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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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wenn sie mich mit einem Nacktfoto erwischte.« Sie gingen hinaus.
    »Wenn du sie verpetzt«, sagte Kidd, »nehmen sie es ihr weg, und du wirst es nie zu Gesicht bekommen.«
    »Ist es eine nackte Frau?« fragte Bobby zweifelnd.
    »Nee, ist es nicht.«
    »Was ist es dann?«
    »Ein nackter Mann.«
    »Ach, gehen Sie«, lachte Bobby, als die Fahrstuhltüren vor ihnen aufglitten.
    »Hey, Junge. Diesen hier!« Kidd griff nach Bobbys Schulter. Wind pfiff.
    »Oh, wow!« Bobby wich zurück, zog sich dann aus dem Schultergriff. »Hey, fast wäre ich . . .!« Er schüttelte den Kopf. »Paß besser auf. Komm.« Sie gingen in den anderen Fahrstuhl. Die Tür zog Dunkelheit um sie herum. Bobby atmete immer noch schwer und drückte auf die >17<.
    »Verpetzt dich June immer?«
    »Klar tut sie das . . . nun, nicht immer.«
    »Was war denn das letzte, was sie verraten hat?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Einfach neugierig.«
    Die Tür öffnete sich. Bobby, hinter ihm versteckt, hielt sich das eingekettete Handgelenk und streichelte die groben Teile.
     
    *
     
    »Ich kann mich nicht entscheiden«, sagte Mrs. Richards, als sie hineingingen, »ob wir zuerst die größeren Sachen nehmen oder erst die kleineren. Ich habe mir das einfach noch nicht so gut überlegt. Ich hatte gedacht, wenn wir innerhalb des Hauses umziehen, macht das überhaupt kein Theater.«
    »Ich will mein altes Zimmer wiederhaben!«
    »Was meinst du damit, Liebes. Wir ziehen in eine neue Wohnung!«
    »Ist doch das gleiche wie hier, nur nach hinten. Und sie ist blau. Ich will mein altes Zimmer.«
    »Natürlich, Liebling. Was hast du denn gedacht, was für ein Zimmer du bekommst?«
    »Ich wollte es nur feststellen.« Bobby ging in den Flur. »Ich packe jetzt mein Zeug zusammen.«
    »Danke, Schatz.«
    »Ich fange mit der Couch an und den Betten und so, Mrs. Richards. Das ist das Schwerste, aber wenn das einmal oben ist, sind Sie schon so gut wie umgezogen.«
    »Gut. Aber die Betten. Sie sind so groß!«
    »Ich nehme sie auseinander. Haben Sie einen Hammer und Schraubenzieher?«
    »Nun, gut. Also wenn Sie sie nach oben schaffen wollen, tun Sie es. Ich habe nur ein schlechtes Gewissen, daß ich nicht alles besser organisiert habe. Sie wollten einen Schraubenzieher. Und einen Hammer. Sind Sie sicher, Sie bekommen sie auch wieder zusammen?«
    Mrs. Richards zog an dem Bettzeug, als er mit dem Werkzeug aus der Küche zurückkehrte. »Sehen Sie, Ma'am«, erklärte er, und schaffte eine Matratze beiseite, »bei diesen großen Betten hängt der Rahmen direkt am Kopfteil.« Doch er merkte schon am Anfang, daß es mindestens zwei Stunden dauern würde, fünf große Betten auseinanderzunehmen, hochzubringen und wieder zusammenzubauen.
    Er hatte eine Stunde gearbeitet, als (auch Mrs. Richards war schon mehrfach hin- und hergegangen) er Bobby und June im Vorderzimmer hörte. Er legte den Schraubenzieher fort, als Bobby sagte: »Du hast mich damals mit Eddie nicht verraten . . . also werde ich nicht dein Bild verpetzen.«
    Kidd ging aus dem Schlafzimmer und hielt an der Wohnzimmertür an.
    June stand mit dem Rücken zu ihm und griff in das Sideboard. Silber klapperte in ihren Händen. Sie drehte sich mit den Bündeln Gabeln und Löffeln in der Hand um.
    »Nur«, sagte Bobby beim Bücherregal, »du hättest deine nicht abnehmen sollen.« Deine bezog sich offensichtlich auf die optische Kette um sein Handgelenk. Er hielt den Arm hoch, um sie seiner Schwester zu zeigen. »Eddie hat seine abgenommen, und du weißt ja, was passiert ist.«
    »Ich hatte einfach Angst«, protestierte June. »Wegen all dem anderen Zeug. Wenn du Eddie die nicht gestohlen hättest, wäre er nicht - «
    »Ich habe sie nicht gestohlen.«
    »Er hat sie dir doch nicht geschenkt, oder?«
    »Ich habe sie nicht gestohlen«, beharrte Bobby. »Wenn du sagst, ich hätte sie gestohlen, erzähle ich Ihnen von deinem schmutzigen Bild - «
    »Es ist nicht schmutzig!«
    »Natürlich ist es das. Wenn es das nicht wäre, hättest du es mir doch gezeigt.«
    »Hey«, sagte Kidd. Beide Kinder blickten auf.
    »Eddie ist euer Bruder, stimmt's? Was ist mit ihm passiert?« Das Silber klapperte weiter.
    Bobby fuhr mit den Fingern über das gekettete Handgelenk. »Okay«, sagte Kidd, »geht mich ja schließlich nichts an.«
    »Er ist fortgegangen«, sagte June.
    »Er ist von zu Hause fortgelaufen«, sagte Bobby. »Nur -«
    »- er ist ein paarmal zurückgekommen«, sagte June. »Und hat schreckliche Sachen gemacht. Es wäre für Mommy

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