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DGB 14 - Ketzerfürst

DGB 14 - Ketzerfürst

Titel: DGB 14 - Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Dembski-Bowden
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grobschlächtig in den Fels gehauener Raum in einem endlosen
Netzwerk aus unterirdischen Höhlen. Da auf Cadia keine von Menschenhand
geschaffenen Gebäude zu finden waren, fiel der Tempel des Auges weit weniger
prachtvoll aus, als sein Name hätte vermuten lassen. Unter der nördlichen Ebene,
die die Legion zu ihrem Landeplatz bestimmt hatte, bildeten die Höhlen und
unterirdischen Flüsse eine natürliche Basilika.
    »Diese Welt ist ein Paradies«,
merkte Vendatha an. »Es erfordert schon ein hohes Maß an Glauben, dass so viele
Stämme herkommen, um in diesem Ödland zu leben.« Argel Tal hatte diesen
Kommentar schon zuvor gehört.
    Vendatha hatte in seiner
direkten und stoischen Weisheit die Orbitalbilder genauso oft gesehen wie der
Captain der Word Bearers. Cadia war ein Planet ausgemäßigten Wäldern,
weitläufigen Tälern, großen Ozeanen und fruchtbarem Land, und doch kam hier, in
dieser lebensfeindlichen Ecke der Hemisphäre die Bevölkerung zusammen und
führte ein Leben inmitten von trockenen Ebenen.
    Xaphen ging mit Argel Tal und
dem Custodes durch den steinernen Korridor. Die Konstruktion des Tempels war so
simpel, wie man es von einer primitiven Kultur nicht anders erwarten konnte. An
den schrägen Wänden waren die Narben durch die Bearbeitung mit Spitzhacken und
ähnlichen Werkzeugen zu erkennen, dennoch hatte man in den Räumlichkeiten nicht
ganz auf Dekoration verzichtet. Bilder und Hieroglyphen bedeckten jede Wand, zusammen
mit Symbolen und Wandgemälden aus Kohle und in den Stein gehauenen Zeichen, die
für Vendatha keinen Sinn ergaben.
    Für ihn war es sogar so, dass
der Anblick mancher dieser Werke seine Augen schmerzen ließ. Überall wimmelte es
von unregelmäßig geformten Sternen, außerdem von langen Mantras in einer aus
seiner Sicht sinnlosen Sprache. Erkennbar war an der Struktur dieser Zeilen
lediglich, dass sie eine Versform bildeten.
    Skizzen des Großen Auges — wie
die Cadianer den Sturm über ihrer Welt nannten — waren ebenfalls allgegenwärtig.
    Fackeln aus gebündelten
Holzstöcken steckten in unregelmäßigen Abständen in Wandhalterungen, ihr Rauch
machte die Luft im Korridor diesig. Insgesamt gesehen hatte sich Vendatha schon
an viel interessanteren Orten aufgehalten. Am liebsten hätte er Aquillon dafür
die Pest an den Hals gewünscht, dass er ihn freiwillig gemeldet hatte, sich mit
dem Primarchen auf den Planeten zu begeben.
    »Wenn man Glauben versteht,
dann kann man recht leicht nachvollziehen, wieso sie herkommen«, sagte der Ordenspriester.
    »Glaube ist eine Fiktion«,
schnaubte Vendatha.
    Argel Tal hatte nie in seinem
Leben auf irgendetwas gewettet, da Glücksspiele gegen den klösterlichen Kodex der
Legion verstießen, zeigten sie doch, dass man dem weltlichen Reichtum eine
Bedeutung zukommen ließ, die für einen Krieger von reinem Herzen sinnlos sein
sollte.
    Dennoch hätte er in diesem
Moment darauf wetten und mit Sicherheit gewinnen können, dass »Glaube ist eine Fiktion«
der Spruch war, der dem Custodes am häufigsten über die Lippen kam.
    »Glaube«, widersprach Argel Tal
ihm, »bedeutet für jedes Wesen etwas anderes.« Es war ein eher kläglicher
Versuch, die Diskussion, die zwischen den beiden anderen Männern aufkam, im
Keim zu ersticken. Ein Versuch, der so scheiterte, wie er es bereits vermutet
hatte.
    »Glaube ist eine Fiktion«,
beharrte Vendatha, aber Xaphen fuhr fort, da er seine Zuhörerschaft gefunden
hatte.
    »Glaube ist der Grund, wieso
die Leute herkommen. Glaube ist der Grund, warum sich der Tempel an dieser
Stelle hier befindet. Hier befinden sich die Sterne alle in der richtigen
Position zueinander, und sie glauben, das unterstützt ihre Rituale. Die
Konstellationen kennzeichnen, wo die Götter am Himmel zu Hause sind.«
    »Heidnische Magie«, wiederholte
Vendatha, der allmählich verärgert klang.
    »Das prä-imperiale Colchis war
ganz genauso, müssen Sie wissen«, konterte Xaphen, der das Thema nicht auf sich
beruhen lassen wollte. »Diese Rituale unterscheiden sich nur ein wenig von
denen, die während der Generationen vor Lorgars Ankunft auch bei uns üblich
waren. Die Colchisianer haben den Sternen schon immer eine tiefschürfende
Bedeutung zugeschrieben.«
    Vendatha schüttelte den Kopf.
»Bringen Sie mich nicht dazu, dass ich auch noch geistlosen Aberglaube auf die Liste
der Dinge setze, die ich gegen Sie zusammengetragen habe, Ordenspriester.«
    »Nicht jetzt, Ven«, ging Argel
Tal dazwischen. Er war in der Stimmung, sich schon

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