Dhalgren
nichts dagegen. Aber es ist einfach nicht das, was ich gut finde, verstehst du? Ich will ein Mädchen, mit Titten und einer Möse. Ist das so komisch? Du verstehst das?«
»Klar«, sagte ich. »Ich verstehe das.«
Jack stieß mit der Zunge in den Mundwinkel und versuchte, die Kruste abzulösen. »Ich glaube, er verstand das auch. Tak, meine ich. Er ist immer noch nett zu mir. Er redet mit mir, wenn er mich sieht, weißt du? Fragt mich, wie's mir geht und so . . . Mann, ich wünschte nur, da wären Bilder von irgendeiner hübschen Pussy da oben neben all diesen Schwänzen. Ich meine, daran bin ich interessiert; würde mich glatt besser fühlen.«
Ich nahm einen Schluck Bier. »Fühle mich dann auch besser.«
»Warst du bei dieser Kommune? - Du weißt schon, im Park?« Jack blickte auf die zerknitterte Banknote. »Tak hat mich dorthin mitgenommen. Und ich fand es da auch ganz nett. Ich habe mich mit diesem Mädchen unterhalten, eine von denen, die es leitet -«
»Milly?«
»Yeah, Mildred. Und sie redet pausenlos darüber, daß ich Deserteur bin und wie gut sie Deserteure finden, und ich glaube, auch sie versucht, nett zu sein. Aber nach einer Weile, ich meine, nach verdammt ein paar Stunden, mußte ich sagen: Lady, was sitzt du da und redest, wie beschissen die Armee ist, wenn du nie in einer gewesen bist, und ich war nur anderthalb Jahre da! Sie hat keine Ahnung, warum ich aus dieser verdammten Armee weggelaufen bin. Und es ist ihr auch egal.« Seine Augen wanderten zu den Händen, der Flasche, der nassen Theke, der Banknote, seinen Händen . . . »Ich meine, sie hatte keine Ahnung . . .«Er holte Luft und sah mich an. »Ich habe in der Kommune Frank getroffen . . . den Typen, der ein Dichter sein soll. Er war auch in der Armee und ist abgehauen. Er wußte, was ich ihr sagen wollte. Eine Zeitlang waren wir beide oft zusammen. Ich kann nicht so gut reden wie er, und er weiß eine Menge Sachen, die ich nicht kenne. Aber wir waren viel zusammen. Er hat mich zu dem Haus mitgenommen, wo nur Mädchen wohnen. Warst du mal da?«
»Nein.«
»Das ist aber eine Sache, Mann. Ein paar von den Mädchen sind richtig nett - andere sind auch sehr komisch. Und die Typen, die dorthin kommen . . . also einige von den Mädchen stehen auf ganz schön freakigen Typen. Ich glaube, ein paar von ihnen, den Mädchen, mochten mich. Aber ich war nur an den freakigen interessiert. Ich wollte mir eine besorgen, eine kleinere - da sind auch riesige Frauen! - und hübsch. Und weich. Und clever. Daß ein Mädchen clever ist, ist mir sehr wichtig. Ich wäre glücklich, wenn ich ein Mädchen hätte, das nur halb so gut reden und halb so viele Sachen wüßte wie Frank. Da sind auch clevere Mädchen. Ich glaube, keine ist so richtig dumm. Nur ein paar sind ziemlich freakig. Einige hätte ich gerne gehabt. Und ich könnte eine Freundin gebrauchen! Ich meine, ich habe mit ihnen geredet. Und sie mit mir. Aber ich kam nicht weiter. Frank aber. Er könnte von Mittwoch bis zum nächsten Donnerstag gebumst werden und dann wieder von vorn anfangen. Aber ich wollte mehr als das, aber ich wollte auch gebumst werden. Ich weiß jetzt, daß die Leute hier anders sind als ich. Aber das heißt auch, daß ich anders bin als sie. Ich vermute nur, wenn du zu verschieden bist, will niemand etwas mit dir zu tun haben. Ich meine, es ist ihnen scheißegal.« Seine Hand zuckte in die Bierpfütze, zum Boden der Flasche. Eine Weile runzelte er die Stirn, und ich dachte, er sei fertig. Doch er sagte: »Hast du von dem Nigger gehört - diesem schwarzen Typen, der immer hierherkam: der, den sie vom Dach der Second City Bank abgeknallt haben?«
Ich nickte.
»Weißt du, was sie glauben?« - Jack drehte sich auf seinem Hocker um; er spreizte eine Hand auf der Brust -, »John, Mildred, alle von der Parkkommune - daß ich das gemacht habe! Und das erzählen sie überall herum! Sie haben es den Mädchen in diesem Haus erzählt. Weil ich weiß bin, aus dem Süden komme und nich' gut reden und erklären kann, daß sie spinnen - sie spinnen einfach, wenn sie denken, daß ich so was gemacht habe!« Er sah beim Erzählen genauso überrascht aus wie ich als Zuhörer. »Ich . . . ich hatte ein Gewehr, weißt du.« Seine Hand schloß sich lose zu einer Faust, die langsam am Hemd herabglitt und einen nassen Fleck hinterließ.
Ich nickte.
»Ich hatte zu Hause immer schon ein Gewehr. Auch die im Park sollten eins haben, wo in dieser Stadt so viele Verrückte herumlaufen. Und sie brauchen
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