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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Menge Leute getroffen und hatte viel Spaß. Vielleicht ist alles nur eine Frage, wie man die Außenprobleme löst. Noch was: Wenn ich dich manchmal ansehe, glaube ich, daß ich überhaupt kein Recht habe, zu denken, ich hätte Probleme, ob innen oder außen.«
    »Möchtest du irgend etwas tun? Etwas verändern? Was beibehalten? Etwas finden . . .?« Er verstummte, weil er sich äußerst unbehaglich fühlte.
    »Nein.« Sie antwortete sehr bestimmt.
    »Ich meine, das machte es vielleicht etwas leichter, die Außenprobleme zu lösen. Wer weiß, vielleicht wärst du glücklicher, wenn du ein neues Kleid bekämest?«
    »Nein«, wiederholte sie. »Ich möchte, daß ich wundervolle, faszinierende, phantastische Dinge erlebe, und ich will überhaupt nichts tun, damit so etwas passiert. Überhaupt nichts. Wahrscheinlich denkst du jetzt, ich bin eine arrogante Person . . . nein, dafür bist du zu klug. Aber eine Menge Leute fänden das.«
    Er war verwirrt. »Du bist eine wundervolle, kluge, faszinierende Person«, sagte er, »und deshalb solltest du von diesem Moment an weltberühmt sein.«
    »Für dreiundzwanzig bin ich berühmt genug, wenn man überlegt, daß ich noch nichts dafür getan habe. Aber du hast recht.«
    »Wie berühmt bist du?«
    »Oh, nicht sehr. Ich habe nur eine Menge berühmte Freunde.« Wieder rollte sie den Kopf aufs Kinn. »In dem Artikel stand, daß man Newboy dreimal für den Nobelpreis vorgeschlagen hat. Ich kenne drei Leute, die ihn bekommen haben.«
    »Huh?«
    »Zwei Wissenschaftler, und Lester Pearson war ein guter Freund meines Onkels, der wochenlang in dessen Sommerhaus in Nova Scotia gewohnt hat. Der Chemiker war sehr nett - erst neunundzwanzig Jahre alt - und irgend etwas an der Universität. Wir waren eine Zeitlang ziemlich eng befreundet.«
    »Warst du richtig mit ihnen verabredet, mit deinen berühmten Freunden?«
    »Nein, das hasse ich. Ich verabrede mich nie. Das sind Leute, die ich kennengelernt habe und mit denen ich geredet habe. Und da ich es gut fand, habe ich mich wieder mit ihnen unterhalten. Das ist alles.«
    »Ich bin nicht berühmt. Würdest du dich wohl fühlen, wenn du mit mir in so einem Haus wie dem von den Calkins wohntest?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Nur, weil ich nicht berühmt bin?«
    »Weil du nicht glücklich wärst. Du wüßtest gar nicht, was du tun solltest. Du würdest nicht hineinpassen.« Dann spürte er, wie sich ihre Muskeln vom Bein bis zu den Schultern auf ihm anspannten. »Das stimmt nicht! Ich bin furchtbar.« Sie schnalzte mit der Zunge. »Weißt du was? Ich hatte richtige Angst, mit dir hinauf zu Roger zu gehen. Es hatte nichts mit meiner Kleidung zu tun: Ich hatte gedacht, du würdest dich schrecklich verhalten - entweder den ganzen Nachmittag mit OOhhhs und Aahhhs verderben oder ganz still sein und das große schwarze Loch spielen.«
    »Du denkst, daß ich noch nie in so einem schönen Haus war?«
    »Aber du warst nicht so«, sagte sie. »Darum geht es. Du warst ganz toll, hast dich wohl gefühlt, und ich bin sicher, daß es Mr. Newboy Spaß gemacht hat. Wenn jemand es verdorben hat, dann ich mit dem blöden Kleid. Und ich bin eine gemeine, engstirnige und banale Person, weil ich mir solche Gedanken darum gemacht habe.« Sie seufzte. »Du rechnest mir das wohl gar nicht an, daß ich das so lange für mich behalten habe, oder?« Wieder seufzte sie.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Er blinzelte hinauf in den wilden Himmel und versuchte, zu verstehen. Er konnte ihrer Logik folgen, aber die Gefühle dahinter verwirrten ihn.
    Nach einer Weile sagte sie: »Ich bin in schrecklich großen Häusern aufgewachsen. Manche waren fast so groß wie Rogers. Als ich im Internat war, hatte mein Onkel gesagt, ich könnte zu meinem Geburtstag ein paar Kinder mitbringen. Es war an einem langen Wochenende, und ich durfte zehn Kinder von Donnerstag abend bis Sonntag mittag einladen. In der Irving School - der Jungenschule neben meiner - war ein Junge namens Max, den ich einfach toll fand. Er stammte aus einer armen - nun, ärmlichen Familie. Er war intelligent, sensibel, sanft . . . und umwerfend - wahrscheinlich war ich in ihn verliebt! Ich wäre einfach glücklich gewesen, wenn ich ihn allein zum Wochenende mitgenommen hätte. Aber ich mußte diese Party planen, und ich habe sie allein für ihn geplant. Ich lud zwei Mädchen ein, die gern mit intelligenten Jungen redeten - ich war kein besonders guter Zuhörer, und Max konnte reden. Ich lud diesen absolut gräßlichen schwarzen

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