Dhalgren
verbinden, zu denen Asturias, St.John Perse und Seferis gehören. Als Bürger eines relativ neutralen Landes hat er die Vereinigten Staaten auf eine Einladung des gerade zusammengetretenen Kulturausschusses der Vereinten Nationen, dessen Mitglied er wurde, bereist.
Ernest Newboy ist auch Autor einiger Kurzgeschichten und Novellen, die unter dem Titel Stones (Vintage Paperback, 434 S., $ 1.95) erschienen sind. Dazu gehört auch die in vielen Anthologien veröffentlichte Erzählung The Monument, eine aufrüttelnde, symbolische Beschreibung der psychologischen und geistigen Auflösung eines unbeteiligten australischen Intellektuellen, der in einer vom Krieg heimgesuchten deutschen Stadt lebt. Mr. Newboy hat uns berichtet, daß, obwohl seine Popularität auf diesem schmalen Band anregender Fiktion beruht (die Einschätzung des Herausgebers), er sie lediglich als Experimente aus den drei Jahren unmittelbar nach Kriegsende betrachtet, als er eine Phase der Desillusionierung bezüglich seiner ersten literarischen Äußerungsform, Lyrik, durchmachte. Jedenfalls zog die Bekanntheit von Stones und The Monument die Aufmerksamkeit auch auf die drei Gedichtbände, die in den dreißiger und vierziger Jahren erschienen waren, die zusammen unter dem Titel Collected Poetry 1950 (erhältlich in Großbritannien bei Faber & Faber) erschienen. Um einen zentralen Satz, der von der Kritik immer wieder hervorgehoben wurde, zu wiederholen: Während andere Schriftsteller neben ihm die Verzweiflung der Epoche um den Krieg einfingen, stellte Newboy sie in einem solchen Licht dar, daß man darin deutlich die Entstehung vieler Elemente der gegenwärtigen Krise erkennen kann. Von den frühen Zwanzigern bis heute hat Newboy literarische, philosophische und andere Essays verfaßt, die mehrere Bände füllen. Sie sind durch eine präzise und mutige Weltsicht ausgezeichnet. 1969 hat er das Epos Pilgrimage veröffentlicht, abstrus, irreal, oft überraschend humorvoll und trotz der augenscheinlichen Respektlosigkeit ein grundsätzlich religiöses Werk. Nach einigen weiteren Essaybänden erschien 1975 die verhältnismäßig kurze Sammlung kleinerer Gedichte, die in den dreißiger Jahren bis nach dem Krieg geschrieben wurde, unter dem Titel Rictus.
Ein ruhiger, zurückgezogen lebender, gelehrter Mann, hat Newboy fast sein ganzes Leben lang Europa, Nordafrika und den Nahen Osten bereist. Häufig tauchen in seinen Werken Bilder der Maori und der vielen anderen Kulturen, die er entdeckt und erforscht hat, auf und verraten seine besonderen Kenntnisse.
Gestern morgen ist Newboy in Bellona angekommen. Die Dauer seines Aufenthaltes ist noch ungewiß. Sein Kommentar zu uns: »Also, vor einer Woche wollte ich noch nicht hierherkommen, aber ich glaube, es ist gut, daß ich gekommen bin.«
Wir fühlen uns geehrt, daß eine solche Größe der englischen Literatur und Mittelpunkt weltweiter Bewunderung . . .
»Was tust du?« murmelte sie und drehte sich um.
»Lese die Zeitung.« An seinen Ellenbogen klebte Gras. Er hatte sich bis zur Hüfte aus der Decke gewickelt.
»Ist sie schon da?« Sie hob den Kopf in einem Helm verschlafenen Haares. »Ist es schon so spät?«
»Die von gestern.«
Sie ließ den Kopf zurückfallen. »Das ist es eben mit dem Ausschlafen. Es geht nicht länger als bis fünf Uhr früh.«
»Ich wette, es ist acht.« Er glättete den zerknüllten unteren Teil.
»Was -« öffnete die Augen und zog das Gesicht zusammen — »liest du?«
»Newboy. Dieser Dichter.«
»Oh, yeah.«
»Ich kenne ihn.«
»Ehrlich?« Sie hob wieder den Kopf, drehte sich dann um und zog die Decke von seinen Füßen. »Wann?«
»Oben bei Calkins.«
Sie zog sich neben ihm hoch, heiße Schulter an seiner. Unter der Überschrift NEWBOY IN TOWN war das Foto eines dünnen weißhaarigen Mannes in dunklem Anzug, der aussah, als sei zuviel Licht auf seinem Gesicht. »Du hast ihn gesehen?«
»Als ich verprügelt wurde. Er kam heraus und half mir. Aus Neuseeland. Es hörte sich nach irgendeinem Akzent an.«
»Ich hab' dir ja gesagt, daß Bellona eine Kleinstadt ist.« Sie blickte auf das Foto. »Wieso bist du dann nicht hineingekommen?«
»Bei ihm war doch jemand, der Theater machte. Ein Schwarzer. Fenster. Er ist ein Bürgerrechts-Typ, oder?«
Sie zwinkerte ihn an. »Du triffst aber auch wirklich jeden.«
»Fenster hätte ich lieber nicht getroffen.« Er schnarchte.
»Ich habe dir von Calkins Wochenenden-auf-dem-Lande erzählt? Nur daß sie bei ihm sieben Tage in
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