Dhalgren
mir ein Zimmer ausgesucht, die Tür abgeschlossen und fast die ganze Zeit gelesen, während draußen der Lärm tobte. Manchmal bin ich herausgekommen, um etwas zu essen - watete durch Bierdosen, kratzte den Dreck aus einer Pfanne und briet mir ein Steak. Dann ging ich zum Swimming-pool, wenn es gutging und nicht allzu viele Möbel darin schwammen oder Flaschen oder zerbrochenes Glas umherlag, und habe geschwommen. Wenn es dort zu voll wurde, bin ich zurück in mein Zimmer. Dann bumsten die Leute in meinem Bett, oder jemand hatte den ganzen Schreibtisch vollgekotzt. Einmal fand ich ein Mädchen mitten im Zimmer auf dem Boden sitzen, das nicht mehr bei sich war - Kokain, der ganze Teppich voll, und das ist eine ganz schöne Menge. Sie zog die Vorhänge herunter und schnitt daraus Puppen aus. Ich nahm also mein Buch und suchte mir ein anderes Zimmer. Ein paar Tage nachdem ich angekommen war, beschlossen die Typen, die mich dorthin mitgenommen hatten, irgendwo anders hin zu fliegen. Sie gaben mir die Schlüssel der Triumphs und schenkten mir die Wagen. Ich kann gar nicht fahren. Der eine war vorne eingedellt, aber der andere war okay. Zweimal kam die Polizei. Beim ersten Mal haben ihnen die Typen gesagt, sie sollen sie am Arsch lecken, und sie dürften dort sein, und die Polizei war wieder weg. Beim zweiten Mal dachte ich, es ist besser, ich haue ab. Wenn das alles aufflog, hätte ich keine reichen Eltern in Texas gehabt, die alles für mich geregelt hätten. Da war ein Mädchen, die wollte mir ein Ticket nach Houston kaufen, wenn ich sie vögelte und länger als fünf Minuten blieb.«
»Nein«, kicherte Lanya.
»Sie kaufte mir ein Busticket, Jeans und ein neues Hemd.«
Aus ihrem Kichern wurde lautes Lachen. Dann blickte sie hoch. »Das stimmt doch nicht wirklich, oder?« Ihr Lächeln kämpfte sich durch das dämmrige Licht.
Nach einer Sekunde sagte er: »Nee. Stimmt nicht. Ich meine, ich habe sie gebumst, und sie hat mir das Busticket gekauft. Aber sie hat es nicht so gesagt. Es ist einfach eine schöne Geschichte.«
»Oh.« Sie ließ den Kopf wieder sinken.
»Du siehst, ich kenne schöne Häuser. Wie man sich da benimmt. Du gehst hinein und nimmst dir, was du willst. Dann gehst du wieder. Das haben sie da unten gemacht. Das habe ich auch oben bei Calkins gemacht.«
Wieder balancierte sie ihr Kinn.
Er blickte über seins auf sie hinab.
Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube, du liegst da irgendwie goldrichtig. Es macht dich aber, in einer dir eigenen, naiven, netten Weise, sehr höflich und charmant. Ich glaube . . .« Sie ließ den Kopf wieder sinken und seufzte. »Es würde mich kaum überraschen, wenn ein oder zwei Leute von meiner Party in Nova Scotia ein paar Jahre später auch unten in Texas dabei waren bei . . . deiner.«
Er blickte sie wieder an und lachte leise.
Nebel türmte sich über den Bäumen zu Bergen, wurde zu Wellen, die sich brachen und aufschlugen und sie nicht erreichten.
Seine Brust war von ihrem Atem feucht. Sie drehte den Kopf, und ihr Haar kitzelte ihn. Ein Blatt von merkwürdiger Schieferfarbe fiel auf seine Stirn und ließ ihn zu den halbkahlen Zweigen hochblicken. »Wir sollten nicht versuchen, es weiter so zu machen. Wir sind schmutzig. Es ist unbequem. Bald wird es kälter oder fängt an zu regnen. Wie du auch sagtest, die Kommune ist tödlich. Du sitzt herum und siehst, wie sie alles verschwenden, und dann kümmerst du dich um die Reste. Wir werden uns eine Wohnung besorgen . . .«
»Wie die Richards?« fragte sie mit müder Stimme. »Nein. Nein, nicht so.«
»Glaubst du, du möchtest so etwas wie Roger aufmachen?«
»Es muß ja nicht genauso spektakulär sein, huh? Vielleicht so was wie Tak hat.«
»Hmmmm«, sagte sie. Dann hob sie noch einmal den Kopf auf die Hände. »Du solltest mal wieder mit Tak ins Bett gehen.«
»Huh? Warum?«
»Weil er nett ist. Und es würde ihm Spaß machen.« Er schüttelte den Kopf. »Nee, ist nicht mein Typ. Außerdem schnappt er sich die, die den ersten Tag hier sind. Ich glaube nicht, daß er an etwas anderem interessiert ist als an den ersten Bissen.«
»Oh.« Sie legte den Kopf wieder hin.
»Versuchst du, mich loszuwerden?« fragte er, »so wie du immer denkst, daß ich es mit dir vorhabe?«
»Nein.« Nach einer Weile fragte sie: »Macht es dir jemals etwas aus, daß du es mit Männern und Frauen treibst?«
»Als ich fünfzehn oder sechzehn war, war es die Hölle für mich. Ich habe mir, glaube ich, viel Sorgen darüber gemacht. Als
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