DGB 14 - Ketzerfürst
und mein Vater steht über allem sterblichen Leben in
der Galaxis: ein Gott der Macht, ein Gott des Zorns, ein Gott der Visionen.
Ein Gott in jeder Hinsicht, nur
nicht dem Namen nach.
Der Alte Glaube von Colchis
teilt seine Wurzeln mit dem von Tausenden von menschlichen Kulturen, verteilt
auf Tausende von Welten.
Das allein ist schon Beweis
dafür, dass es irgendwo inmitten der sich verschiebenden Parabeln, irgendwo in
der Vermischung von Mythen mit der Geschichte und von Geschichte mit Mythen ein
Kern der absoluten Wahrheit existiert.
Die wunderschönste Legende ist
die vom Empyrean, die von der Urtümlichen Wahrheit.
Man kennt sie unter den unterschiedlichsten
Namen. Das Empyrean ist der Name, den wir auf Colchis verwenden. Andere nennen
es Himmel — ein Mittel, um bis in alle Ewigkeit zu existieren, lange nach dem
Tod der sterblichen Hülle. Ein Reich unendlicher Möglichkeiten, ein Paradies
voller Potenzial, in dem die Seele eines jeden Sterblichen aus der gesamten
Menschheitsgeschichte zu finden ist.
Sogar ich weiß, dass diese
Dinge Mythen sind, Geschichten, die von Generation zu Generation weitergegeben
werden und sich dabei konstant verändern.
Dennoch muss man sich das
einmal vorstellen. Eine Realität hinter den Mythen. Ein Ort im Universum, an
dem sich Götter und Sterbliche begegnen können. Man muss sich einmal vor Augen
halten, welche Wunder dort gewirkt werden könnten.
Ein Zustand des völligen Chaos,
der völligen Reinheit. Ein Ort, an dem alles möglich ist. Das Leben endet mit
dem Tod, aber nicht die Existenz.
Wenn sich hinter dem Alten
Glauben eine Wahrheit verbirgt, dann werde ich sie finden.
Er dreht die dritte Karte um.
Heißer Dunst lässt die Himmel über den Konturen von Türmen und Kuppeln
flimmern. Colchis. Die Stadt der Grauen Blumen. Daheim.
Die Menschen auf Colchis haben
auf der Suche nach Antworten immer zu den Sternen hinaufgeschaut. Die auf
dieser Welt geborene Legion, die Träger des Wortes, stellt dabei keine Ausnahme
dar. Viele Orden dieser Legion sind nach den Sternbildern benannt, die am
Nachthimmel über Colchis zu sehen sind.
Sogar der Name, den man mir
gegeben hat, den niemand außerhalb der Legion verwendet, hat seinen Ursprung in
der Geschichte. »Aurelian«, rufen sie, wenn sie in den Krieg ziehen.
»Der Goldene.« Aber die
linguistischen Wurzeln reichen noch viel weiter zurück und haben eine
zutreffendere Bedeutung, geschaffen von den Vorfahren, die auf der Suche nach
Inspiration zum Himmel schauten.
Aurelian. Die Sonne.
Es ist nur natürlich, dass wir
in den Sternen nach Antworten suchen.
Das Leben kommt von dort. Der
Imperator kam von dort. Die Legion ist dorthin aufgestiegen.
Unser Schicksal wartet hinter
den Sternen auf uns.
Colchisianische Legenden
berichten von primitiven, aber weltraumtauglichen Schiff, die die Welt
verließen, um sich auf die Suche nach den Göttern zu begeben. Ganz ähnlich wie
die afrikahanischen und die grecianischen Völker der Alten Erde, die nach ihren
Gottheiten Ausschau hielten. Ich habe die Fragmente gelesen, die von ihren
Kulturen noch existieren, und ich bin mit meinem Bruder Magnus die Pfade der
Vergangenheit gegangen. Die Reisen von Osyrus und Odisseon in den terranischen
Mythen entsprechen den Reisen von Khaane, Tezen, Slanat und Narag, auf Colchis
geborenen Propheten und bedeutenden Suchenden, die heute in der Umarmung der
Zeit vergessen sind.
Ihre Reise zur Heimat der
Götter ist das, was wir heute als Pilgerreise kennen.
Er dreht die vierte Karte um.
Die psychoreaktive Flüssigkeit schafft architektonische Wunderwerke in seinen
Fingerspitzen: eine hohe, bogenförmige Brücke, ein sich windender Steinpfad,
der sich durch einen großen Garten zieht. Eine Reise. Eine Pilgerreise.
Die Pilgerreise ist die älteste
Legende im Bund von Colchis, und sie findet sich am häufigsten in den über die ganze
Galaxis verstreuten menschlichen Kulturen. Die Menschheit hat das grundlegende
Bedürfnis, an die Urtümliche Wahrheit zu glauben, an den Himmel, das Paradies
... Irgendwo existiert sie in irgendeiner Form: die Heimat der Götter, die
Unterwelt der Dämonen. Die Ebene hinter der natürlichen Realität. In ihren
Grenzen ist alles möglich.
Die Pilgerreise ist nichts
weiter als eine Reise mit dem Ziel, diesen Ort mit den eigenen Augen zu sehen
... und sagen zu können, wo die Mythologie endet und der Glaube beginnt.
Himmel. Hölle. Götter. Dämonen.
Ich werde die Antworten finden,
nach denen ich
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