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DGB 14 - Ketzerfürst

DGB 14 - Ketzerfürst

Titel: DGB 14 - Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Dembski-Bowden
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genetischen Code hatte.
Der verschmolzene Brustkasten beraubte ihn zu einem großen Teil seiner
Menschlichkeit, was für die Beschaffenheit der Muskulatur galt. Wenn es
irgendetwas gab, das an einem im Labor geschaffenen Angehörigen der
Astartes-Unterspezies als gut aussehend bezeichnet werden konnte, dann war es
bei Torgal gar nicht erst vorhanden. Narben bedeckten den größten Teil seiner
dunklen Haut — rituelle Brandmale, eintätowierte colchisianische Schriften und
dazu die wie Täler wirkenden Einschnitte von Klingen, die im Lauf der Jahre ihr
Ziel gefunden hatten.
    Argel Tal ließ das
Übungsgladius sinken. Das verschmierte Rote auf der ganzen Länge der Klinge
spiegelte in nassen Blitzen die Deckenbeleuchtung wider.
    »Ich bin nicht bei der Sache«,
sagte er.
    »Das habe ich gemerkt, mein
Herr. Und der Trainingsservitor ebenfalls.«
    »Schon zwei Wochen. Seit zwei
Wochen verharren wir jetzt im Orbit und können nichts unternehmen. Zwei Wochen,
in denen Aurelian nicht aus seiner Isolation gekommen ist. Ich bin nicht dafür
geschaffen, mit so etwas zurechtzukommen, Bruder.« Argel Tal betätigte den
Schalter, der die Hemisphären des Übungskäfigs öffnete, und trat hinaus. Mit
einem Brummlaut warf er das blutige Schwert zu Boden, das ein Stück weit rutschte
und dann neben dem toten Sklaven liegen blieb.
    »Ich wäre jetzt an der Reihe
gewesen«, murmelte Torgal und betrachtete den toten Sklaven. Dessen sechs
bionische Arme liefen alle in Klingen aus, von denen nicht eine einzige auch
nur Spuren von Blut aufwies.
    Argel Tal wischte sich den
Schweiß aus dem Nacken und warf das Handtuch auf eine Bank ganz in der Nähe.
    Nur am Rande nahm er den
Dienstservitor wahr, der den getöteten Sklaven wegbrachte, damit er
eingeäschert wurde.
    »Ich habe mit Cyrene gesprochen«,
sagte er. »Es ist ein paar Tage her.«
    »Davon habe ich gehört. Ich
habe auch schon überlegt, sie zu besuchen. Hat sie keinen beruhigenden Einfluss
auf Sie?«
    »Sie sieht zu viel«, antwortete
Argel Tal.
    »Welche Ironie.«
    »Es ist mein Ernst«, beharrte
der Captain. »Sie hat mich gefragt, ob ich auf den Imperator wütend bin. Wie
soll ich auf so etwas antworten?« Torgal ließ den Blick durch den Trainingsraum
der Siebten Kompanie wandern. Die Schlachtenbrüder, die dort ihre Kampfübungen
absolvierten, wussten alle, dass sie respektvollen Abstand zu ihrem Anführer
halten sollten, wenn der nicht bester Laune war. Holzstäbe schlugen mit Wucht
gegeneinander, Fausthiebe verursachten ein fleischiges Klatschen, elektrische
Käfige dämpften den Lärm der Klingen, die in ihrem Inneren aufeinandertrafen.
Dann drehte er sich wieder zu seinem Captain um. »Sie können ihr die Wahrheit
sagen.« Argel Tal schüttelte den Kopf. »Die Wahrheit hinterlässt einen üblen
Geschmack auf meiner Zunge. Ich werde sie nicht aussprechen.«
    »Andere werden die Wahrheit
sagen.«
    »Andere? So wie Sie?« Torgal
zuckte mit seinen nackten Schultern. »Ich schäme mich nicht für meine Wut,
Argel Tal. Man hat uns Unrecht angetan, und wir waren dem falschen Weg
gefolgt.« Argel Tal streckte sich, um die Steifheit aus seinen Schultermuskeln
weichen zu lassen. Mit seiner Antwort ließ er sich einen Moment Zeit. Torgal
war geschwätzig, und er wusste, was immer er ihm sagte, würde in der gesamten
Kompanie die Runde machen, vielleicht sogar überall in der Gezahnten Sonne.
    »Es geht um mehr als um die
Frage, ob der Imperator uns Unrecht angetan hat oder nicht. Wir sind eine
Legion, die auf Glauben begründet ist, und derzeit sind wir ohne Glauben.
Verärgerung ist nur natürlich, aber es ist keine Antwort. Ich werde auf die Rückkehr
des Primarchen warten, und dann werde ich mir seine weisen Worte anhören, ehe
ich entscheide, welchen Weg ich einschlage.« Unwillkürlich lächelte Torgal.
»Sie müssten sich selbst reden hören. Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie kein
Crozius tragen wollen? Ich glaube, Erebus würde es in Erwägung ziehen, Sie
wieder zu trainieren. Ich habe mehr als einmal gehört, wie er Xaphen gegenüber
sein Bedauern ausgedrückt hat.«
    »Sie sind eine tückische
Präsenz in meinem Leben, Bruder.« Der finstere Ausdruck des Captains passte
nicht zu seinem ansonsten so attraktiven Gesicht. Seine Augen waren so blau wie
ein colchisianischer Sommerhimmel, und seine Miene, wie bei so vielen seiner
Brüder frei von Narben, ließ noch immer etwas von dem Menschen erkennen, der
aus ihm hätte werden können.
    »Dieses Thema ist längst
erledigt.

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