DGB 14 - Ketzerfürst
verstehe nicht«, erwiderte
sie.
Daraufhin begann er, ihr das
vergangene Jahr in seinem Leben zu schildern, so wie er es zuvor bei seinem Vater
gemacht hatte. Sie unterbrach ihn viel seltener, um Zwischenfragen zu stellen,
und als er schließlich fertig war, konzentrierte sie sich nicht auf die Folgen
dieser Offenbarungen für die ganze Menschheit, sondern auf den Moment, als ihr
aufgefallen war, wie Argel Tals besonders leise geworden war.
»Sie haben Vendatha getötet«,
sagte sie sanft, um jeden vorwurfsvollen Ton zu vermeiden. »Sie haben Ihren
Freund getötet.« Argel Tal sah in ihre blinden Augen. Seit er aus dem Sturm
zurückgekehrt war, empfand er es auf eine seltsame Weise als angenehm,
lebendige Wesen anzuschauen.
Er war immer in der Lage
gewesen, ihr Herz schlagen zu hören, aber nun gesellte sich dazu auch noch das
verlockende Gefühl zu spüren, wie das Blut durch ihre Adern strömte. All diese
Wärme, der Geschmack, das Leben, so dicht unter ihrer dünnen Haut. Sie
anzusehen und zu wissen, wie leicht es sein würde, sie zu töten, bereitete ihm
Lust und zugleich ein schlechtes Gewissen, wie er es noch nie zuvor gefühlt
hatte.
Und es fiel ihm auch noch so
leicht, es sich auszumalen. Ihr Herzschlag würde langsamer werden, ihre Augen glasig,
und sie würde schaudernd nach Luft schnappen, wenn ihre Lippen zitterten.
Dann ...
Dann würde ihre Seele in den
Warp fallen und in diesem tosenden Abgrund schreien und schreien, sie würde kreischend
in den Gezeiten versinken, bis sie von den Niegeborenen verzehrt worden war.
Argel Tal wandte den Blick von
ihr ab. »Verzeihen Sie, dass ich einen Moment lang abgelenkt war,
Beichtnehmerin. Was haben Sie gerade gesagt?«
»Ich sagte, Sie haben Ihren
Freund getötet.« Cyrene legte die Finger an ihren schlichten silbernen Ohrring.
Ein Geschenk ihres Geliebten, wie Argel Tal vermutete — Major Arric Jesmetine.
Der Word Bearer antwortete erst
mit einiger Verzögerung. »Ich bin nicht hergekommen, um dafür um Vergebung zu bitten .«
» Ich bin mir nicht sicher, ob
Ihnen das vergeben werden kann.«
Der Captain erhob sich. »Es war
ein Fehler von mir, schon so bald herzukommen. Ich hatte befürchtet, dass es so
zwischen uns sein würde.«
»Befürchtet?« Cyrene musste
lächeln. »Dieses Wort habe ich aus Ihrem Mund noch nie vernommen, Argel Tal.
Ich dachte, Astartes fürchten sich vor nichts.«
»Na gut, es ist keine Furcht.«
Von jedem anderen ausgesprochen hätten sich diese Worte aufsässig und abweisend
angehört, aber keine dieser Regungen schwang in Argel Tals Stimme mit. »Ich
habe mehr gesehen, als die meisten imperialen Seelen je zu sehen bekommen
werden. Vielleicht besitze ich ein besseres Verständnis für Sterblichkeit,
immerhin wurde mir gezeigt, wohin unsere Seelen gehen, wenn wir sterben.«
»Würden Sie immer noch Ihr
Leben für das Imperium geben?«
Diesmal antwortete er ohne das
geringste Zögern. »Ich würde mein Leben für die Menschheit geben. Ich würde niemals
mein Leben bieten, um das Imperium zu erhalten. Tag für Tag haben wir uns
weiter vom Imperium der Lügen meines Großvaters entfernt. Es wird eine
Abrechnung geben für all die Lügen, die er einer ganzen Spezies aufgetischt hat.«
»Es tut gut, Sie so reden zu
hören«, sagte sie.
»Wieso? Freut es Sie, mich
blasphemische Äußerungen gegen das Reich des Imperators machen zu hören?«
»Nein, ganz im Gegenteil. Aber
Sie klingen wieder so sehr von allem überzeugt. Ich bin froh, dass Sie von ... von
diesem Ort zurückgekehrt sind.« Sie hielt ihm eine Hand hin, so wie es eine
Priesterin des Bundes machen würde, die ihren Siegelring hinhielt, damit der
geküsst wurde. Argel Tals spröde, warme Lippen berührten nur für einen
flüchtigen Moment ihre Knöchel.
»Es wird dadurch zum Krieg
kommen, nicht wahr?«, fragte sie.
»Der Primarch hofft, dass sich
das vermeiden lässt. Der Menschheit bleibt nur diese eine Wahl, und die muss
von denen getroffen werde, die nach den Antworten gesucht haben.«
»Also zum Beispiel von Ihnen?« Er
lachte leise. »Nein. Von meinem Vater und von den Brüdern, denen er vertrauen
kann. Manche werden mittels Täuschung für seine Seite gewonnen werden, wenn sie
sich als zu dumm erweisen, ihm zu glauben. Aber wir sind eine zahlenmäßig große
Legion, wir können auf viele Eroberungen zurückblicken, und noch viel mehr
liegen vor uns. Viele Welten an den Grenzen des Imperiums werden eher zu
Aurelians Kriegern stehen als zum
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