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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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konnte, so lang war es, und der dauernd jeden fragte, ob man seine Freundin gesehen hatte? Einen, den er gesehen aber nicht bemerkt hatte? Jemand, den er nie gesehen hatte? Er erinnerte sich an Jommy und ein halbes Dutzend andere.
    »Wo?« fragte er. »Warum haben wir ihn umgebracht?«
    »Oh, um Himmels willen . . .« Milly schüttelte den Kopf.
    »Gestern«, sagte John. »Gestern nachmittag. Als ihr alle in diesem Haus wart, bei der . . . Sonne. Mildred war auch da -«
    »Ich habe es erst erfahren, als ich nach Hause kam«, sagte sie mit einer Stimme, mit der man sich entschuldigt.
    »Ich wußte es auch nicht«, sagte Kid. »Aber du wirst es mir erzählen?«
    »Nein, ich will nicht . . .« rief Milly. »Das ist einfach schrecklich! Das ist tierisch . . .«
    »Du hast die Sache geleitet, Kid, stimmt's?« fragte John. »Das sagen zumindest alle.«
    »Nun, es scheint . . . ich war zwar nicht da, aber das hat man mir erzählt . . .« Kid nickte.
    ». . . offensichtlich hat einer der Typen eine Schlägerei angefangen. Und . . . was? Wally versuchte, sich einzumischen?«
    »Kann sein, daß er angefangen hat.« Milly blickte zu Boden. »Mit ihnen.«
    »Ich glaube, die meisten waren oben. Es passierte unten in der Küche. Er wurde wohl ziemlich übel zugerichtet. Jemand hat ihn mehrere Male geschlagen. Auf den Kopf. Mit einer Handschelle. Dann sind wohl alle gegangen. Offensichtlich wußten eine Menge Leute dort nicht Bescheid. Es war unten.« John wiederholte: »In der Küche. Mildred hat es erst erfahren, als sie zurückkam und Jommy es ihr erzählt hat.« Eine Bewegung von Johns gebräuntem Kinn deutete an, daß Jommy der ausgemergelte Typ mit dem dichten braunen Haar und kleinen, hellen Augen war. (Er hatte sich an Jommy erinnert, hatte ihn jedoch nicht erkannt . . .)
    »Alle gingen weg, weil sie dachten, er sei bloß niedergeschlagen. Oder sie hatten Angst. Dann kamen sie zurück. Er war tot.«
    »Wer hat es getan?« Kid wechselte auf seinen nackten Fuß, der kitzelte.
    Copperhead stand in der Küchentür, eine Hand an den Pfosten gelehnt.
    John blickte Jommy an, der sofort auf den Skorpion auf dem Sofa zeigte, den unrasierten, pickeligen weißen Jungen. »Der da!« der bei dieser Anschuldigung grunzte und den Kopf ein wenig hob. Es war auch der Skorpion, den die beiden langhaarigen Kinder an der Hand hielten und der geweint hatte, als sie beim Sonnenuntergang in großem Kreis auf dem Balkon gesessen hatten.
    »Du hast gestern nachmittag jemanden umgebracht?« fragte Kid.
    »Nein«, sagte er mit belegter Stimme laut und fragend, versuchte die Antwort wegen des Effekts.
    Alptraum setzte sich zu Drachenladys Füßen. Mit dem Kopf gegen die Wand gelehnt, blickte er mit enthusiastischem Lächeln von einem zum anderen wie bei einem Tennismatch.
    »Du hast jemanden zusammengeschlagen?« fragte Kid.
    »Hab ihn windelweich geprügelt!« Die Fäuste des Skorpions tanzten auf der Sofalehne. »Yeah!« Mit einem verdammten Stück Rohr. Aber ich wußte nicht, was für eine Art Rohr es war! . . . und auch nicht, daß er tot war!«
    »Shit, ich wußte es!« kicherte Glas. »Ich hab's gewußt, als du das Arschloch zum ersten Mal geschlagen hast. Das zweite, dritte Mal . . . und der Rest, das war schon überflüssig . . .«
    »Du hältst jetzt die Schnauze!« (Es war Kid, erinnerte sich, der Skorpion, für den er den bronzenen Löwen gerettet hatte.) »Ich habe niemanden gekillt.«
    »Aber du hast gestern jemanden mit einem Rohr über den Kopf geschlagen!«
    »Also, ich habe nicht . . .« Er klammerte sich an das Wort und stand auf; Fäuste fegten um seine Schultern, um die Sprachhemmung loszuwerden, und schrie dann: ». . . habe niemanden, verdammt noch mal, umgebracht . . .«
    »SETZ DICH HIN; VERDAMMT!« brüllte Kid und war mit drei Schritten von der Tür da. Das, dachte er bei sich, war ziemlich theatralisch. Aber ihn erstaunte die Wirksamkeit. Hinter seinem zuckenden Gesicht spürte er ein embryonales Kichern. Hände und Füße zitterten. Soll ich das nächste sagen oder soll ich brüllen? Der Skorpion lehnte sich auf dem Sofa zurück, balancierte auf seinen Fäusten, saß nicht ganz auf den Kissen, seine Miene war nicht ganz in seinem Gesicht. »Hast du irgend jemanden mit einem Rohr auf den Kopf geschlagen ?« Er entschied sich dafür, um das Lachen abzuwenden.
    Der Skorpion sank in die Kissen. Seine Miene verriet Entsetzen. »Ich glaub' schon«, sagte er ruhig. »Ich weiß nicht . . .?«
    Kid schüttelte beide Hände fest in

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