Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
Vom Netzwerk:
nicht so schlimm gewesen, wenn er das nicht immer wieder gemacht hätte.«
    »Daddy hat gesagt, er wird ihn umbringen, wenn er so noch einmal zurückkommt -«
    »Bobby!«
    »Ja, hat er gesagt. Und Mommy hat geschrien.«
    »Also, das geht mich nichts an«, schloß Kidd. »Wenn wir das ganze Küchenzeug oben haben, kann eure Mutter mit dem Abendessen anfangen - in der neuen Wohnung.« Was sich absolut dumm anhörte. Er fragte sich, wo Eddie wohl war -
    »Wir wissen nicht«, sagte Bobby, genauso wie einmal in der Nervenheilanstalt jemand, und Kidd lief danach zehn Stunden lang herum und glaubte, man könne seine Gedanken lesen, »wo Eddie jetzt ist. Er sagte, er wollte in eine andere Stadt. Ich wollte mit, aber ich hatte Angst.«
    June sah immer unsicherer aus.
    »Komm«, sagte Kidd, »nimm das Silberzeug. Und Bobby, fang mit den Büchern an. Wenn euer Vater kommt, haben wir alles außer den Teppichen oben.«
    Er schaffte das meiste des Kleinzeugs in den Flur und dachte dabei ein paarmal, daß das Stoßen, Schieben und Knallen in Dreizehns Wohnung ein genauso ungutes Gefühl hervorrufen würde, wie das Türenschlagen und Herumlaufen bei den Richards.
    Er lud die Roste und Kopfteile in den Fahrstuhl - der leere Schacht, vor dem die Tür offensichtlich in jedem Flur, wo der andere hielt, zurückfuhr, zischte hohl daneben.
    Es war auf eigenartige Weise beruhigend, im Dunkeln, nur mit den Bettgestellen und der orange leuchtenden 19 vor ihm, hinaufzufahren.
    »Man sollte die Polsterung in den Liften haben, wenn Leute umziehen«, monierte Mrs. Richards, die oben wartete. »Aber da ist niemand, der sie uns herausholt. Da können wir nichts machen.«
    In der neuen Wohnung (eine Stunde später) hatte er die Gestelle wieder zusammengefügt und legte, einen nach dem anderen, die Roste wieder ein. Er saß auf dem letzten und starrte auf die zusammengeklappten Matratzen auf dem Boden, als Mrs. Richards mit einem kleinen Nachttisch an die Brust gedrückt hereinkam, dessen vier Beine wie Hörner von ihr wegragten.
    »Wissen Sie, ich habe es eigentlich nicht geglaubt, daß wir sie hier raufbekommen«, rief sie. »Sie haben wirklich wie ein Irrer gearbeitet. Machen Sie doch eine Pause!«
    Er sagte: »Yeah, ich ruhe mich aus«, und lächelte.
    Sie setzte den Tisch ab. Ihm fiel ihr bekümmerter Gesichtsausdruck auf. Einen Augenblick lang dachte er, sie sei über seine lockere Antwort beleidigt. Aber sie sagte: »Sie waren vor einem Moment wieder da. Sind durch den Flur gerannt. Und haben diese schrecklichen Geräusche gemacht.«
    Kidd runzelte die Stirn.
    »Ich bin so glücklich, da rauszukommen . . .« Mrs. Richards schüttelte den Kopf, und einen Augenblick lang dachte er, sie finge an zu weinen. »Ich bin so glücklich! Ehrlich. Ich hatte praktisch Angst, dies hier«, ihre Hand fuhr über die geschnitzte Ecke des Tischchens, »herauszuholen. Und es hier hochzutragen. Aber wir haben es geschafft. Wir sind umgezogen! Wir haben ... es geschafft.«
    Er blickte im Zimmer umher, auf die zusammengelegte Matratze, den Nachttisch, die Kommode vor der Wand. Und die Teppiche waren noch unten.
    »Ich denke schon . . .«Er runzelte die Stirn. »Rast.«
     
    *
     
    Am Rand des Kessels stieg eine Blase hoch und spiegelte ihre beiden Gesichter wider, eins von vorn, eins im Profil, winzig und weit entfernt.
    Jommys Kelle rührte durch die Suppe; die Blase zerplatzte.
    Kidd fragte immer noch keuchend: »Hast du Lanya gesehen?«
    »Klar.« Jommys Gesicht war von Ohr zu Ohr breiter als von der Stirn zum Kinn. »Sie war da drüben und hat mit Milly geredet - hey, bevor du wieder wegläufst! Bleibt ihr beide zum Abendessen?« Er legte den Löffel auf ein schwarzes fettverschmiertes und klebriges Rohr.
    »Ich glaub' schon. Ich bin abgehauen, bevor die Dame bei meiner Arbeit mich füttern wollte.«
    Suppe rann das körnige Grau hinab, warf Blasen und gluckste. »Gut.« Jommy rührte grinsend weiter. Sein Khakiärmel, bis obenhin aufgerollt, schwang hin und her: Das Hemd war ungefähr drei Nummern zu groß. »Es ist ungefähr beim Dunkelwerden fertig. Lanya weiß das, aber dir muß ich es noch einmal sagen: Also komm und iß, wann immer du willst. John und Milly haben nichts dagegen . . .«
    Aber Kidd ging schon über das abgetretene Gras. Schlafsäcke waren aufgerollt oder zum Lüften aufgehängt, Rucksäcke und Seesäcke lagen über die Lichtung verstreut, waren zu Haufen an der Klappbank aufgetürmt oder lehnten an Bäumen.
    Sie war auch nicht bei den zehn

Weitere Kostenlose Bücher