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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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war, als kaue sie irgend etwas sehr schnell. Er lächelte.
    »Du bist nicht schwer«, sagte er und erinnerte sich, daß sie gesagt hatte, sie sei vier oder acht Pfund zu schwer; sicher kein Fett.
    Sie kuschelte sich in seine Armbeuge; eine Hand umfaßte lose seinen Hals.
    Unter seinen Backen, Rücken und Beinen konnte er den Boden gut erkennen. Da war ein Steinchen oder sonst irgendwas (unter der Wolldecke?) unter seiner Schulter (oder war es ein Prisma von seiner Kette) . . . da . . .
    »Alles in Ordnung?«
    »Mmmhhn.« Er schob es in eine Vertiefung im Boden, und es störte ihn nicht mehr. »Mir geht's gut.«
    Er rückte beiseite, als sie an seine Seite glitt; Knie verschränkten sich mit seinen Waden, ihr Kopf glitt auf seine Schulter. Sie fuhr mit einer Hand unter der Kette über seinen Bauch. Ihr Atem kitzelte das Haar auf seiner Brust. Sie sagte: »Jetzt kommt eine Frage, mit der man Freunde verliert. . . aber ich möchte es wissen: Wen hast du lieber im Bett, Tak oder mich?«
    Er öffnete die Augen und blickte hinab, wo ihr Kopf sein mußte. Ihr Haar fegte über sein Gesicht. Er lachte kurz und scharf in sich hinein. »Tak hat Geschichten erzählt?«
    »In der Bar«, sagte sie, »als du auf dem Klo warst.« Sie klang übrigens schläfrig. »Ich dachte, er macht Spaß. Aber dann hast du gesagt, daß du am Morgen dort warst.«
    »Mmmmm.« Er nickte. »Was hat er gesagt?«
    »Daß du kooperativ seist, aber sonst ein kalter Fisch.«
    »Oh.« Er war überrascht und spürte, wie sich seine Augenbrauen und die Unterlippe hochzogen. »Was denkst du denn?«
    Sie kuschelte sich, eine Bewegung, die sich von ihren Wangen in seine Armbeuge fortsetzte (er legte den Arm um sie), die Brust hinab (er spürte, wie sich ein Busen auf seiner Brust bewegte; einer war so fest zwischen ihnen eingeklemmt, daß er sich fragte, ob es nicht unbequem war) bis zu ihren Hüften (sein Glied hob sich zwischen seinen Schenkeln und fiel gegen seinen Bauch), zu den Knien (er preßte ihre zwischen seine), zu den Füßen (er stieß seinen großen Zeh zwischen zwei von ihrem Fuß, und sie hielt ihn fest). »Intensiv . . .« sagte sie nachdenklich. »Aber ich mag das.«
    Er legte seinen anderen Arm um sie. »Ich mag dich lieber«, und entschied, daß das stimmte. Plötzlich hob er den Kopf von der Decke, blickte wieder auf sie hinab: Heh . . . nimmst du von diesem Verhütungszeug?«
    Sie begann zu lachen, erst leise, ihr Gesicht grub sich in seine Schulter, dann platzte sie heraus, rollte weg von ihm auf den Rücken, lachte in die Dunkelheit.
    »Was ist daran komisch?« Er spürte, wie die Stellen, wo sie gewesen war, jetzt so kalt, wie sie vorher warm gewesen waren.
    »Jawohl, ich habe von dem Verhütungs . . . zeugs, wie du sagst, genommen.« Sie lachte weiter, leicht wie aufeinanderfallende Blätter. »Es ist nur, so wie du fragst«, sagte sie ihm schließlich »klingt es so galant wie aus einer anderen Epoche, aus einem anderen Zeitalter. Ich bin das nicht gewöhnt.«
    »Oh«, sagte er und verstand es immer noch nicht richtig. Und außerdem fühlte er, wie er wieder wegsackte.
    Er war nicht sicher, ob er wirklich schlief, wurde aber später wacher, als sich ihr Arm schlaftrunken an seinem bewegte; er drehte sich zu ihr, und sie zog sich auf seine Bewegung hin halb über ihn: Sie hatte schon erregt dort gelegen. Also liebten sie sich noch einmal, sprachen dann - über Liebe, über Monde (»jetzt kann man sie gar nicht sehen«, flüsterte sie, »ist das nicht komisch?«) über Irresein - und liebten sich dann wieder.
    Und schliefen wieder ein.
    Und wurden wach.
    Und liebten sich.
    Und schliefen.

 
    HAUS DER AXT
     
     
    III
     
    In diesem Ton zu beginnen, ist für uns ein wenig merkwürdig, aber unserer verlegerischen Meinung nach handelt es sich um solch hervorstechende Neuigkeiten, daß man es wohl als das eindruckvollste Ereignis in unserer exzentrischen Geschichte bezeichnen kann. Ernest Newboy, der wichtigste Dichter der englischen Sprache, ist aus Ozeanien hier aufgetaucht. Er wurde 1916 in Auckland geboren, ging in England zur Schule und kam mit einundzwanzig (so berichtete er uns) zurück nach Neuseeland und Australien, um dort sechs Jahre lang als Lehrer zu arbeiten, ging dann zurück nach Europa, um dort zu arbeiten und zu reisen.
    Mr. Newboy kam dreimal in die engere Auswahl für den Nobelpreis, der ihn, falls er ihn erhalten sollte, in eine Reihe stellt mit jenen außergewöhnlichen Gestalten, die die Literatur mit der Diplomatie

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