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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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den Kopf durch die rasselnden Ketten. »Komm.« Er schwang die Füße über den Rand und sprang.
    Kid schwang sich über die Leiter, während Denny aufrecht zur Tür hüpfte.
    »Was hast du es so eilig?« fragte Denny. »Hey, hör auf, mich zu stoßen«, als Kid ihn in den Flur schubste.
    »Ich tu dir nicht weh«, sagte Kid. »Wußtest du, daß Dollar irgend jemanden mit einem Rohr totgeschlagen hat?«
    »Huh? Wann denn?«
    »Gestern.«
    Denny versuchte zu pfeifen. Am Anfang quietschte es, dann kam nur Luft. »Dollar ist ein verrücktes Arschloch. Ich meine, er war immer schon bekloppt. Hölle, alle Weißen in diesem Nest ticken nicht mehr richtig.«
    »Klar.« Kid trieb Denny zur Tür.
    »Warum hat er es getan?«
    Kid zuckte die Achseln: »Weiß nicht.«
    Die Eingangstür öffnete sich. Dreizehn (dahinter Smokey) kamen herein, sahen sich um, als erwarteten sie etwas . . . anderes. »Hey, Kid! Oh, hey, Mann. Ich muß mit dir reden! Du kennst Dollar? Wir sind zwar gerade erst gekommen, aber . . . jemand hat mir gestern erzählt, er hatte eine Stange von Handschellen und hat jemanden -«
    »MACH DASS DU RAUSKOMMST!« sagte Kid sehr laut direkt in Dreizehns Gesicht und fuchtelte mit der Faust. Wenn das so weitergeht, dachte er, werde ich noch jemanden schlagen. »Hau endlich ab, wird's bald?«
    Dreizehn war zurück an die eine Wand gewichen, eine Hand an dem grünen Brustbeutel (die eintätowierte »13« war weit ausgestreckt), Smokey mit aufgerissenen Augen zur anderen.
    Kid legte die Hand auf Dennys Schulter. »Komm. Wir gehen.«
    Sie schoben sich zwischen ihnen hindurch aus der Tür; hinter ihnen schwang sie zu.
     
     

 
    PALIMPSEST
     
     
     
    VI
     
     
    ». . . paß nur auf. Oh, yeah, paß doch auf. Ich weiß. Ich weiß.« Er drohte mit dem Finger, wich zurück, redete spanisch. Dann: »Sie werden dich kriegen.«
    »Mann«, sagte Kid. »Bitte-«
    »Ist schon gut. Ist schon gut. Paß du nur auf. Bitte? Tut mir leid. Tut mir leid.« Sein dicker Hals schwitzte. Er zerrte an der Wolle. »Tut mir leid. Laß mich einfach in Ruhe, huh? Sie werden . . .« Plötzlich blickte er sich um, drehte sich und schlenderte in die Seitenstraße.
    »Jesus.« Ein Lächeln huschte über Dennys Gesicht. »Was . . . was war das?«
    »Ich weiß es nicht.« Ein Buch war auf den Pflaster gefallen. Das andere lehnte am Randstein.
    »Ich meine, der Typ kommt einfach daher und schubst dich. Ich dachte, du würdest ihn schlagen.« Denny nickte heftig. »Du hättest ihn schlagen sollen. Warum kommt er einfach daher und belästigt uns?«
    »Er hat uns nicht belästigt.« Kid nahm die Bücher und schob sie wieder unter seinen Gürtel.
    »Er ist einfach verrückt, oder?«
    »Komm«, sagte Kid. »Yeah, er ist . . . wahnsinnig.«
    »Jesus, das ist aber komisch. Hast du ihn schon mal gesehen?«
    »Yeah.«
    Sie gingen weiter.
    »Was hat er denn da gemacht?«
    »Ungefähr das gleiche . . . einmal. Die anderen Male? Da war er ganz normal.«
    »Ein Irrer«, wiederholte Denny und kratzte sich in den Hosentaschen zwischen den Beinen. »Sie wohnt da drüben. Ich dachte, du wüßtest es schon. Hat sie es dir nicht erzählt?«
    »Nein.«
    Denny verzog die Nase. »Diese Scheiße in der Luft, ich glaube nicht, daß es gesund ist, oder? Was ist los?«
    Kid war stehengeblieben, um einen Teil der Kette über den Bauch zu ziehen. Ein Glaskreis ließ die Haut seiner Daumenkuppe wie eine Zebraflanke aussehen: Schmutzige Gruben wanden sich um das Fleisch.
    »Sie wohnt da drüben«, wiederholte Denny vorsichtig.
    »Gut.«
    Im Gleichschritt bogen sie auf die Straße. »Sie hat 'ne schöne Wohnung.«
    Eine Spannung blieb, dauerte an: Kid wünschte sich, er könnte es sich näher ansehen: gebrochen, reflektiert, vergrößert . . .
    Sie bogen um die Ecke und gingen über die leere Straße. »Sieht nach Regen aus, nicht?« sagte Denny. »Es sieht immer nach Regen aus.« »Es fühlt sich aber nicht nach Regen.« »Es fühlt sich nie nach Regen.«
    »Yeah, das stimmt.« Denny hüpfte die Betonstufen hinauf und hielt sich am Aluminiumgeländer fest. »Tut es nie!«
    Kid folgte ihm und betrachtete die drei Stockwerk hohe Front. Denny klingelte mit dem Daumen.
    »Sie wohnt im obersten Stock. Die beiden unteren sind leer, damit man denkt, hier wohnt niemand.«
    »Gute Idee, wenn man Aufmerksamkeit vermeiden will.« Kid wollte fragen, wen er mit »sie« meinte, als auf der Treppe Schritte klackten.
    »Wer ist da?« fragte eine Frau. Vertraute Stimme? Er fragte sich,

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