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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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sie Angst haben.« Ihre Stimme war zwar rauh vor Schrecken. »Sie haben Angst vor uns. Das brauchen sie nicht. Wir werden sie nicht verfolgen. Ich wünschte nur, sie würden das nicht tun. Das ist alles. Ich wünschte, sie ließen es.«
    Zwei Fahrstühle hielten gleichzeitig.
    Aus dem einen sagte ein Mann »oh«, ein wenig unfreundlich. »Schätzchen, du bist es. Hab' mich zu Tode erschrocken. Wo gehst du hin?«
    Aus dem anderen kam ein schwacher Windzug, von weit unten oder weit oben her.
    »Arthur, o Arthur, das hier ist Kidd! Edna Brown hat ihn geschickt. Wir zeigen ihm gerade die neue Wohnung.«
    Er schüttelte die große, feuchte Hand.
    »Angenehm«, sagte Arthur Richards. Die sich schließende Tür stieß an seine Schulter, schwang wieder zurück, versuchte noch mal, zuzugleiten.
    »Edna hat ihn geschickt, damit er uns beim Aufräumen und Umziehen hilft.«
    »Oh, kommt Edna noch?«
    »Sie sagte, vielleicht später am Nachmittag, Mrs. Richards.« K-tschung.  
    »Gut. Hey, laßt uns hier reingehen, bevor es mich umhaut!« wieherte Mr. Richards. Sein weißer Kragen grub Falten in seinen fleischigen Hals. Sein Haar war so fahl, möglicherweise hatte sich das Weiß in der Düsternis verloren. »Manchmal glaube ich, das Ding mag mich nicht. Kommt rein.«
    K-tschung.
    Sie wischten hindurch, bevor sie die Dunkelheit einschloß.
    »19« stand orangefarben in der Schwärze.
    »Arthur«, sagte Mrs. Richards in der summenden Dunkelheit. »Sie waren wieder auf dem Flur. Sie kamen und haben an die Tür geklopft. Zweimal. Einmal heute morgen und einmal, direkt nachdem Kidd gekommen war. Oh, ich war so froh, daß er da war.«
    »Das ist schon okay, Schätzchen«, versicherte Mr. Richards. »Deshalb ziehen wir ja um.«
    »Die Verwaltung muß einfach irgend etwas tun. Du sagst, du bist in ihrem Büro gewesen und hast ihnen das erzählt?«
    »Ich war unten. Ich hab's ihnen gesagt. Sie sagten, daß sie gerade hier Schwierigkeiten hätten. Du mußt das verstehen, Liebling. Wir alle haben Schwierigkeiten.«
    June atmete neben ihm. Sie stand in dem Fahrstuhl am dichtesten bei ihm.
    »Du weißt nicht, wie es einen nervös macht, wenn du es noch nicht gehört hast, Arthur. Ich weiß nicht, warum du dir nicht mal einen Tag freinehmen kannst. Dann wüßtest du es.«
    »Ich glaube, daß es sehr erschreckt.«
    Die Tür öffnete sich; in diesem Flur konnte er zwei Deckenkuppeln brennen sehen.
    Mrs. Richards blickte an der Brust ihres Mannes vorbei. »Sie würden es nicht tun, wenn Arthur zu Hause wäre.«
    »Wo arbeiten Sie, Mr. Richards?« fragte er, als sie den Fahrstuhl verließen.
    »MSE . . . Maitland Systems Engineering. Schätzchen, ich wollte, ich könnte mal zu Hause bleiben. Aber da ist alles noch mehr durcheinander als hier. Jetzt ist einfach keine Zeit dafür. Jetzt nicht.«
    Mrs. Richards seufzte und nahm einen Schlüssel heraus. »Ich weiß, mein Lieber. Stimmt es, daß die Verwaltung gesagt hat, daß alles okay ist?«
    »Ich habe es dir doch gesagt, Schätzchen. Ich habe den Schlüssel von ihnen.«
    »Sie haben aber nie auf meinen Brief geantwortet. Letztes Jahr, als ich ihnen über den Putz in Junes Schlafzimmer schrieb, haben sie innerhalb von zwei Tagen geantwortet.« Der Schlüssel fuhr mit einem mahlenden Geräusch hinein. »Jedenfalls« - sie sah wieder an Mr. Richards Brust vorbei - »werden wir hier einziehen.«
    Sie schritt durch Berge von braunem Papier in den fahlen, blauen Raum. »Das Licht«, sagte sie. »Versuch mal das Licht.«
    Mr. Richards. June und Bobby warteten im Eingang.
    Er ging hinein, drückte den Schalter. Die Deckenbeleuchtung leuchtete auf, machte Pppp! und ging aus.
    June hinter ihm schrie kurz auf.
    »Das ist nur die Birne. Jedenfalls haben Sie Strom.«
    »Oh, das können wir reparieren«, sagte Mr. Richards und kam herein. »Kommt, Kinder. Kommt rein.«
    June und Bobby schoben sich Schulter an Schulter hinein, blieben aber abwartend an die Türpfosten gelehnt stehen.
    »Was außer dem Papier muß noch raus?«
    »Nun -« Mrs. Richards richtete einen Korbhocker auf. »Da sind noch die anderen Räume, Möbel und so.« Braunes Papier raschelte um ihre Waden. »Aller möglicher Abfall. Und der Schmutz. Und dann müssen natürlich unsere Sachen hier herauf.«
    Jalousien, die sich auf einer Seite gelöst hatten, hingen mit den zerbrochenen Aluminiumschienen bis auf den Boden. »Bringen Sie einfach alles hinunter. Wenn es hier sauber ist, wird es eine schöne Wohnung sein.«
    »Kennen Sie die Leute,

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