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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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die hier vorher gewohnt haben?«
    »Nein«, sagte Mrs. Richards. »Nein, wir haben sie nicht gekannt. Also, alles, was Sie zu tun haben, ist, hier sauberzumachen.« Sie ging in die Küche und öffnete einen Besenschrank. »Mop, Besen, Putzzeug, alles da.« Sie kam zurück. »In dem anderen Zimmer liegt noch alles mögliche herum.«
    »Was soll mit dem ganzen Papier geschehen?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete Bobby von der Tür her ausweichend.
    Er schritt über die moosigen Blätter, sein nackter Fuß trat auf Holz, Draht, Glas: Krack! Er zog den Fuß zurück und kickte das Papier beiseite.
    Der Sprung im Glas ging durch beide Gesichter: schwarz eingerahmt posierten Mann und Frau, bärtig und mit Knoten, in Kleidern des 19. Jahrhunderts. Er hob es aus dem Papierhaufen. Scherben knirschten.
    »Was ist das?« fragte Mrs. Richards und stieg über umgestürzte Möbel.
    »Ich habe es wohl zerbrochen«, - versuchte zu fühlen, ohne hinzusehen, ob er sich in den Fuß geschnitten hatte.
    Zwischen den Eltern blickten ernst und steif ein Mädchen und zwei Brüder in gleichen Matrosenanzügen.
    »Es lag einfach da auf dem Boden.«
    Mrs. Richards nahm es. Die Aufhängeschlaufe aus Draht klapperte auf die Papprückwand. »Ist es nicht hübsch? Wer kann das denn wohl sein?«
    »Die Leute, die hier vorher gewohnt haben -?« June kam näher und lachte dann. »Nein, das kann nicht sein. Es ist uralt!«
    »Daddy«, sagte Bobby von der Tür her.
    »Ja?«
    »Ich glaube, Kidd möchte unser Badezimmer benutzen.«
    June und Mrs. Richards drehten sich um.
    »Ich meine«, sagte Bobby, »er lebt einfach so im Park, und er ist richtig schmutzig.«
    Mrs. Richards schnalzte mit der Zunge, und June war nahe daran, zu sagen: »Oh, Bobby.«
    Mr. Richards sagte: ». . . nun . . .« lächelte und dann »Um . . .« und dann: »nun . . . sicher.«
    »Ich bin ziemlich vergammelt«, gab er zu. »Wenn ich hier fertig bin, könnte ich eine Wäsche ganz gut gebrauchen.«
    »Aber gerne«, versicherte Mr. Richards herzlich. »Ich habe einen Rasierapparat, den Sie benutzen können. Mary wird Ihnen ein Handtuch geben. Sicher.«
    »In diesem Zimmer« - Mrs. Richards hatte die Photographie gegen die Wand gelehnt und versuchte, eine Tür zu öffnen - »Ich weiß wirklich nicht, was sie hier gemacht haben.«
    Er ging hinüber und versuchte die Klinke. Als er die Tür ein kleines Stück aufstieß, kratzte etwas dagegen. Noch ein Stückchen, und er konnte hineinspähen: »Möbel, Ma'am. Ich glaube, der ganze Raum ist voller Möbel.«
    »Ach du liebe Güte . . .«
    »Ich kann mich hineinzwängen und sie herausholen.«
    »Sind Sie sicher -?«
    »Warum gehen Sie nicht wieder hinunter? Ich kann hier gleich anfangen. Es soll sauber und ordentlich werden. Jetzt ist es ein Chaos. Sie brauchen mir nicht viel mehr zu zeigen.«
    »Ja, ich glaube . . .«
    »Komm. Mary, laß den Jungen anfangen.« Er ging zurück ins Vorzimmer und begann, das Papier in eine Ecke des Zimmers zu schieben.
    »Bobby, komm da weg. Ich möchte nicht, daß du Ärger bekommst.«
    »Mammmma!«
    Die Tür schloß sich: ... der Junge? Er war wohl daran gewöhnt daß sein Alter unterschätzt wurde. (Wo zum Teufel soll ich diesen Müll hinbringen?) Er drehte sich um und trat wieder auf etwas! Er trat das Papier beiseite. Es war eine Gabel.
    Er legte sein Notizbuch auf einen Stuhl, den Mrs. Richards geradegesetzt hatte, und begann, das Packpapier zu viereckigen Päckchen zu falten. Er konnte es draußen über den Balkon werfen. Schmutziggelbe Engelsflügel? Und die Möbel: Zerhacken! Nein, kann man nicht tun. Schlepp all den Trödel zum Fahrstuhl, fahr ein bewegliches möbliertes Zimmer in den Keller. Schlepp es dort im Dunkeln herum? Hau gegen die Wände, laß es fallen? Auch das nicht. Schieb es auf eine Seite des Zimmers, wisch und scheure, dann alles auf die andere Seite. Es in der Mitte verbrennen? Was erwartet sie eigentlich?
    Jedenfalls war nach zehn Minuten die Hälfte schon aufgeräumt. Auf dem schwarzen Vinyl (mit weißer Marmorierung) hatte er bereits eine Untertasse mit getrocknetem Kaffee entdeckt; ein Exemplar der Time, an dessen verknitterten, Jahre alten Umschlag er sich erinnerte; einige farbverkrustete Lumpen-
    Er fuhr hoch, als es klopfte.
    June rief: »Ich bin's nur.«
    Als er die Tür öffnete, kam sie herein, in der einen Hand eine Flasche Cola, in der anderen einen Teller mit einem Sandwich. Das Sandwich hatte auf einer Seite ein Loch. Sie streckte ihm die Sachen entgegen und sagte:

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