Dhalgren
kommentierte, während Dr. Wellman freundlich konstatierte: »Sie waren nicht sonderlich gut organisiert. Zumindest nicht diejenigen, über die wir unsere Untersuchungen angestellt hatten.«
»Hey, Kid.«
Kid drehte sich um.
Paul Fenster schob ihm einen Pappteller zu.
»Oh, hi . . .!« grinste Kid, überrascht darüber, wie sehr er sich über jemanden freute, den er kannte.
»Warum holst du dir nicht etwas zu essen?« sagte Fenster und ging zwischen zwei anderen hindurch, während Kid die Worte, die er sagen wollte, unbeholfen im Mund hin und her schob.
Er wünschte sich, Tak wäre gekommen. Und Fenster nicht.
Lanya ging dicht genug an ihm vorbei, um ihm zuzulächeln. Und er war dicht genug an Madame Brown, um zu hören, wie sie spöttisch: »Arbeit, Arbeit, Arbeit!« flüsterte.
Madame Brown verwickelte sich in der Leine, als sie sich umdrehte und sagte: »Siam, das hier ist ein sehr guter Freund von mir, Everett Forest. Siam war mein Patient, Everett.«
Everett war der Mann, den Kid normalerweise immer im lila Angora bei Teddy's sah. Jetzt trug er einen Marineblazer und graue gestrickte Hosen.
Irgendwo auf der anderen Seite des Patios hielt Lanya zwei Pappteller in den Händen, die sie weiterreichen wollte. Um ihren silbrigen Saum wölkte sich Türkis, stieg auf und fiel wieder herab wie eine träge Lavamasse. Er wollte hinübergehen, sich einen Teller abholen, dachte dann aber plötzlich an Denny, sah sich nach ihm um -
»Ich hatte Roger gebeten -«
Kid drehte sich um.
»- bei Ihrer Begrüßung dabeisein zu können« - (die unglückliche Thelma in bodenlangem Brokat) - »weil ich dachte, ich hätte sonst vielleicht keine Gelegenheit, mit Ihnen zu reden. Ich wollte Ihnen sagen, wieviel Vergnügen mir Ihre Messing Orchideen gemacht haben. Aber jetzt finde ich« - ihre dunklen Augen, immer noch unglücklich, hoben und senkten sich -»finde ich das sehr schwierig.«
»Eh . . . danke«, versuchte Kid.
»Es ist schwer, einem Dichter Komplimente zu machen.
Wenn man sagt, seine Arbeit sei sehr perfekt und ausgefeilt, dreht er sich um und sagt, er habe einzig und allein auf Spontaneität und Kraft abgezielt. Wenn man sagt, das Werk habe Leben und Unmittelbarkeit, stellt sich heraus, daß er eigentlich damit beschäftigt war, ein formales Problem zu lösen.« Sie seufzte. »Sie haben mir wirklich Freude gemacht. Aber außer ein paar höflichen Phrasen gibt es kein Vokabular, diese Art von Vergnügen zu beschreiben, ohne daß es falsch klingt.« Sie hielt inne. »Und Ihre Gedichte gehören zu den Wirklichkeitsnahesten Dingen, die mir seit langer Zeit begegnet sind.«
»Verdammt«, sagte Kid. »Danke!«
»Möchten Sie etwas zu trinken?« schlug sie in das Schweigen hinein vor.
»Yeah. Sicher. Lassen Sie uns etwas zu trinken besorgen.« Sie gingen zum Tisch.
»Ich habe zwei Romane geschrieben - und veröffentlicht«, fuhr Thelma fort. »Nichts, was Sie möglicherweise kennen. Aber die Wirkung Ihrer Gedichte auf mich, besonders die der ersten vier, der Elegie und der letzten beiden vor dem langen, redeartigen in Jamben, entspricht ungefähr der, die ich mir von meinem Buch auf die Leser immer gewünscht hatte.« Jetzt lachte sie sogar. »Irgendwie war Ihr Buch entmutigend, denn als ich bemerkte, welche Wirkung Ihre Gedichte auf mich ausübten, merkte ich, woran es liegt, daß meine Prosa dies häufig nicht erzielt. Diese dichte, klare, beschreibende Einsicht ist etwas, um das ich Sie beneide. Und Sie setzen es so natürlich ein wie die Alltagssprache, wenden es so und so und so . . .« Sie schüttelte den Kopf und lächelte. »Das einzige, was ich tun kann, ist eine Menge Adjektive suchen, die man mit Bedeutung füllen muß: Schön oder vielleicht wunderbar oder herrlich . . .«
Kid fand, daß sie jedenfalls alle auf sie zutrafen; sein Entzücken war ehrfurchtbeladen. Aber es bei sich behalten (der schwarze Barkeeper goß ihm einen Bourbon ein) war eine beginnende Irritation, die in ihrem Aufbau so angenehm war wie ein Niesen eine Erleichterung bedeutet.
Denny kam zu Tisch, fummelte in seiner Brusttasche. »Hey, willst du was sehen?«
Kid und Thelma sahen zu.
Und jenseits des Innenhofs spritzte Lanyas Kleid orange und golden auf. Die Leute, mit denen sie redete, traten erstaunt zur Seite. Sie sah an sich herab, lachte, blickte suchend umher, bis sie Kid und Denny sah und warf ihnen eine Kußhand zu.
Thelma lächelte und schien nicht zu verstehen.
Kid stellte Thelma Denny vor. Sie stellte sie beide
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