Dhalgren
denn besser?«
»Oh. Nun, ich glaube...« Er beugte sich mit hängenden Schultern nach vorn. »Der mit noch allem dran... wie deiner, ist besser.«
»Oh«, sagte Lanya mit verwirrtem Gesichtsausdruck, als habe sie plötzlich etwas verstanden. Bei ihm.
»Yeah.« Denny grinste, kam aus seiner Ecke und legte seinen Kopf in meinen Schoß.
Lanya nickte, schwang sich unter meinen Beinen her und legte den Kopf in Dennys Schoß. Ich legte meine Füße in ihren.
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Ich weinte um all die Dinge, die ich anderen Leuten gesagt hatte und die sie vollständig mißverstanden hatten, weil ich es unwissend falsch gesagt hatte. Ich weinte vor Freude über die Situationen, wenn jemand anders und ich gemeinsam über etwas Verstandenes gelächelt hatten, ob real oder herbeigewünscht. Ein paarmal gelang es mir »Ich habe .. . solche Angst! Ich habe solche . . . Angst! Ich bin so allein!« hervorzustoßen. Ich stieß die Finger in den Mund, um die Laute zu unterdrücken, wiegte mich nach vorn und zurück und biß auf ihnen herum und konnte nicht aufhören.
Madame Brown brachte mir Kleenex. Ich blubberte »danke«, zu undeutlich, um verstanden zu werden und weinte vor Verzweiflung, daß ich nicht einmal das klarmachen konnte. Ich wanderte weit zurück in die Höhle um zu denken: »Das muß doch zu irgend etwas gut sein«, aber kletterte auf die Felsen, wohin sie mich schickte, in das orangene Flackern und fand nichts, bekam wieder Angst und weinte und wiegte mich auf meinem Sessel, wobei die Gruben oberhalb der Kniescheiben schmerzten, da wo es immer weh tut, wenn ich unbedingt bumsen muß, und weinte weiter und biß auf meine Hände, stundenlang, wie es schien, doch es waren nur fünfzehn oder zwanzig Minuten.
Und dann ließ es nach; ich fühlte mich schwach, aber besser. Und als ich mich beruhigt hatte, sagte Madame Brown: »Sie haben mich doch gefragt, wie ich Sie finde. Aufgrund der Anamnese, die Angstanfälle, ja, das allein brächte mich woanders zu dem Vorschlag, daß Sie eine Anstalt aufsuchen. Aber, wie Sie sagten, es gibt in Bellona keine Anstalten. Und ehrlich gesagt, könnte ich auch nicht sagen, was man für Sie tun könnte, wenn Sie eine aufsuchten. Vielleicht würde es etwas den Druck erleichtern, der Kid zu sein. Vielleicht wäre das eine Chance, einige Wunden zu heilen, und einige Dinge zu beruhigen, die zu empfindlich sind.«
Ich nickte, als überlegte ich ihre Worte - was ich aber überhaupt nicht tat. »Glauben Sie . . .?« fragte ich. »Glauben Sie ... an meinen Traum?«
»Bitte?«
»Glauben Sie, daß ich einen Traum hatte?«
Sie sah verwirrt aus. »Ich bin nicht sicher, was Sie meinen. Aber ... Sie etwa nicht?«
»Ja«, sagte ich. »Oh, Jesus Christus, ich ja. Ich glaube ... es war . . . ich hatte einen Traum.« Und merkte, daß es ein ganzer Brunnen voll Wut war, aus dem ich lediglich eine Tasse voll herausgeschöpft hatte. Sie hatte nichts verstanden. Aber das war gut so.
Über ihrem Gesicht lag eine Maske aus Mitleid. »Kid, in der Studie ist nichts enthalten, was bedeuten würde, daß es nicht so sein kann, wie bei Ihnen. Sie erinnern sich sehr deutlich daran und haben alle Details berichtet. Ja, ich glaube, es war ein Traum. Ich weiß nicht, ob Sie das auch tun, aber wahrscheinlich ist es keine schlechte Idee, wenn Sie das versuchen.«
Über meinem lag eine Maske von Erleichterung: »Madame Brown«, sagte ich. »Ich werde nicht in eine Anstalt zurückgehen. Da wo ich war, war es für ein Leprösenheim ganz nett. Aber ich glaube, ich müßte wahnsinnig sein, um wieder in eins zu gehen. Und das können Sie verstehen, wie Sie wollen.«
Darauf lachte sie. »In Bellona wäre es ein Problem, wenn Sie in eine Anstalt gehen wollten.« Plötzlich ruckte ihr Kopf in die andere Richtung. »Wissen Sie, warum ich Ihnen an dem Morgen im Park den Job bei den Richards angeboten habe?«
»Sie sagten, es habe etwas mit den« - ich legte zwei Finger auf die optische Kette -, »diesem hier zu tun.«
»Habe ich das gesagt . . .?« Ihr Lächeln wurde nachdenklich. »Ich habe Ihnen doch die Geschichte erzählt, was in dem Krankenhaus in jener Nacht mit meiner Freundin passiert ist - ich meine, in der Nacht -«
»Yeah.« Ich nickte.
»Da war noch etwas, als ich aus dem ersten Stock herunterkam, und meine Freundin war am anderen Ende des Flurs und versuchte, eine der Türen zu öffnen. Ein junger, männlicher Patient half ihr dabei, der . . . wie soll ich sagen? Er sah Ihnen sehr ähnlich. Ich meine, ich habe
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