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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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hatte, oder ob es einfach ein neuer Gedanke war - oder beides.«
    »Als wir auf den Mond kamen, wußten wir eine Menge darüber, doch zugleich wußten wir kaum etwas. Und genauso ist es hier. Nach sechseinhalb Stunden« - überlegte Kamp, im Rauch zogen sich die Augen zusammen -, »mußten wir wieder gehen. Und wenn ich hier nicht heute abend herausfinde, wo wir sind, dann, denke ich, wird es auch hier Zeit zu gehen.«
    Lady of Spain blickte in den Himmel, sah dann mich an, »wo gehen Sie dann hin?« - dann wieder zum Himmel.
    »Irgendwohin, wo ich weiß, wo ich bin.«
    Der Himmel war von Horizont zu Horizont bedeckt.
    »Viel Glück«, sagte Kathedrale.
    »Dann bedeutet das also Adieu?« sagte ich.
    Priester stand auf.
    Kamp stieß mit dem Schuh gegen ein Bein des Stativs. »Vielleicht.« Die Metallspitze kratzte schrecklich laut. »Bis dann«, sagte Kathedrale. Wir gingen den Hügel hinab.
    Angel wollte wissen, was Kamp auf der Party über Information erzählt hatte.
     
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    Sprache geht immer über gedruckte Lyrik hinaus. Ein Wort läßt Bilder durch das Hirn fliegen, aus deren Auguren wir alle Intention herausziehen. Ich bin kein Dichter, weil ich nichts habe, dem ich Leben verleihen kann, um es zur Aktualität zu bringen, außer meiner Aufmerksamkeit. Und ich weiß nicht, ob jemand so verwundbar wie ich dazu ausreicht. Wahrscheinlich hören die Leute, daß Uhren tik-tak machen. Aber die Uhr meiner Kindheit ging sicherlich tik-tik-tik-tik-tik... Warum erinnere ich mich in einer zeitlosen Stadt gerade daran? Was behaarte Menschen an ihren Körpern finden, ist einfach erstaunlich.
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    Ich versuchte, es wiederzugeben. Was Angel
    anregte, und er begann sozusagen zu philosophieren, wie stark ihm alles um uns herum etwas über den Park vermittelte, während wir durch Büsche und Felsen und Unterholz gingen; das machte Spaß. Wir kamen aus den Bäumen heraus und redeten alle miteinander, als jemand einen Scheit in das Feuer warf. Hoch stoben die Funken in den grauen Spätnachmittag; die Rauchwolken wurden dünner.
    »Hey!« sagte John und kam auf uns zu, zwischen den Kindern hindurch, die herumsaßen oder -standen. »Wie geht's euch? Wo seid ihr gewesen?«
    Ich beobachtete den Rauch.
    Dünner jetzt.
    Zwei Kinder (rosa T-shirts, langes, strohfarbenes Haar) zerrten Schlafsäcke unter der Klappbank hervor.
    An John vorbeikam, Woodard, gelb wie ein Blatt und wollig wie ein . . . nun, Woodard blieb abrupt stehen und blinzelte mich (uns?) an. Zuerst dachte ich, er würde uns erkennen, war aber dann nicht sicher.
    Ich wollte hallo sagen, doch John ging jetzt an ihm vorbei, fuhr ihm durch den Haarschopf und sagte: »Kid, habe dich lange nicht hier gesehen.« Seine Hände waren noch genauso sauber, doch die Wollweste sah so aus, als habe er seit dem letzten Mal, seit ich ihn gesehen hatte, wirklich darin gearbeitet.
    »Wie geht's?« fragte ich.
    John grinste flüchtig. »So gut es geht.«
    Ich merkte, daß irgend etwas falsch lief, als sähe ich einen Ort vor mir, den ich nicht wiedererkannte, aber sollte - oder wiedererkannte, obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte.
    »Kid!« Das war Milly.
    Sie redeten einfach weiter, ohne mir Gelegenheit zu geben, die anderen vorzustellen, was ich blöd fand, aber Milly und John machten das immer so. Am meisten redete Milly. Sie kam nach vorn und trat dabei über einen Schlafsack, wo ein älterer Typ saß und sich die Brille mit dem Zipfel eines Sweet-Orr-T-Shirts putzte.
    Dann dachte ich, es sei wohl besser, sie wüßten, wer wer sei und sagte so laut, daß sie aufhörten: »Das ist Kathedrale. Und das ist . . . « der Reihe nach. Als ich das machte, sah ich, wie der Typ mit dem Gewehr auf die Lichtung trat, worauf der Kampf ausbrach.
    Und was ich nach alledem eigentlich nicht gerne aufschreiben möchte, weil ich es schon so oft mit Leuten in der Bar und im Nest durchgegangen bin. Lady of Spain war ganz begeistert und fragte immer wieder, wo der Typ her sei. John und Milly wollten, glaube ich, sagen, daß sie es nicht wüßten, doch Jommy meinte, er sei von dem verdammten Warenhaus, und Milly meinte: »Du bist aber nicht sicher, ob er von Emborikys kommt.« Und Jommy sagte: Shit, wisse er doch, und daß man sie schon von einem Ende des Parks zum anderen getrieben hätte; was ich nicht einmal wußte.
     
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    Nachgedanken: Da es nun schon so viele Versionen gibt, will ich es noch einmal machen, um es für mich selber zu erklären: Sie hatten den Karton mit Essen schon für ihn

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