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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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fünfzehn Minuten ein Viertel der Scheibe erschienen war, passierten die ersten Hysterieanfälle . . . Aber lassen Sie uns diese unverständlichen Zusammenbrüche beiseite schieben, lassen Sie uns mit Professor Wellmans nüchterner Analyse und Budgie Goldsteins unverwüstlicher guter Laune fortfahren.
    Die monumetale . . . Scheibe? Kugel? was sonst? beleuchtete nach einer Stunde Aufgang schließlich die sichtbaren Gebäude. Es herrschte keine eindeutige Meinung, auch nicht bei denen im Augustgarten, ob der Kreis wirklich verharrte oder unmittelbar wieder die Richtung änderte und wieder unterzugehen begann, leicht (ungefähr ein Fünftel seines Durchmessers) nach links - dies die Schätzung von Wallace Guardowsky.
    Der untere Rand war jedenfalls fünfzehn oder zwanzig Minuten lang über dem Horizont. Wegen der davorliegenden Wolken konnte man es selbst auf voller Höhe minutenlang anstarren. Colonel Harris empfahl jedoch, nicht allzulange hinzublicken. Der Untergang, und hierin sind wir uns alle einig, dauerte ein Beträchtliches weniger als der Aufgang und wird zwischen einer viertel und einer halben Stunde geschätzt. Wir haben nun mehrere Versuche gehört, Größe, Zusammensetzung und Bahn einzuordnen. Wir bezweifeln, daß selbst die uns Verständlichen von Nutzen sein können - ein bloßes Vergeuden von Klugheit angesichts einer so . . . schrecklichen Sache! Hören wir jetzt Einwände von Ihnen, die neugierig auf eine schlüssige kosmologische Erklärung sind? Bitte schenken Sie uns einfach Ihr Vertrauen: Von den abgegebenen Erklärungen war ehrlich gesagt keine intelligent genug. Und wir wollen unsere Leser nicht beleidigen.
    Wir rufen mit Mißtrauen und schwatzhaftem Erstaunen die Geschwindigkeit in Erinnerung, mit der die letzte dieser Himmelserscheinungen durch den allgemeinen Konsensus des Gemeinen einen entsprechenden Namen erhielt. Wie ermutigend daher, daß diese Erscheinung sich als zu monströs für eine leichte Namengebung erweisen sollte. (Aus verschiedenen Ecken kam ein Vorschlag, doch allgemeiner Anstand und Sittlichkeit verbieten uns die bloße Erwähnung; viele meinen, wir haben diese junge Dame in diesem Blatt bereits genügend entehrt.) Doch in der Tat, wenn ein Name auch klebenbleiben kann, obwohl wir es mit einem Lächeln betrachten, verlieren doch gewisse Bilder und Klänge ihre Unabhängigkeit. Wenn wir sie dann mit ernstem Gesicht betrachten und es mit der Ablenkung durch einen Namen tun müssen.
     
    *
     
    »Wie findest du das?« fragte Faust, der in einiger Entfernung die Straße überquerte.
    Kid lachte. »Calkins ist ziemlich schnell dabei, wenn es darum geht, das Ding beim Namen zu nennen. Aber wenn es darum geht, etwas zu taufen, macht er nur Scheiß.«
    »Nein, nein, nicht das!« Faust mußte das Blatt zusammengerollt dreimal hochwerfen, ehe es im Fenster im zweiten Stock landete. »Ich meine Seite eins.«
    Kid saß auf der Freitreppe und beugte sich nach vorn, um sich am Fuß zu kratzen. »Was -?« Er wandte sich wieder der Zeitung zu. »Wo ist überhaupt Lower Cumberland?«
    »Lower Cumberland Park?« Faust reckte den dürren Hals und kratzte unter dem Cordjackett sein Unterhemd. »Das ist am anderen Ende von Jackson. Da gibt's die wirklich schlimmen Nigger. Da, wo der große Gott Harrison wohnt.«
    »Oh«, sagte Kid. »Wo ich gestern abend war. Hier steht, daß dort niemand mehr wohnen soll.«
    Faust klemmte das Bündel auf seine Hüfte. »Also, alles was ich weiß, ist, daß ich da eine verdammte Menge Zeitungen vor einer Menge Türen hinlege, und am nächsten Morgen sind sie verschwunden. Scheiße, in dem Wasser da gestern morgen herumzuspritzen!« Er blickte mit zusammengekniffenen Augen wieder zu dem Fenster. »Heute morgen war es aber besser.
    Hey, bis morgen. Ist das dein Buch, mit dem das ganze Büro vollgestopft ist?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Kid. »Meins?«
    Faust runzelte die Stirn. »Du kannst ja mal mit zum Büro kommen und dir ansehen, wo sie die Zeitung und das drucken. Komm doch irgendwann mit. Ich zeig dir alles. Dein Buch kam vorgestern herein -« Faust schnackte mit den Fingern. »Ich habe es auch kartonweise in den Buchladen geschafft. Sobald es . . . du weißt schon, dunkel wurde.«
    Kid grunzte und schlug wieder die Times auf, um Faust nicht ansehen zu müssen.
    »Die Morgenzeitung!« Der alte Mann hüpfte den Block hinab und brüllte in den Rauch: »Hier! Ihre Morgenzeitung!«
    Aufgeschlagen hielt er eine weitere Anzeige über eine Viertelseite

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