DGB 14 - Ketzerfürst
Imperator.«
»Dann ... Dann planen Sie das
also schon?«
»Es muss nicht zwangsläufig zum
Krieg kommen«, versicherte er ihr. »Der Primarch dringt in das Große Auge vor,
um Zeuge seiner eigenen Offenbarungen zu werden. Offenbar waren die bislang
geopferten Leben nur das Vorspiel zur Wahrheit gewesen.«
Cyrene hörte das Unbehagen in
seiner Stimme, zumal er sich keine Mühe gab, es zu überspielen.
»Glauben Sie, der Primarch hat
Sie aus ... aus Angst vorgeschickt?« Argel Tal gab darauf keine Antwort.
»Sagen Sie mir noch eine Sache,
bevor Sie gehen, Captain.«
»Fragen Sie ruhig.«
»Warum haben Sie das alles
geglaubt? Höllenwelten, Seelen, das langsame Aussterben der Menschheit, dazu diese
... Monster, die sich selbst Dämonen nennen. Was hat Sie davon überzeugt, dass
es nicht ein Trick irgendwelcher Xenos war?«
»Solche Geschöpfe unterscheiden
sich nicht von den Göttern zahlloser Religionen, die im Lauf der Jahrtausende entstanden
und wieder untergegangen sind. Nur wenige Götter haben sich ihrer Kultur
gegenüber als gnädig erwiesen.«
»Aber was ist, wenn das alles
nur eine Lüge war?« Es wäre ein Leichtes gewesen zu sagen, dass Glaube an sich
Existenzberechtigung genug war und dass sich die Menschheit schon immer der
Religion zugewandt hat.
Dass sich fast jede
wiederentdeckte menschliche Kultur an den Glauben an das Unendliche und das
Göttliche geklammert hat.
Dass dies hier ein Reich der
Prophezeiungen war, in dem Wesen von göttlicher Macht zweifelsfrei den Beweis
geliefert hatten, dass sie den Lord der Siebzehnten Legion zu sich gerufen
hatten, um das Schicksal zu formen, damit sich diese Ereignisse so abspielen
konnten.
Ob es sich um freundlich
gesinnte, schöpferische Götter aus irgendwelchen Mythologien oder um bloße
Manifestationen menschlicher Gefühle handelte, war letztlich unwichtig. Hier
befand sich die göttliche Macht in einer Galaxis der verlorenen Seelen. Hier am
Rand des stofflichen Universums waren sich Götter und Sterbliche endlich
begegnet, und ohne diese Meister würde die Menschheit untergehen.
Aber Argel Tal sagte nichts in
dieser Art. Er war es leid, solche Dinge erklären zu müssen.
»Ich erinnere mich an Ihre
Worte, nachdem Monarchia in den Flammen des Imperators gestorben war. Sie sagten
zu mir, das sei der Tag gewesen, an dem Sie zu glauben begannen, dass Götter
tatsächlich existierten, weil solch ungeheure Kräfte entfesselt worden waren. Ich
fühlte das Gleiche, als ich sah, welche Mächte in diesem Sturm am Werk waren.
Können Sie das verstehen, Cyrene?«
»Das kann ich verstehen.«
»Das dachte ich mir.« Mit
diesen Worten verließ er sie.
Aquillon traf bei den
Übungskäfigen auf ihn.
Beide Krieger waren sich lange
Zeit der Gegenwart des jeweils anderen bewusst, bevor einer von ihnen ein Wort sagte.
Aquillon sah ihm schweigend zu und hielt respektvoll Abstand, während er darauf
wartete, dass Argel Tal mit seiner Übungsrunde fertig war.
Der Word Bearer bedachte den
Custodes mit einem knappen Nicken, sagte aber nichts, während er seine
Schwertkampfroutinen durcharbeitete. In seiner geschwächten körperlichen
Verfassung das Gleichgewicht zu wahren, stellte für ihn eine quälende
Angelegenheit dar. Die deaktivierten Übungsklingen zerschnitten mit matten
Hieben die Luft — ein armseliger Schatten der verlorenen Schwerter aus rotem Eisen
—, und er schnappte vor Anstrengung nach Luft, während sein Herz heftig schlug,
da es Mühe hatte, mit den Anforderungen mitzuhalten, die er seinem
ausgemergeltem Körper abverlangte.
Schließlich ließ Argel Tal die
Klingen sinken. Seine Muskeln schmerzten, obwohl er gerade einmal zwei Stunden Kampftraining
hinter sich hatte. Vor seiner Reise ins Auge hätte er sich für eine so schwache
Leistung rituelle neunundneunzig Nächte lang bestraft.
»Aquillon«, begrüßte er seinen
Freund.
»Sie sehen aus, als wären Sie
gestorben und hätten vergessen liegen zu bleiben.« Der Word Bearer schnaubte.
»So fühle ich mich auch.«
»Zu schade. Als wir das letzte
Mal gemeinsam in einem dieser Käfige gestanden haben, konnten Sie noch fast
vier Minuten gegen mich durchhalten.«
»Wie ich sehe, sind Sie heute
nicht mitfühlend gelaunt.« Noch vor Kurzem wäre es Argel Tal leichtgefallen,
etwas ähnlich Bissiges zu erwidern. »Sind Sie hier, um über Ven zu reden?« Aquillon
öffnete den Energiekäfig und griff nach einer Übungsklinge von der gleichen
Sorte, mit der Argel Tal gekämpft hatte. Die
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