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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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paar Schritte lang und wandte sich dann nach unten zur Kommune.
    »Hey!«
    Er blickte zurück. »Was ist?«
    »Kommst du nicht mit?«
    Seine Belustigung verringerte sich auf einen kleinen Punkt: »Nein.«
    Winzig, wie er war, wartete er doch auf Peppers Reaktion.
    »Hey, dann.« Pepper kam zurück. Sein Staksen lockerte sich jetzt zu einem krummbeinigen Trott. »Vielleicht komm' ich dann besser mit dir, huh?«
    Kid ging weiter: Nicht die Reaktion, die er wollte.
    Pepper holte ihn ein. »Komm, wir gehen erst mit dir und dann zu mir, okay? Das ist fair.«
    »Da ist ein Springbrunnen.«
    »Ne, ne, Mann. Du bist ja vielleicht eilig. Ich will dich nicht aufhalten.«
    Kid seufzte, kam dann zu einem Entschluß und brüllte: »SCHER DICH ZUM TEUFEL!«
    Pepper stoppte und blinzelte.
    Kid holte tief Luft und ging kopfschüttelnd weiter.
    Ich brülle nicht gerne Leute an, dachte er. Und dann lächelnd: Das stimmt nicht. Ich habe nur nicht oft die Gelegenheit.
    Er kam zu den Bäumen am Rand der Lichtung. Die Schlackeblöcke neben der Feuerstelle waren umgestoßen, Rauch kräuselte in die Luft. Asche machte das Gras gar. Es war niemand da.
    Zehn Schritt neben dem Picknicktisch lag ein zerrissener Schlafsack, den niemand benutzt hatte, weil an einem Abend jemand hineingekotzt und ihn mit Erbrochenem und Durchfall verdreckt hatte.
    Verwirrt ging er bis zur Feuerstelle, watete durch Konserven und Packpapier. (Jemand hatte eine Kiste Müll auf der Klappbank ausgekippt.) Er stieß mit der Sandale Asche beiseite. Ein paar Kohlen tauchten wie glühende Flecken auf, flammten auf und verlöschten.
    »Lanya?«
    Er drehte sich um und erwartete ihre Antwort. Ihm war bei jedem Geräusch auf dieser nebligen, runden Lichtung unwohl. Selbst zu Hochzeiten der Projektperiode waren immer ein halbes Dutzend Leute auf der Lichtung gewesen. Unter einer Bank lag eine zerrissene Decke - aber sie hatte die ganze Woche schon dort gelegen. Die Schlafsäcke und Deckenrollen, die normalerweise unordentlich an den Bäumen aufgehäuft waren, waren verschwunden.
    »Lanya!«
    Hatten sie umziehen wollen? Aber sie hätte davon gewußt und es ihm erzählt. Außer den umgestürzten Schlackeblöcken an der Feuerstelle gab es keine Spuren von Gewalt, nur Müll und Unordnung. Er war mit ihr hierher zum Essen gekommen . . . wie oft? Er war ruhig gewesen und hatte seine wohldosierte Höflichkeit bei sich selber beobachtet. Einen Moment lang phantasierte er, daß seine Zurückhaltung und Vorurteile allen so unerträglich gewesen seien, daß sie, zusammen mit Lanya, geplant hatten, ihn zu verlassen - ganz plötzlich und heimlich. Er hätte noch weiter darüber nachgedacht, hätte ihn diese Idee nicht zum Kichern gebracht. Doch Stirnrunzeln schien die angemessenere Reaktion.
    »Lanya?«
    Er drehte sich um, um zwischen den Bäumen hindurchzuspähen.
    Als die Gestalt in den Büschen merkte, daß sie gesehen wurde, kam sie - es war Pepper - zögernd hervor. »Du suchst hier jemanden, hey?« Pepper reckte den Hals und blickte nach links - dann nach rechts. »Ich glaube, sie sind alle weg.«
    Kid schnalzte mit der Zunge und suchte noch einmal die Lichtung ab, während Pepper die Entfernungen abschätzte.
    »Ich frage mich, warum sie alle fort sind, huh?« Pepper kam näher.
    Kids Ärger über Peppers Anwesenheit wurde durch sein Unbehagen über Lanyas Verschwinden aufgezehrt. Er war doch nicht so lange beim Waschen gewesen. Hätte sie nicht gewartet -?
    »Wo sind sie wohl alle hingegangen?« Pepper kam noch einen Schritt näher.
    »Wenn du es nicht weißt, nützt du mir auch nichts.«
    Peppers Lachen war genauso rauh, leicht und unsicher wie sein Husten. »Warum kommst du nicht mit mir zu Bunny? Sie wohnt direkt hinter der Bar. Ich meine, wenn du deine Freundin hier nicht finden kannst. Wir können da etwas essen. Sie hat nichts dagegen, wenn ich Freunde mitbringe. Sie sagt, sie findet sie nett, solange sie sich benehmen. Hast du Bunny schon mal tanzen sehen?«
    »Ein paar Mal.« Kid dachte: Vielleicht ist sie hinüber zur Bar.
    »Ich noch nie. Aber sie soll sehr gut sein, huh? Da hängen ja alle möglichen Freaks herum. Ich habe Angst, hineinzugehen.«
    »Komm.« Kid blickte sich noch einmal um. Sie war nicht da. »Laß uns gehen.«
    »Du kommst mit? Gut!« Pepper folgte ihm ein paar Schritt. Dann sagte er: »Hey!«
    »Was?«
    »Hier entlang ist es kürzer.«
    Kid stoppte. »Du sagtest, Bunny wohnt direkt hinter Teddy's?«  
    »Uh-huh.« Pepper nickte. »Hierher.

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