Dhalgren
Brown und sah zwischen zwei Bäumen hervor, wo eine Laterne nicht brannte. »Sicher und vollständig.«
Muriel ging dicht neben ihr her.
»Wo sind wohl die anderen?« fragte Kid Lanya, deren Kleid metallisches Grün über eine Brust ergoß.
»Bei den Terrassengärten. Wo wir an dem Nachmittag mit Mr. Newboy waren.«
Kid hatte die Auffahrt nicht so lang in Erinnerung. »Wieso haben sie hier Strom?«
»Wenn alles funktioniert, kann man das ganze Grundstück praktisch taghell ausleuchten«, sagte Lanya.
Sie kamen an den letzten Bäumen vorbei.
Das Haus strahlte hell gegen die Nacht.
»Newboy hatte etwas über Laternen gesagt . . .«
»Innen geht nicht alles«, meinte Lanya. »In einem ganzen Flügel ging nicht eine einzige Steckdose.« (Ein paar Dutzend Männer und Frauen wandten sich auf der Steinterrasse um und blickten herüber.) »Aber wenn Roger alles hier so erleuchtet, bekomme ich einen ganz banalen Eindruck von Son et Lumiere.«
Die Skorpione verstummten, als sie die anderen Gäste sahen.
Anzug, Hemd, Krawatte in verschiedenen Blautönen, schob sich einer nach vorn. Kurzes blondes Haar, ernste Miene, gefolgt von zwei Frauen - die ältere ebenfalls in Blau mit einer Haartönung in der gleichen Farbe wie sein Hemd. Die jüngere in bodenlangem Brokat sah unglücklich aus.
Calkins, dachte Kid, und ging auf ihn zu. Doch die Vorahnung war falsch: Es war Captain Kamp.
»Kid«! - rief er ziemlich herzlich -, »da sind Sie ja. Und Ihre Freunde . . . Ich . . .eh. Nun, wir hatten eine kleine . . .« Die anfängliche Herzlichkeit erschöpfte sich, und Kamp sah verwirrt aus. »Roger ist noch nicht zurück. Er hatte gesagt, es könnte später werden. Ich soll Ihnen sagen, daß es ihm sehr leid tut ... Er hat mich und Thelma gebeten« - er nickte zu der Brokatfrau - »und Ernestine« - und zu der Frau in Blau -, »Sie zu begrüßen . . . eh, weil ich Sie doch kenne -« seine Augen schweiften immer wieder zu den Gestalten hinter Kid ab - »Sie vorzustellen und so weiter. Also Ernestine, das ist Kid. Und das ist Thelma . . .«
Ernestine, die viel weniger nervös schien als Kamp, sagte: »Ich bin Ernestine Throckmorton. Wie schön, all diese jungen Leute hierzuhaben. Hi, Schätzchen!« Das war ein spezielles Nicken für Lanya, die zurückgrinste. »Ich glaube, das beste ist, Sie stürzen sich hinein und sehen sich alles an. Vielleicht kommen Sie mit uns, und wir zeigen Ihnen, wo Sie zu essen und zu trinken bekommen. Kommen Sie!« Sie drehte sich um und wies ihnen den Weg über die Treppe zur Terrasse.
Als die anderen Gäste mit starrem Blick zurückwichen, ging sie auf die nächsten und leuchtendsten Skorpione zu. »Wie heißen Sie denn bitte?«
»Alptraum«, sagte Alptraum, eher wie eine Frage.
»Und Ihre Freundin?«
»Oh, yeah, Entschuldigung. Das ist Drachenlady.«
»Freue mich, Sie kennenzulernen. Ich habe Ihre Namen schon gehört, oder besser, habe sie in der Zeitung gelesen. Ich habe richtige Angst.«
Kid sah hinüber.
Ernestine, die überhaupt nicht ängstlich aussah, mischte sich unter die starrenden Gäste (einige lächelten), Alptraum an einem, Drachenlady am anderen Arm.
»Bill!« rief sie (Bill lächelte). »Komm her, Lieber.«
Bill, ein großer, gutaussehender Mann, etwa achtunddreißig, in schwarzem Rollkragenpullover, eine Dose Bier in der Hand (der einzige der anwesenden Gäste ohne Jackett) kam zu ihnen. »Bill, das hier sind Alptraum und Drachenlady. Du hast sie doch in dem Artikel erwähnt, den du vor einiger Zeit für Roger geschrieben hast. Hattest du sie schon kennengelernt?«
»Nein, leider nicht.«
»Nun, hier sind sie.«
»Hallo«, und »Hallo«, sagten Alptraum und Drachenlady synchron.
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen, aber ich fürchte, die Freude liegt einzig auf meiner Seite, nachdem, was ich über Sie so geschrieben habe.«
»Sie haben einen Artikel geschrieben?« fragte Alptraum. »In der Zeitung?«
»Ich habe keinen Artikel nich' gelesen«, sagte Drachenlady.
»Das macht wahrscheinlich keinen Unterschied, wenn man bedenkt was darin steht - hier, alle steuern auf den Bierwagen dort zu -« Bill gestikulierte mit der Bierdose. »Ich bin wirklich überrascht, Sie hier bei Kid zu treffen. Ich hatte den Eindruck, daß sich die verschiedenen Gangs - Nester - gegenseitig an die Kehle wollen.«
»Nee«, meinte Alptraum, »das ist nich' so . . .«
Während Alptraum erklärte, wie es war, sah Kid wieder hinüber. Bill hatte Ernestines Platz eingenommen, die zu den anderen
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