DGB 14 - Ketzerfürst
einer solchen Vorgehensweise hatte zu dieser Situation geführt.
Jahrzehnte zuvor, als sich die Legio Cybernetica erstmalig an den Lord der Word
Bearers gewandt hatten, war von Lorgar das großzügige Angebot gekommen, seine
Schiffe an die besonderen Erfordernisse seiner neuen Mechanicum-Verbündeten
anzupassen.
»Wir sind alle Brüder unter dem
schützenden Blick des gleichen Gottes«, hatte er bei seinem ersten Besuch auf der
Marsoberfläche zum Fabrikator-General gesagt. Offenbar war es kurz darauf zu
einer Einigung gekommen, dass die Kohorte Carthage — eine der stolzesten
Cybernetica-Armeen — die XVII. Legion begleiten und in den Eingeweiden ihrer
Schiffe mitreisen sollten.
Xi-Nu 73 war nicht zugegen
gewesen, als diese Einigung erzielt wurde. Er war zu jener Zeit nicht einmal
fleischgeboren gewesen, und das trug zu seinen Zweifeln am Wahrheitsgehalt
dieser Geschichte bei. Der Grund dafür, dass seine Wahrnehmung sie nicht als
die reine Wahrheit akzeptierte, war dabei recht simpel. So nützlich die Kohorte
Carthage für die Legion der Word Bearers auch war, missfiel es den Astartes,
Elemente des Mechanicums in ihrer Mitte zu haben. Das Verhältnis war eher
unterkühlt als höflich, selbst wenn man die Nichtmenschlichkeit des Mechanicums
berücksichtigte.
Es hieß, andere Legionen
arbeiteten harmonischer mit dem marsianischen Cybernetica-Kult zusammen, vor
allem die gesegneten Iron Hands und die unbezwingbaren Iron Warriors — beide
genossen den immensen (und immens wertvollen) Respekt des Mechanicums seit
jenen ersten Tagen, als sich ihre Streitkräfte für den Kreuzzug des
terranischen Imperators zusammen-schlossen.
Aber mit der Zeit war Xi-Nu 73
— der in ganz bescheidener Manier aufgestiegen war, um ein Manipel aus vier Robotern
zu leiten — zu der Erkenntnis gelangt, dass die Word Bearers nicht so waren wie
ihre Astartes-Brüder. Es war eine Ansicht, die von anderen aus seinem Fach
geteilt wurde, mit denen er jedoch immer seltener in Kontakt treten konnte.
Je weiter sich die Flotten seit
der letzten großen Zusammenkunft bei Colchis vor drei Jahren voneinander entfernten,
umso seltener kam es zu Kontakten zwischen den Manipeln von Carthage. Kom-Signale
konnten nicht über solche Distanzen geschickt werden, und selbst die
Astropathie wurde angeblich immer unzuverlässiger.
Aber auf jemanden mit
derartiger Begabung konnte Xi-Nu 73 ohnehin nicht zurückgreifen.
Das grundlegende Problem mit
den Word Bearers, dem Xi-Nu 73 sich ausgesetzt sah, hing mit deren
fundamentaler organischer Art zusammen. Kurz gesagt: Sie waren zu menschlich.
Sie legten großen Wert auf eigentlich fehlerhafte Aspekte des Glaubens, sie
konzentrierten sich auf Fleisch und Seele, nicht aber auf Transzendenz durch ein
Einssein mit dem Maschinengott. Sie wurden von Gefühlen angetrieben, nicht von
Logik, was wiederum Einfluss hatte auf ihre taktischen Entscheidungen und ihre Ziele
innerhalb des Großen Kreuzzugs.
Am deutlichsten wurde das
schlechte Verhältnis aber daran, wie nervös sie in der Gegenwart von Adepten
des Mechanicums wirkten, als stünden sie unentwegt dicht davor, irgendwelche
Vorwürfe auszusprechen oder eine ernsthafte Beschwerde vorzutragen.
Zu menschlich. Das war das
Problem. Zu gefühlslastig, zu sehr von instinktivem Glauben und wortgewandter Ausdrucksweise
angetrieben. Zu menschlich, was beide Seiten zueinander auf Distanz hielt.
Die Ausnahme von dieser Distanz
war für Xi-Nu 73 Grund für ein gewisses Unbehagen, denn diese Ausnahme betraf
ausgerechnet seinen eigenen Conqueror Primus.
Incarnadine — gesegnet sei seine tapfere
Seele — wurde von den Word Bearers zutiefst respektiert, so sehr sogar, dass
sie ihn als »Bruder« bezeichneten.
Er führte die Astartes in die
Vorbereitungskammer, wo seine Schützlinge den letzten Ritualen vor dem Erwachen
unterzogen wurden. Die drei gepanzerten Maschinen standen schweigend und reglos
da, während sich Diener des Mechanicums um sie kümmerten, die alle den Befehlen
von Xi-Nu 73 unterstanden. Zwei der in Gewänder gekleideten Untergebenen hoben
soeben die auf dem Rücken von Vermillion zu montierenden Laserkanonen hoch
und setzten sie auf die geölten Schienen. Dabei testeten sie die
Reibungslosigkeit der Abläufe, indem sie die Kanonen in Feuerposition brachten.
Sanguine, der schlaksige Zwilling von Alizarin aus der Crusader-Klasse, war fast fertig. Das Rattern und Poltern der Autolader
erfüllte die Kammer, während die Schulterkanone mit frischen
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