltigen Dimensionen des Schiffs. Dessen
Hülle erstreckte sich vor ihnen über eine Länge von sechzig Kilometern und
endete dann in einer stumpfen Schnauze, die den Bug bildete. Für ein Schiff,
das große Bestände an Kriegsmaterial, Truppen und sperrigen Kriegsgüter
transportieren musste, besaß es ein ansprechendes Äußeres.
    Die vier hatten sich schnell an
das Leben an Bord gewöhnt, und die ihnen von dem in die Irre geführten
Kontrolleur am Raumhafen zugewiesenen Kabinen waren eindeutig für
hochwohlgeborene Passagiere bestimmt.
    »Innerhalb von zwei Monaten
solltest du eigentlich zurück auf Terra sein«, sagte Lemuel zu Mahavastu. »Dann
bist du wieder in Uttarpatha und katalogisierst alte Aufzeichnungen, die aus
den Ruinen zutage gefördert werden. Wie ich hörte, sind sie inzwischen damit
fertig geworden, die Datenkerne von Neo-Aleksandrya zu sortieren. Aber es
sollen noch mehr davon existieren. Die müssten schon verrückt sein, wenn sie
auf deine Hilfe verzichten würden.«
    »Mag sein«, stimmte Mahavastu
ihm zu und stützte sich schwer auf einen Stock aus Ebenholz mit einem goldenen
Knauf, in den ein Jadeauge eingelassen war. »Allerdings fürchte ich, dass ich
für so viel Aufregung schon zu alt bin.«
    »Unsinn, in dir steckt immer
noch jede Menge Leben.«
    »Das ist nett von dir, Lemuel«,
sagte er. »Aber ich glaube, ich werde mich stattdessen lieber auf meine
Memoiren konzentrieren, sofern ich mich noch an genug erinnern kann.«
    »Die würde ich mit Vergnügen
lesen.«
    »Mit mehr Vergnügen, als ich
beim Schreiben haben werde, vermute ich.«
    Lemuel erwiderte nichts,
sondern lächelte nur, als sich Camille und Chaiya zu ihnen ans Geländer
stellten. Rund sechzig Passagiere hatten sich inzwischen in der Aussichtskuppel
eingefunden, um den Sprung in den Warp zu beobachten. Manche wollten einfach
nur sehen, wie ein Schiff von solchen Dimensionen von Stern zu Stern reisen
konnte, andere waren daran interessiert, einen Blick in das mysteriöse Reich des
Warp zu werfen.
    Wenn ihr nur wüsstet, ging es Lemuel durch den Kopf.
    Lieber würdet ihr euch die
Augen aus dem Kopf reißen, als euch einen Ort anzusehen, an dem so
fürchterliche Kräfte walten.
    »Bald sind wir unterwegs«,
sagte Camille.
    »Ja.« Lemuel deutete mit einer
Kopfbewegung auf die Glaskuppel, während der Countdown bei einer Minute ankam.
    »In gewisser Weise bin ich
sogar ein bisschen traurig.«
    Antennenartige Fahnen breiteten
sich auf der gesamten Länge des Schiffs aus, als die Schilde in Vorbereitung auf
den Sprung aktiviert wurden.
    »Nicht mehr lange«, befand
Camille und griff nach Lemuels Hand.
    »Und dann haben wir das hier
endlich hinter uns«, stimmte Lemuel ihr zu.
    Der Countdown war bei
dreiunddreißig Sekunden angelangt, als auf einmal der Alarm ertönte.
    Die automatische Stimme wurde
unterbrochen, kreischende Statik rauschte aus den Lautsprechern. Warnlichter
tauchten die Kuppel in rötliches Licht.
    »Was ist los?«, rief Mahavastu.
    Lemuel wusste darauf keine
Antwort, aber zum Glück musste er ihm seine Ahnungslosigkeit nicht eingestehen,
da in diesem Moment eine Explosion aus geisterhaftem Licht an der Steuer-bordseite
der Cypria Selene aufflammte. Als hätte ein gelblicher Fangzahn eine
schreckliche Wunde in das Gewebe der Realität gerissen, ergoss sich ein Schwall
aus Licht in den Raum rings um das Schiff. Der Riss wurde breiter und breiter,
kochende Ströme aus Unlicht schossen aus der Wunde wie Blut durch einen
Schleier.
    Gewaltige Konturen nahmen in
dem Wirbel Gestalt an, die die Form von Schlachtermessern hatten.
    Das erste Objekt war ein
schmales, beängstigend aussehendes Kriegsschiff, die Flanken waren schiefergrau
und wurden brutal von Waffenbatterien und Torpedowerfern unterbrochen. Der Bug
hatte die Form einer Pflugschar, doch dieses Schiff hegte keine friedlichen
Absichten. Die Umrisse waren kantig, die Linien schnörkellos, jedes Detail
sprach für einen erbarmungslosen Jäger, für den nur der Tod seiner Beute
zählte.
    Als das Schiff den flackernden
Riss in der Realität verlassen hatte, folgte ein ganzer Schwarm weiterer
Schiffe, die alle

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