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DGB 14 - Ketzerfürst

DGB 14 - Ketzerfürst

Titel: DGB 14 - Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Dembski-Bowden
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Lügnern und Betrügern zu bändigen?«
    »Lord, ich ... ich ...« Kor
Phaeron verdrehte die Augen, seine Zunge war inzwischen dunkel verfärbt und
hing schlaff zwischen seinen schmalen Lippen.
    »Sire«, meldete sich Erebus zu
Wort. »Sire, Sie werden ihn noch umbringen.« Lorgar starrte den Mann
sekundenlang so seltsam an, dass sich Erebus nicht sicher sein konnte, ob der Primarch
ihn überhaupt erkannte.
    »Ja«, sagte Lorgar schließlich.
»Das könnte ich machen, wenn ich es wollte.« Er lockerte den Griff um Kor
Phaerons Hals, der Mann sackte daraufhin in sich zusammen und blieb reglos auf
dem Boden liegen. »Aber ich werde es nicht tun.«
    »Milord ...« Der ältere Mann
keuchte, während das Blau seiner Lippen nur allmählich abebbte. »Wir können ...
von diesen Kulturen ... viel lernen ... Sie sind alle Echos des antiken
Glaubens der Menschheit ... So wie Sie ... bin ich niemand ..., der grundlos
andere abschlachtet ... Ich wollte ... die Ursprünge der Spezies ... retten
...«
    »Es ist eine Zeit vieler
Enthüllungen«, meinte der Primarch seufzend. »Und ich kann erkennen, warum Sie
so gehandelt haben, Kor Phaeron. Hätte ich bloß die gleiche Weitsicht und Gnade
walten lassen.« Es war Erebus, der darauf erwiderte: »Sie haben die Frage
selbst gestellt, Sire. Was ist, wenn es eine Wahrheit hinter den Kulturen gibt,
die von uns vernichtet werden? Kor Phaeron hat eine Handvoll gerettet, aber im
Rahmen des Großen Kreuzzugs wurden schon Tausende ausgelöscht. Was, wenn wir
die Sünde von Colchis immer und immer wiederholen?«
    »Und wie kommt es«, brachte Kor
Phaeron mit einem schwachen Lächeln heraus, während er an seine verfärbte Kehle
fasste, »dass sich bei so vielen Kulturen der gleiche Glaube findet wie auf
unserer Heimatwelt? Das muss doch bedeuten, dass es eine unterschwellige, alles
verbindende Wahrheit gibt ...« Der Siebzehnte Primarch nickte bedächtig. Schon
vor diesem jüngsten Geständnis hatte sich sein Verstand der Zukunft zugewandt
und sich mit den unendlichen Möglichkeiten beschäftigt. Das war seine
genetische Gabe in Aktion: ein Denker, ein Träumer, während seine Brüder Krieger
waren.
    »Wir haben über hundert Jahre
lang den falschen Altar angebetet«, sagte Kor Phaeron, dessen Stimme fast
wieder normal klang.
    Lorgar tauchte seine Hand in
die Schüssel und verteilte eine neue Lage Asche auf seinem Gesicht. »Ja«, sagte
er, wobei seine Stimme wieder kräftiger wurde. »Das haben wir tatsächlich.
Erebus?«
    »Jawohl, Sire?«
    »Überbringen Sie meine Worte
den Ordenspriestern, berichten Sie ihnen von allem, was sich in den Tagen
ergibt, die ich weiter hier zurückgezogen verbringen werde. Sie verdienen es zu
wissen, was ihr Primarch denkt und fühlt. Und wenn Sie morgen für weitere
Beratungen zu mir zurückkehren, bringen Sie mir bitte Pergament und einen Stift
mit. Es gibt viel, das ich niederschreiben muss. Es wird Tage dauern,
vielleicht sogar Wochen, aber es muss festgehalten werden, und ich werde erst
dann aus meiner Isolation kommen, wenn es abgeschlossen ist. Sie beide werden
mir helfen, dieses große Werk zu schaffen.«
    »Welches Werk, Sire?« Lorgar
lächelte. Nie hatte er seinem Vater ähnlicher gesehen als in diesem Moment.
    »Das neue Wort.«

 

     
     
    Sechs
    Kale der Servitor
    Unkonzentriert
    Kriegerpriester
     
     
    DIE JUNGE FRAU HATTE
SCHWIERIGKEITEN ZU schlafen,
da ihr jeder Bezug fehlte, wo der Tag endete und die Nacht begann. Es gab keine
Phasen, in denen das leise Poltern im Raum wenigstens für eine Weile
verstummte, während aus weiter Ferne das leichte Vibrieren der Maschinen bis zu
ihr drang. Da Finsternis und Geräuschkulisse immer gleich blieben, verbrachte
sie die Stunden damit, auf ihrem Bett zu sitzen und vor sich hin ins Nichts zu
starren. Von Zeit zu Zeit hörte sie die Stimmen derjenigen, die an der Tür zu
dem Raum vorbeikamen, in dem sie untergebracht war.
    Die Blindheit brachte unzählige
Schwierigkeiten mit sich, vor allem aber bedeutete sie Langeweile. Cyrene war
eine eifrige Leserin gewesen, und ihre Arbeit machte es erforderlich, dass sie
viel auf Reisen war und dass sie alle möglichen Sehenswürdigkeiten zu sehen
bekam. Nachdem ihr das Augenlicht genommen worden war, konnte sie keiner dieser
Beschäftigungen noch sinnvoll nachgehen.
    In den Momenten, in denen ihre
Laune besonders schlecht war, musste sie sich über den grausamen Sinn für Humor
wundern, den das Schicksal ganz offenbar besaß. Von den Astartes ausgewählt

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