Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
Vom Netzwerk:
draußen?«
    »Yeah.« Er sah sie prüfend an. »Bis jetzt habe ich kein . . . « Intensiv, verriet aber wenig. » . . . ich bin nicht annähernd so lange hier wie Sie.« Er zwang seine Schultern nach vorn; sie hatten sich vor etwas zusammengezogen, was er nicht bewußt als Angriff empfunden hatte. »Ich hoffe, Sie finden ihn.« Es war kein Angriff; sondern einfach diese Intensität. »Aber Sie haben eine Menge Konkurrenz.«
    »Was . . .?« Sie verlor plötzlich völlig diese Intensität, als sie merkte, wie er es wahrnahm. »Was wollen Sie?« Sie klang erschöpft, sah aus, als würde sie es noch mal ohne Stimme wiederholen. »Warum . . . sind Sie hergekommen?«
    »Um aufzuräumen . . . Ich weiß nicht, warum. Vielleicht, um zu spielen. Warum lassen Sie mich nicht weitermachen? Sie gehen besser wieder hinunter.« Er nahm noch ein Stück Papier vom Boden und faltete es, es raschelte und flappte, wurde zur handlichen Größe.
    »Oh . . .« Und plötzlich war sie wieder das ganz junge Mädchen. »Sie sind . . .« Sie zuckte mit den Schultern und verschwand.
    Er war mit dem Papier fertig, stellte den dabei entdeckten Müll in die Küche, richtete noch ein paar Möbel auf und dachte über diese Familie nach.
    Sie beschäftigten seine Gedanken total, als er sich schließlich in den vollgepackten Raum zwängte. Er kam zu unzähligen Entscheidungen über sie, die er wieder umwarf, während er an Stuhlbeinen kratzte, Bridgetische zusammenbrachen und Schubladen nicht in ihre Laden paßten. Ein Gedanke allerdings blieb so lange vorherrschend, wie er brauchte, fünf Möbelstücke in das gesäuberte Vorderzimmer zu schleppen: Wenn man versucht, bei dieser Art von Verrücktheit normal zu bleiben, wird man verrückt. Er plante, es in sein Notizbuch zu schreiben. Aber keines der Worte (er hatte seinen Stift herausgeholt) wog genug, um seine Hand zum Papier zu führen. Der Gedanke verschwand zwischen den ausgeleierten Angeln einer Schreibplatte an einem Rollschrank. Wer hatte diesen ganzen Trödel hier zusammengeschleppt? (Trieb? Druck? Ehrgeiz? . . . strengte sich zu sehr an, als er eine Liege an einem Ende um einen Schreibtisch schleppte.) Er schuftete, mit glänzenden Armen und staubigem Hals und rechnete die Stunden und das Geld aus. Es war allerdings schwer, die Zeit zu beurteilen, während ihn derartig hohle Dialoge bewegten.
    Er ging auf den Balkon hinaus. Der Himmel hatte die Farbe dunkler Steine. In seiner Nasenhöhle stach etwas. Er dachte, er sähe unten am Boden eine Bewegung. Aber als er an das Geländer trat und hinabblickte, war es nur Rauch. Seine Arme waren taub. Er ging hinein. Aß den Rest des Sandwiches, trank die Cola, die jetzt nicht mehr nur warm, sondern auch schal schmeckte.
    Bis zum Sonnenuntergang arbeiten, in einer Stadt, wo man die Sonne nie sieht? Er lachte. Zum Teufel mit ihnen, wenn sie dachten er würde diesen ganzen Plunder nach unten schaffen! Er wühlte sich keuchend durch Kommoden, Lehnstühle, Liegen und Büffets. Dann der Gedanke, es alles in eine andere Wohnung auf dem gleichen Stockwerk zu bringen. Der nächste Gedanke: Warum nicht?
    Er drehte sich in dem bauchhohen Möbelwald. In dem Gebäude waren praktisch keine anderen Leute. Wer würde es erfahren? Wen würde es kümmern? Plötzlich wurde seine Blase warm; er ging auf den Flur.
    An der Seite einer Nische verwies die Ecke einer Kachel hinter der Türschwelle auf das Badezimmer. Innen betätigte er einen Lichtschalter, doch es tat sich nichts. Als er sich umwandte, bumste sein Schienbein gegen den Toilettenrand.
    Es war pechschwarz, doch er dachte, was soll es?
    Das besondere Geräusch seines Wassers, ergänzt durch eine plötzliche Nässe am Fuß bedeuteten ihm, daß er verfehlt hatte. Er versuchte, zu zielen, es gelang ihm aber nicht, das Platschen von Wasser auf Wasser zu erreichen. Aufhören? Die Erinnerung an die gelbe Schmerzexplosion an der Spitze seines Penis . . . Entleeren würde er später. Und laufen lassen.
    Er tastete sich aus der Dunkelheit und sagte »Shit«!
    Sein nasser Fuß hinterließ einen größer werdenden Fleck auf dem Notizbuch, das draußen vor der Tür lag. War es hinter ihm hergekrochen, um befleckt zu werden? Nein; er erinnerte sich (schwarz und weiß, keine Farbe . . . wie in manchen Träumen), daß er es mitgenommen hatte, um etwas zu notieren. Als das Licht nicht funktionierte, hatte er es dort hingeworfen.
     
     
    3
     
    »Ich bin's Kidd!«
    »Oh, hey, warten Sie eine Sekunde.«
    Die Kette rasselte. Die

Weitere Kostenlose Bücher