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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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der Matratze um. Kathedrale sah von seinem Buch auf.
    Junes Augen flackerten durch den Raum, verharrten kurz auf dem Poster, senkten sich. »Ich fand Ihr Buch sehr . . . Ich fand es nett . . . dieser Teil, den Sie über uns . . . nein, nein!« Nach einem Moment sagte sie: »Eddy wohnt hier bei Ihnen . . . ich meine, wie lange ist er . . .«
    Kid zuckte die Achseln.
    »Meine Mutter findet Ihr Buch auch gut«, sagte sie einen Moment später. »Sie hat es ein paar . . . «
    Als sie den Satz nicht beendete, meinte er: »Grüßen Sie sie von mir.«
    »Das würde ich nicht wagen!« Nach einer Sekunde schloß sie den Mund. »Oh, das könnte ich nicht . . .«
    Kid dachte, es ist die Sache nicht wert, sich aufzuregen. Er lehnte sich gegen den Türrahmen. Angel blickte aus dem Schrank, sagte: »Was . . .?« bekam keine Antwort, zuckte die Achseln und ging wieder hinein. Ich antworte nicht, weil es nichts zu sagen gibt. Sie dreht sich um, starrt auf einen Deckenhaufen auf den Boden, den sie nicht wirklich wahrnimmt. Sicher wird von ihr eine Antwort erwartet.
    Er konnte weggehen und sie allein warten lassen.
    »Paß auf«, meinte Glas hinter ihm.
    Kid drehte sich um.
    »Hab's.« Spitt klemmte sich Dollars Knöchel unter den Arm.
    »Leg ihn einfach da rein«, meinte Copperhead. »Er wird schon okay sein.«
    June hatte sich ebenfalls umgedreht. Kid war beeindruckt, wie gut es ihr trotz der Nervosität gelang, interessiert und nicht hysterisch auszusehen.
    Dollars Schulter stieß an den Türrahmen.
    »Da hinten hin, huh?« Glas hob Dollar grob am Arm hoch und schleppte ihn durch die Tür.
    «... du das gesehen? Hast du gesehen, wie sie ihn fertiggemacht haben? Er hing nur draußen herum, ist nicht einmal gerannt oder so, als sie auf ihn losgingen. Shit, so viel haben sie nicht gemacht. Als ihn Copperhead zum dritten Mal schlug, hat er sich so zusammengekrümmt. Er hat nicht einmal eine blutige Nase. Aber sieht ziemlich böse aus . . .«
    Unterhalb des Auges war die geschwollene Wange zerkratzt.
    Dollars Arme hingen an beiden Seiten schlaff herab. Sein Gürtel war geöffnet.
    »Ich glaube, er macht Theater«, meinte Copperhead zu Kid und kratzte sich am Kopf. »Ich glaube, er wollte einfach nicht mehr geschlagen werden und spielt jetzt Theater. Aber er macht das ziemlich gut.«
    »Er ist nicht weggelaufen, als du gekommen bist?« fragte Kid.
    »Wo sollte er denn hinlaufen?« Copperhead hielt mit der rechten Hand die linke Faust. Die sommersprossigen Knöchel bluteten. »Hab' ihn damit fertiggemacht.«
    Kid sah nach Glas' Händen, konnte sie aber nicht sehen.
    Angel kam wieder aus dem Schrank, sah sich um, sagte »oh, Jesus Christus . . .« schüttelte den Kopf und verschwand wieder.
    Am Fenster klappte Kathedrale, der sein Buch geschlossen hatte, den Deckel wieder auf.
    »Sie haben ihn auf Eddys . . .?« begann June.
    Das Paar neben der Tür bewegte sich. Der Kontrapunkt des schnarchenden, nackten Skorpions dauerte unverändert an.
    »'tschuldigung, huh?« Mit einem Blick ging Eddy um Pepper herum. Er ging zu seiner Matratze, bückte sich und zog unter Dollars Schulter eine Kette hervor. Er sah Kid an. »Haben sie ihn erwischt?« Er schüttelte den Kopf, nahm seine Decke und zog sie über Dollars Schulter.
    Das, dachte Kid, ist für sie. Der Raum war zu heiß für Decken.
    Eddy legte sich die Ketten um und kam zur Tür zurück. »Weshalb bist du hergekommen?«
    »Ich weiß nicht . . . ich weiß es einfach nicht - ich verstehe nur nicht, wie du . . .!«
    Spitt und Glas waren verschwunden. Copperhead sah June an, dann stirnrunzelnd Kid und ging.
    »Kommt schon«, sagte Kid. »Ihr wollt doch reden? Laßt uns rausgehen auf die Veranda, huh? Hier schlafen doch Leute. Okay?«
    Kid ließ sie vorangehen und hing sich dann an Eddys Rücken.
    Die Badezimmertür im Flur stand offen. Bohnenstange - ja, das war der Name der weißen kurzhaarigen Frau; plötzlich fiel es ihm wieder ein - hielt ihre Morgensitzung, Jeans um die Waden, die Times auf dem Schoß.
    »Hier hinein.« Eddy deutete über Junes Schulter hinweg.
    June ging durch die Verandatür und sagte: »Oh, tut mir-«
    »Huh?« Rabes Wasserstrahl brach ab. »Das Badezimmer ist besetzt«, erklärte er erstaunt auf Junes erstaunten Blick hin. Aufs neue platschte sein Urin in das Spülbecken.
    »Hierher!« Kid trieb sie hinaus. »Er ist gleich fertig.«
    Rabe schüttelte ab, schob ihn in die Hose. »Yeah, ich bin fertig.«
    Das war beabsichtigt, dachte Kid wohlgefällig. Das passierte nicht

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