Dhalgren
Hüfthöhe, um die Taubheit zu vertreiben. Er hörte, wie einer der Leute neben ihm knarrend auf eine Diele trat und schwer atmete.
»Also«, sagte er zu John. Milly hinter ihm schien entsetzter als der Skorpion auf dem Sofa. Der kleine Jommy zeigte ausgeprägtes, kaltes Interesse. »Warum macht ihr nicht, daß ihr hier wegkommt?«
»Um . . .« Johns Daumen waren mit dem anderen Finger hinter seinen Revers verschwunden. »Weißt du, wir haben hier . . . kein Tribunal oder so gewollt.« Er blickte den Skorpion an. »Milly sagte, vielleicht hat auch Wally angefangen -«
»Ich habe es nicht gesehen«, wiederholte Milly. »Jemand hat mir erzählt -«
Kid holte Luft und war überrascht, daß es das Band ihres Flüsterns wie mit einer Schere zerschnitt. »Raus hier.«
»Wir versuchen wirklich nicht . . .« begann John; Milly, Jommy und die anderen waren schon zur Tür gegangen. Er ließ die Revers fahren und folgte ihnen.
»Was macht ihr denn mit Wally, huh?«
»Huh?« John hielt einen Moment inne. »Wir haben ihn einfach -«
»Nein«, unterbrach ihn Kid. »Nein, erzähl mir nichts darüber.« Er knetete eine Faust mit der anderen. Das Gefühl kehrte langsam zurück. Diese Geste trieb John gegen die anderen, um endlich aus dem Zimmer zu kommen. Er schlug nervös gegen sein Bein.
Der Skorpion auf dem Sofa sah elend aus. Ob er nun seine Lampe umklammert oder auf dem Balkon weint, dachte Kid, jedes Mal, wenn ich ihn sehe, sieht er elend aus.
»Shit«, sagte Kid. (Draußen hörte er, wie sich die Tür hinter der Kommune-Abordnung schloß.)
Der Skorpion zuckte ein wenig zusammen und zwinkerte.
»Ach, Shit!« Kid drehte sich um und ging hinaus.
Nach drei Schritten im Flur hörte er hinter sich ein Geräusch und drehte sich um.
Alptraum schwang sich um den Türpfosten, ein unbestimmtes Grinsen im Gesicht. »Mann, du bist einfach zuviel!« Alptraum tänzelte durch den Flur und schlug die Hand gegen die Wand. »Ehrlich! Du bist einfach too much!«
Direkt hinter ihm erschien Copperhead und fragte: »Hey, was machst du denn mit Dollar da drin?« Er wies mit dem Daumen in den Raum.
So heißt er also, dachte Kid (Dollar?) und fragte: »Huh?«
»Willst du, daß ich ihm für dich eine kleine Abreibung erteile?« fragte Copperhead. »Yeah, ich mach' das schon. Ich habe nichts gegen solchen Shit. Ich meine, wenn er anderen Leuten über den Kopf schlägt, bringt er uns in Schwierigkeiten. Soll ich ihn mir vorknöpfen?«
Kid zog ein angeekeltes Gesicht. »Nein! Das brauchst du nicht zu tun -«
»Nur wenn du willst«, verkündete Copperhead über Alptraums Schulter hinweg. »Ich bring den kleinen weißen Bastard um. Oder nehme ihn mir einfach vor, um ihm einen Schrecken einzujagen . . .«
»Nein«, wiederholte Kid. »Nein, ich will das nicht.«
»Vielleicht später?« fragte Copperhead. »Wenn du es dir überlegt hast?«
»Jetzt jedenfalls nicht«, gab Kid zurück. »Laß ihn jetzt in Ruhe.«
Alptraum lachte, als Copperhead zurück in das Zimmer ging. »Was sollte denn das Ganze? Mann, du bist ein Hammer!«
»Nur herausfinden, ob er es war. Das ist alles.«
Alptraum hielt das Lachen zurück; es blähte seine Backen auf, bis er schluckte. »Hast du es herausgefunden?«
Von innen hörte man ein plötzliches Krachen und einen Schrei. Stimmen verstummten vor einem lauten Schlürfen:
»Der Kid hat mir gesagt, ich soll bis später warten, bis ich dich durchwalke, Schwanzlutscher. Aber nimm dich in acht, hörst du? Wenn du anderen Leuten den Schädel einschlägst, wird es mir Spaß machen, dir deinen einzuschlagen. Und jetzt raus hier.«
»Ich . . . glaube schon«, sagte Kid.
»Ich meine . . .« Alptraum schüttelte die Hände vor Kids Hüften. »Ich wollte nur wissen, ob du es herausgefunden hast. Ich war schließlich nicht da. Du aber, stimmt's? Also müßtest du wissen, ob er es gemacht hat oder nicht.« Er ging grinsend zurück.
»Hey!«
»Was?«
»Komm her. Ich will mit dir reden.«
Alptraum verschränkte lose die Arme, straffte dann seine breite Brust, so daß die Ketten sich über die Unterarme zogen. »Klar.« Langsam beugte er den Kopf. »Worüber willst du reden?«
»Ich will nur wissen - hey, komm mit mir.«
»Klar.«, sagte Alptraum; dann fuhr seine Zunge in die Backenhöhle und leckte über die Zähne.
Sie gingen den Flur entlang auf die hintere Veranda. Alptraum stand, immer noch mit verschränkten Armen, in der Tür. Nur wenige Meter hinter den Scheiben hing dichter Rauch. Kid fragte: »Worauf bist
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