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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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. .« Sie blickte hoch. »Vielleicht ist da noch . . . und Sie können sich eine Weile hinsetzen.«
    »Ja, Ma'am.«
    Räder und Ketten röhrten und quietschten durch die Musik, als sie ihren Stuhl zurückschob. »Kommen Sie mit.« Sie ging mit flatterndem schwarzem Talar auf die Tür zu.
    Er trat zur Seite, als sie hindurchging und folgte ihr durch das Vestibül. »Nun, Sie verstehen. Ich lasse keine Tradition wiederaufleben. Nur dieses eine Mal. Ich fange das Abendhilfsprogramm nicht wieder an. Das ist für Sie heute abend. Nicht für Ihre Freunde morgen« - eine Treppe hinab. »Ja, Ma'am.«
    Unten drehte Reverend Taylor eine vergitterte Lampe an, die an einem Nagel hing. Eine hohe Fensterbank, auf einer Ebene mit dem Pflaster draußen, wandelte sich von Blau in Schwarz. Die schwere Schnur wand sich an den Stufen entlang. »Lassen Sie uns sehen, was wir haben.«
    Säulen warfen schwere Schatten über die Kellergewölbe. An einer Seite waren Klappstühle aufgereiht. Ein halb zusammengebrochenes Sofa stand neben einem anderen. Vor dem zugezogenen Bühnenvorhang stand ein umgestürztes Klavier, dessen Mechanismus offen dalag.
    »Wir haben heute abend in der Kapelle oben Gottesdienst. Ziemlich bald. Wenn Ihnen danach zumute ist, können Sie ja dazu kommen.«
    Noch eines der hohen Fenster stand offen. An der leichten Verärgerung konnte man ihm die Antwort am Gesicht ablesen. Drei Blätter raschelten an den Rand der Fensterbank, eines kreiselte, bevor es herabfiel. Es tickte an die Wand, klickte auf die zusammengestellten Stühle und landete auf dem abgenutzten Linoleum wie ein erratisches Ticktocking, das schließlich ausläuft.
    »Hier durch.« Reverend Taylor wartete an einer anderen Tür. Innen knipste sie eine weitere Arbeitslampe an.
    Über einem langen, mit Zeitungspapier bedeckten Tisch sah Kid eine Wand, an der Töpfe, Kartoffelstampfer, Siebe hingen und Regale voll mit dickem Kirchenküchengeschirr. »Eine Zeitlang hatten wir sogar Brot. Ich meine, in größeren Mengen. Daraus konnten wir Sandwiches mit Büchsenfleisch machen - als wir noch die Abendhilfe hatten. Aber wir sind unserer Quelle verlustig gegangen. Ohne das richtige Personal trocknet ein solches Programm schnell aus. Bohnen zu kochen dauert zu lange, und ich hatte hier keine Hilfe.« Sie nahm aus einem Wandschrank eine Dose, die an der Stelle des entfernten Etiketts mit weißem Papier beklebt war. »Rindergulasch.«
    Er nahm sie ihr aus der Hand.
    »Wenn man die Etiketten abreißt«, erklärte sie auf seine fragende Miene hin, »ist das eine kleine Möglichkeit, die Leute vom Plündern abzuhalten. Ich mag nicht alles abschließen. Wenn Eindringlinge Regale voller unbezeichneter Dosen sehen, wissen sie nicht, ob es Rattengift ist, oder Motorenöl oder Erbsen. Ich muß nur behalten, was wo steht.« Sie versuchte, clever auszusehen. »Ich habe mein eigenes System. Sie wissen doch sicher, wie diese Campingöfen funktionieren, wenn Sie schon länger hier sind . . .?«
    »Yeah«, und fragte sich, ob er erklären sollte, daß er es allerdings schon mit zwölf Jahren auf einem Campingtrip gelernt hatte.
    »Die Kanne da ist heiß. Sie ist den ganzen Tag an. Sicher trinke ich zuviel Kaffee. Kann ich Sie mehr oder weniger allein lassen? Ich muß zu meinen Aufzeichnungen zurück.«
    »Klar. Danke, Ma'am.«
    »Waschen Sie hinterher ab und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie gehen?« Er nickte.
    An der Küchentür blickte sie ihn stirnrunzelnd, breit und dunkel an. »Sind Sie sicher, daß Sie nicht irgendwie einen Unfall gehabt haben? Ich meine, Sie sind da an der Seite völlig verschmiert.«
    »Huh? . . . oh. Allesokay. Wirklich.«
    Ihre Lippen bildeten einen stumpfen schwarzen Kreis; sie nickte kurz und ging.
    Als er über die Tassen und Tiegel blickte, dachte er: Kein Dosenöffner und geriet in Panik.
    Er lag neben dem Ofen.
    Er drehte und drehte, bis die letzte Metallschlaufe aufplatzte und der Deckel fleischsaftverschmiert in die Dose hineinzusinken begann . . . Dann passierte etwas in seinem Magen. Er fuhr mit den Fingern hinein, schaufelte Fett, Fleisch und Gemüsestücke in den Mund, leckte die kalte Soße von der Hand, wischte sich das Kinn mit dem Zeigefinger ab und leckte auch das auf.
    Sein Magen knurrte, verkrampfte sich zweimal, und Luft stieg in seinen Mund, der noch nach Bunnys Wein schmeckte. Er ahnte ein Ekelgefühl und hielt für mehrere tiefe Atemzüge inne. Dann nahm er die Dose, setzte sich auf das ausgeleierte Sofa und stieß wieder mit der

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