DGB 14 - Ketzerfürst
es hat seinem Stolz einen Tiefschlag versetzt, dass Sie sich für
einen anderen Weg entschieden haben. Die Enttäuschung hat ihn bis in sein
Innerstes getroffen, aber er hat Ihnen vergeben. Ich frage mich nur, ob man das
Gleiche auch von Ihnen sagen kann. Haben Sie ihm vergeben?«
Für einen anderen Weg
entschieden, ging
es Argel durch den Kopf. So konnte man es wohl auch ausdrücken.
»Es gibt nichts, was ich ihm
vergeben müsste«, sagte er.
»Seine Verärgerung über meine
Entscheidung war völlig verständlich.« Lorgar musterte ihn aufmerksam. Auch
wenn die grauen Augen des Primarchen Fürsorge ausstrahlte, urteilten sie unterschwellig
dennoch stets über alles und jeden.
»Ihr Verständnis und Mitgefühl
für andere war schon immer eine Ihrer Stärken, Argel Tal.«
»Ich fühle mich geehrt, dass
Sie so denken, Sire.«
»Nun, damit wären wir an dem
Moment angekommen, an dem ich auf den Grund zu sprechen komme, warum ich Sie zu
mir bestellt habe.«
»Ich bin bereit.«
»Es wird für die Gezahnte Sonne
eine Reihe von Veränderungen geben, wenn Sie zum Großen Kreuzzug zurückkehren.
Ich habe vier Orden ausgewählt, die jeweils fünf unserer Custodes-Wachhunde an
Bord nehmen werden. Zu meinem Bedauern muss ich Sie wissen lassen, dass die
Gezahnte Sonne einer dieser Orden ist. Wie ich hörte, sind Sie Aquillon in der
Stadt aus Glas bereits begegnet? Ich habe seiner Bitte stattgegeben, eine der
Custodes-Gruppen bei der Gezahnten Sonne hinzuwerfen.«
»Zu Befehl«, erwiderte Argel
Tal.
»Das ist leider noch nicht
alles.« Abermals lächelte Lorgar, wieder ganz der charmante goldene Hierarch,
der auf dieser Welt eine Revolution angeführt hatte. »Ich vertraue Ihnen in
jeglicher Hinsicht. Sie haben mir geholfen, mich aus der Schmach zu erheben.
Sie haben mich aus dem Staub gezogen, und dafür danke ich Ihnen. Daher möchte
ich Sie in aller Demut fragen, ob Sie mir einen Gefallen tun würden, Siebter
Captain Argel Tal.« Die Worte und der Tonfall, in dem sie ausgesprochen wurde,
ließen Argel Tal ehrfürchtig auf die Knie sinken.
Welcher andere Primarch,
welches andere gottgleiche Wesen würde so demütig sein, einen eigenen Sohn um
einen Gefallen zu bitten? Es ehrte Argel Tal, in der Blutlinie eines solchen
Wesens geboren zu sein.
Lorgar lachte melodisch, und
Cyrene, die gut zehn Meter entfernt stand, musste bei diesem wundervollen Klang
erneut gegen Tränen ankämpfen.
»Stehen Sie auf«, forderte der
Primarch ihn auf. »Haben Sie nicht schon genug gekniet, Argel Tal?« Er erhob
sich, sein Blick blieb aber weiterhin auf die Füße seines Gegenübers gerichtet.
»Bitten Sie mich, um was Sie wollen, Sire. Egal was, ich werde es tun.«
»Ich bin mit Tausenden und
Abertausenden meiner Krieger gereist, Jahrzehnt auf Jahrzehnt habe ich den
General gegeben, den Admiral gespielt. Ich bin dieser Spiele überdrüssig. Wenn
sich die Legion zwischen den Sternen aufteilt, verspüre ich keinen Wunsch,
irgendeinem meiner Brüder zu begegnen. Ihre selbstherrliche Hochnäsigkeit würde
mir nur den letzten Nerv rauben. Man könnte sagen, ich will mich vor ihnen
verstecken, aber das wäre gelogen. Ich möchte nur nicht gefunden werden. Das
ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied.«
»Ich verstehe, Lord.«
»Sagen Sie, welches ist noch
gleich Ihre Expeditionsflotte?«
»Die 1301., Sire. Befehligt von
Flottenmeister Baloc Torvus, derzeit im Subsektor Atlas im Einsatz.« Wo sie
auf Verstärkung wartet, fügte er im Geist an.
»Ja.« Lorgar nickte. »Die 1301.
Seit dem Beginn des Großen Kreuzzugs bin ich mit achtzehn meiner Orden
unterwegs gewesen. Diesmal sehen wir uns einer ungewissen Zukunft gegenüber,
daher möchte ich Sie um die Erlaubnis bitten, die dreihundert Krieger der
Gezahnten Sonne begleiten zu dürfen.« Argel Tal sah über die Schulter zu
Cyrene, dann zu Xaphen, ehe er sich wieder zu Lorgar umdrehte. Der Ordenspriester
nickte einmal, die Beichtnehmerin hielt die Hände auf den Mund gepresst,
während Tränen über ihr Gesicht strömten.
»Verzeihen Sie, Sire«, sagte
Argel Tal schließlich. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Sie richtig
verstanden habe.«
»Das ist der Gefallen, um den
ich Sie bitte, mein Sohn. Kor Phaeron wird während meiner Abwesenheit die 47. Expedition
führen. Es mag mir nicht gelingen, dem Occuli Imperator zu entkommen — er wird
mir auf Schritt und Tritt folgen wollen —, aber ich kann in sicherem Abstand zu
meinen Brüdern das Empyrean durchforsten, und das ist
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