DHAMPIR - Blutsverrat
Leesil an ihrer Seite. Chap gewann innerhalb weniger Sekunden einen großen Vorsprung, aber er verharrte an der nächsten Querstraße.
Zwei Soldaten hielten dort eine Gruppe von Menschen vor einer Gasse zurück. Chap lief hinter ihnen von einer Seite zur anderen und versuchte, durch die Beine der Leute in die Gasse zu sehen. Magiere schloss zu ihm auf, bahnte sich mit vorsichtigem Nachdruck einen Weg durch die Menge und sah schließlich, weshalb sich so viele Schaulustige an diesem Ort versammelt hatten.
Im Licht einer Fackel bemerkte sie einen Mann in einem indigofarbenen Mantel, der die Leiche einer zarten Frau in seinen Armen wiegte. Ihre Kehle war zerfetzt, und der Mann hatte das Blut der Toten im Gesicht und an seiner Kleidung.
In Magieres Magengrube brannte es. Sie war zu spät gekommen.
Chap wand sich durch die Menge und an den beiden Soldaten vorbei. Leesil folgte ihm, in der einen Hand die Fackel und in der anderen die Armbrust. Ein Soldat trat ihm in den Weg.
Leesil gab dem Mann einfach einen Stoß und ging weiter. Der Soldat verlor das Gleichgewicht und fiel aufs Pflaster.
»Vorsicht, Leesil!«, rief Magiere und folgte ihm.
Chap lief tiefer in die Gasse, den Kopf gesenkt und die Schnauze dicht über dem Kopfsteinpflaster. Er blieb stehen, schüttelte sich, sah zu Magiere und Leesil zurück und heulte.
Die beiden bewaffneten Männer hinter dem jungen Adligen mit der Toten auf den Armen drehten sich um.
Leesil lief weiter und war auf halbem Wege zu Chap, als Magiere ihr Falchion zog und Anstalten machte, ihm zu folgen. Der zweite Soldat, wandte sich von den Schaulustigen ab, richtete sein Kurzschwert auf Magiere und versuchte sie daran zu hindern, die Gasse zu betreten.
Magiere ließ ihr Falchion sinken, hielt es aber weiterhin bereit.
»Lord Darmouth hat uns beauftragt, das Geschöpf zu finden, das hierfür verantwortlich ist.«
Der Soldat zögerte. Magiere ging an der Wand entlang und hielt sich von dem knieenden Adligen fern. Der Soldat nickte zufrieden und drehte sich wieder zu der Menge um.
BewaffneteumgabendenAdligenundversuchten,ihmdieToteausdenArmenzunehmen,abererwolltesienichtloslassenunddrücktesiesichandieBrust.MagierekonnteihmnichthelfenundliefChapundLeesil hinterher, die inzwischen das Ende der Gasse erreicht hatten.
Eine alte Frau, die ein olivgrünes Kopftuch und einen braunen Mantel trug, stand auf der anderen Straßenseite, wo sich die Gasse fortsetzte. Sie deutete über die Straße nach Osten.
»Er ist dorthin gelaufen«, sagte sie.
Magiere sah Chap und auch Leesil, nickte der Alten zu und lief weiter. Der Hund heulte einmal mehr, und diesmal klang es fast nach dem zornigen Schrei eines Menschen.
»Lauf geradeaus weiter!«, rief Leesil über die Schulter, als er nach rechts in eine Seitenstraße einbog. »Gib ihm keine Gelegenheit, sich irgendwo zu verstecken. Ich versuche, ihm den Weg abzuschneiden.«
Mit dem Falchion in der Hand lief Magiere weiter und folgte Chap. Kurz darauf sah sie einen laufenden Mann in zerrissener Kleidung und wusste , dass er es war, der die junge Frau in der Gasse getötet hatte. Sie spürte Zorn und Gie r – eine typische Reaktion auf die Nähe von Untoten.
Die wenigen Leute, an denen sie auf der Straße vorbeikam, waren nicht mehr als Schemen, die schnell hinter ihr zurückblieben. Ein dickbäuchiger Mann, den sie beiseitestieß, schimpfte ihr hinterher. Das Dhampir-Wesen erfüllte sie immer mehr, und die Nacht wurde hell. Veränderung kroch durch Knochen und Muskeln; sie schloss zu dem Fliehenden auf und verkürzte den Abstand zu Chap.
Der Hund hatte den Geruch der Beute in seiner Nase, und Magiere konzentrierte sich darauf, noch schneller zu laufen. Gebäude wurden zu schattenhaften Erscheinungen. Selbst wenn sie jene Kreatur mit ihren erweiterten Sinnen nicht als das erkannt hätte, was sie war: Kein anderes zweibeiniges Geschöpf als ein Vampir konnte so schnell sein wie Chap. Sie sah die Stadtmauer hinter den Dächern und begriff, dass sie in Richtung Haupttor unterwegs waren.
Der Mann in der zerrissenen Kleidung bog nach rechts in eine Seitenstraße.
Magiere wollte fluchen, aber es wurde ein Zischen daraus. Wenn Leesil in der nächsten Straße parallel zu ihnen lief, kam ihm der Vampir direkt entgegen. Chap heulte und folgte dem Fliehenden in die Seitenstraße. Magiere dachte erneut an Leesil; hoffentlich verstand er, dass sie sich ihm näherten.
Der Hund stob um eine Ecke, und hinter ihm rutschte Magiere au s – ihr standen nicht
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