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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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riesigen Bauch, schwankte und atmete mit offenem Mund. Sie duckte sich unter einem Strang, der an ihrer Wange vorbeizog, schwang sich zur Seite und begann zu klatschen.
    Ich hörte bald auf zu schreien, weil mir die Kehle weh tat; und hörte unter dem Klatschen: »Bunny, warum gehst du nicht dazwischen und zeigst ihnen, wie man's macht?«
    »Sei nicht albern, Schätzchen! Wir sehen nur zu.«
    »Nee, komm! Ich habe dich noch nie richtig tanzen sehen.«
    »Lächle, wenn du das sagst. Warum lächelst du nicht?«
    »Ach bitte! Ich möchte sehen, wie du das kannst.«
    Im Feuer explodierte etwas: Funken stoben über die Flammen hinaus. Myriaden kleiner Parabole verlöschten.
    In der Mitte der Lichtung stand Dollar mit seinem pickeligen Rücken, schweißnaß, Beine gespreizt, Knie und Kopf gebeugt. Bei jedem Klatschen detonierte etwas in seinem Bauch, das seine Hüften, Hände und Schultern zusammenzucken ließ.
    Einige der Kommunekinder waren nackt.
    John tanzte, den braunen Bart nach oben, die blonden Haare nach hinten und die Messingorchidee an der Hand über seinem Kopf. Ein Mädchen hatte sich an der Kette das Bein geritzt und war gefallen. Sie blieb eine lange Zeit sitzen, den Kopf nach vorn, Haare wie trockene Blätter über einer Brust. Ein paarmal versuchte sie aufzustehen. Und als wieder jemand ein Ende fallen ließ, fiel es auf ihre Schulter; sie schien zu schwer, um aufzustehen.
    Ein Greif flackerte zweimal: Adam hüpfte und zuckte. Ketten und dickes Haar schwangen und rasselten und verschwanden hinter dem schwankenden Tier.
    Plötzlich tänzelte Bunny, schrill wie ein Hund bellend, ein Dutzend Stränge am erhobenen Zeigefinger, in den Kreis und schüttelte das Silberhaar. Pepper folgte ihm zusammengeduckt, klatschte und grinste wie ein Teufel.
    Eine ältere schwarze Frau, die einige der Kisten für das Abendessen gebracht hatte und bisher absolut still gewesen war, kicherte und begann ebenfalls zu klatschen. Der dicke schwarzhaarige Mann mit der Bambusflöte hatte sich endlich seiner Hose entledigt, tanzte auf sie zu und versuchte, sie in den Kreis zu bringen. Er pfiff und tanzte und zuckte herum: Es war ziemlich angeberisch, und einen Moment dachte ich, sie würde ihn in den Schwanz kneifen, aber sie stieg irgendwie ein und klatschte für ihn -
    Und ich stoppte, landete auf beiden Fersen, bis zum Schädel in Vibration.
    Ich drehte mich in dem Tohuwabohu um und suchte jemanden (Dachte: Wo kam es her . . .? Warum jetzt . . .? Was . . .? verwarf das dann und versuchte, es einfach zu behalten); Lanya mit offener Bluse, die flatterte, schaukelnden Brüsten, geschlossenen Augen unter zitternden Lidern wandte sich mit mindestens fünf Ketten um den Hals zu mir um. Ich griff durch sie hindurch und umfaßte ihre Schultern.
    Ihre Augen weiteten sich.
    »Michael . . . « sagte ich.
    »Was?«
    Eine Kette zog sich über meinen Arm: Ein Prisma tickte an mein Handgelenk. Lady of Spain stand brüllend am anderen Ende.
    »Mike Henry . . .« Ich blickte zwischen meinen Ellenbogen hindurch auf das zertrampelte Gras. »Michael Henry . . .«
    Einer ihrer nackten Füße bewegte sich. »Was bedeutet das?«
    Sehr langsam sagte ich: »Mein erster Name ist Mike . . . Michael. Der mittlere Name ist Henry.« Ich blickte auf. »Mein Nachname-Fl . . .?Fr . . .?«
    Lanya kniff die Augen zusammen. Dann griff sie mit der gleichen Hand, in der sie die Harmonika hielt, meinen Unterarm.
    Die Kante grub sich ein; was mich wieder zurückbrachte: »Was habe ich gesagt?« Aber sie sah sich zu den anderen um. »Denny!«
    »Lanya, was habe ich gesagt?«  
    Ihre Augen bohrten sich wieder in meine. Sie lächelte komisch, intensiv und ängstlich. »Du hast gesagt, dein erster Name sei« - um uns herum wurde geklatscht - »Michael. Dein zweiter Name« - wieder klatschten sie - »ist Henry. Und dein Nachname . . .?«
    Meine Zähne verkrampften sich so stark, daß mein Kopf schmerzte. »Ich . . . ich hatte es eine Sekunde lang! Aber dann . . . «
    »Er beginnt mit F.« Wieder rief sie: »Denny!«
    »Warte doch! Warte, ich . . . nein, ich kann mich nicht erinnern! Aber der erste Name -« .
    »- Michael Henry -« flüsterte sie.
    Denny rannte heran. »Was ist . . .?« Er legte eine Hand auf ihre Schulter, eine auf meine. »Kommt, schon, ihr wollt -«
    »Sag's ihm, Kid!«
    Ich ließ Lanyas Ellenbogen los und nahm Dennys Hände. Er atmete heftig. »Ich heiße Michael« - ein Klatschen -»Henry . . . irgendwas. Ich kann mich an den Nachnamen nicht mehr

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