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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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sie verschwendet haben, als sie die Feuer zu löschen versuchten.«
    »Ich meine das 1995?«
    »Oh, das! Das ist Calkins.« Auf dem Picknicktisch stand ein Karton mit Dosen. »Ich finde es erstaunlich, daß wir überhaupt eine Zeitung haben.« Sie setzte sich auf die Bank und sah ihn erwartungsvoll an. »Das mit dem Datum ist ein Spaß von ihm.«
    »Oh!« Er setzte sich neben sie. »Habt ihr hier Zelte? Irgendwas als Schutz?« Er dachte immer noch: 1995.  
    »Wir sind hier ziemlich ans Draußensein gewöhnt.« Sie sah sich um, und er versuchte, die Stadt hinter der belaubten, feuererhellten Höhle zu spüren. »Natürlich, Tak - er hat John versprochen, ihm einfache Pläne zu machen. Für Hütten. John möchte, daß Tak das ganze Projekt übernimmt. Er glaubt, daß es gut für ihn sei. Du weißt, Tak ist so komisch. Er fühlt irgendwie, daß wir ihn nicht richtig akzeptieren. Zumindest glaube ich das. Er hat dieses sehr wichtige Selbstbild von sich als Einzelgänger. Er will uns die Pläne geben - er ist Ingenieur, weißt du - und will, daß wir sie ausführen. Aber der Wert einer Sache wie dieser ist nicht nur das Haus - oder die Hütte, die dabei herauskommt. Es sollte eine innere Schöpfung des Erbauers sein, meinst du nicht?«
    Um irgend etwas zu tun, preßte er die Zähne aufeinander, hart.
    »Hast du wirklich keinen Hunger?« »Oh, nein.«
    »Bist du nicht müde? Du kannst dich doch für ein paar Stunden hinlegen, wenn du willst. Die Arbeit fängt erst nach dem Frühstück an. Ich kann dir eine Wolldecke geben, wenn du magst.«
    »Nein.«
    Im Licht des Feuers meinte er, in ihrem festen, klaren Gesicht fünfundzwanzig Jahre entdecken zu können. »Ich habe keinen Hunger. Ich bin auch nicht müde. Ich wußte nicht einmal, daß mich Tak hierherbringt.«
    »Es ist ein hübscher Platz, wirklich. Das Gefühl der Gemeinschaft ist so warm, auch wenn alles andere es nicht ist.« Vielleicht auch nur zwanzig.
    Die Harmonikaspielerin hatte wieder angefangen.
    Jemand in einem schmutzig-olivfarbenen Kokon drehte sich vor dem Feuer.
    Mildreds Tennisschuh war einen Fußbreit vom Kopf des nächsten Schläfers entfernt.
    »Ich wünschte, du würdest das nicht tragen.« Sie lachte.
    Er öffnete die großen Finger unter dem Metall.
    »Ich meine, wenn du hierbleiben willst. Vielleicht brauchst du es dann nicht.«
    »Ich muß es nicht tragen«, und beschloß, es anzubehalten.
    Die Harmonika tönte heiser. Er blickte hoch.
    Aus den Bäumen warf ein Licht, heller als das Feuer, Blätterschatten über die Schlafsäcke und Wolldeckenbündel. Dann fielen die aufgeblasenen Tatzen und der gezackte durchsichtige Schwanz zusammen.
    »Hey, hast du den Shit für uns?«
    Eine Menge Ketten hingen um seinen Hals. Er hatte eine breite Kruste (und kleinere darunter) auf der Schulter, als wäre er auf Beton gefallen. Ketten um einen Stiefel geschlungen: Er klingelte, wenn er ging. »Komm schon, komm schon, bring mir den verdammten Stoff!« Er hielt beim Feuer an. Flammen beleuchteten seine langen Arme, das kleine Gesicht. Ein Vorderzahn war herausgebrochen. »Ist es das?« Er deutete barsch auf den Picknicktisch, warf das verfilzte schwarze Haar, das halb geflochten war, über die Schulter und kam nach vorn.
    »Hallo«, sagte Mildred mit einem erstaunlichen Lächeln. »Alptraum! Wie geht's?«
    Der Skorpion blickte auf sie herab, feuchte Lippen hoch über den abgebrochenen Zahn gezogen, und sagte langsam: »Shit,« was eine Menge bedeuten konnte. Er drängte sich zwischen sie - »Geht mir aus dem -« sah die Orchidee - »verdammten Weg, huh?« und schnappte sich den Karton mit den Dosen gegen seinen Bauch, wo mürbe, alte Jeans so weit heruntergesackt waren, daß man sah, wo sich das Bauchhaar zum Schamhaar verdichtete. Er blickte über seinen dicken Arm und die Waffe, schloß den Mund, schüttelte den Kopf. »Shit«, wieder, und: »Wo zum Teufel starrst du hin?« Unter Alptraums offenstehender Jacke glitzerten Prismen, Linsen, Spiegel neben einer dunklen Fahrradkette, helle rostfreie Verbindungsstücke und Messing aus dem Eisenwarenladen.
    »Nichts.«
    Alptraum schnalzte verächtlich, drehte sich um und stolperte über einen Schlafsack. »Weg hier, verdammt!«
    Ein Kopf tauchte von unter der Plane auf. Es war ein älterer Mann, der anfing, sich unter der Brille, die er offensichtlich zum Schlafen aufgesetzt hatte, die Augen zu reiben. Dann starrte er hinter dem Skorpion her, der sich unter die Bäume trollte.
    Er sah, wie sich Millys Gesicht

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