DHAMPIR - Blutsverrat
Das Mädchen unterbrach seine Bemühungen lange genug, um Hedí anzusehen.
»Papa hat es mir beigebracht«, sagte sie, als wäre das offensichtlich.
»Dein Vater hat dic h … dies gelehrt?«, flüsterte Hedí.
»Mhm. Mama kann es ebenfall s … glaube ich. Aber ich habe es nie gesehen. Papa kann die erstaunlichsten Dinge, wenn er will.« Korey runzelte die Stirn und versuchte über die Schulter hinweg ihren Po zu sehen. »Aber den Schwanz kriege ich nicht richtig hin, nur einen kleinen Stummel.«
Als Kind hatte Hedí Geschichten über Gestaltwandler gehört. Die meisten von ihnen waren so phantastisch, dass sie nichts anderes als abergläubischer Unsinn sein konnten.
»Sin d … alle Angehörigen deines Volkes dazu imstande?«, fragte sie.
Korey löste die Decke vom Bettpfosten und wickelte sie ganz um sich, aber ein großer Teil von ihr schleifte über den Boden, als sie sich näherte und vor Hedí Platz nahm.
»Einige von uns können es, sagt Papa, aber nicht alle. Es liegt in der Familie. Mama sagt, Tante Balale e – der ich noch nie begegnet bi n – sieht Dinge, die da sind, aber an einem anderen Ort. Ich verstehe das nicht ganz. Ist dir schlecht?«
»Schlecht?« Hedí atmete ruhiger, aber das Herz schlug ihr noch immer bis zum Hals. »Nein. Nein, e s … geht mir gut.«
Sie berührte das Samtband an ihrem Hals. Faris konnte sich in eine große Katze verwandeln, vielleicht in so etwas wie einen Puma. Kein Wunder, dass Darmouth seine Móndyalítko-Familie unter Kontrolle haben wollte. Plötzlich fürchtete sie um die kleine Korey.
»Du solltest nicht hier sein«, sagte Hedí. »Was ist, wenn Julia feststellt, dass du nicht mehr in deinem Zimmer bist?«
Korey zuckte die Schultern und rollte mit den Augen. »Sie kommt erst wieder am Mittag, und dann stellt sie nur das Tablett ab. Es besucht mich nie jemand; du bist die einzige Ausnahme. Du bist gern mit mir zusammen. Mama und Papa lieben mic h … Aber du bist gern bei mir.«
Hedí holte tief Luft und ließ den Atem langsam entweichen. »Oh, Korey.«
Hedís Mutter war am liebsten mit ihren Töchtern zusammen gewesen, hatte mit ihnen Karten gespielt und ihnen das Haar geflochten, selbst spät am Abend. Wie schön die Gesellschaft der eigenen Mutter war, hatte Hedí erst begriffen, als sie darauf verzichten musste. Und Koreys Eltern durften nicht einmal in die Nähe ihrer Tochter kommen.
Es gefiel Hedí nicht, ein Kind zu benutzen, aber wenn Darmouth nicht getötet wurde, musste Korey hier in Gefangenschaft aufwachsen, bis der Tyrann sie zwang, ihm ebenso zu dienen wie ihre Elter n – oder bis er sie tötete. Korey schien nichts von der verlorenen Schwester zu wissen, auf die Ventina hingewiesen hatte. Wenn Byrd keine Warnung erhielt, wurde er verhaftet, und dann ging alles verloren, wofür sie gearbeitet hatten, auch das Leben und die Zukunft dieses Mädchens. Darmouth schien nicht zu wissen, dass Korey die besonderen Fähigkeiten ihrer Eltern teilte, denn sonst hätte er bestimmt Sicherheitsmaßnahmen ergriffen.
Hedí ergriff Korey an den Schultern. »Lord Darmouth hat eine junge Frau gefangen genommen und sie in einem Zimmer eine Etage unter uns eingesperrt. Er nennt uns Gäste, aber das ist eine Lüge. Ich bin hier eine Gefangene und du ebenfalls. Verstehst du das.«
Korey wich argwöhnisch zurück. »Papa sagt, darüber sollen wir nicht reden.«
Hedí fühlte sich schuldig, aber es stand zu viel auf dem Spiel. »Dein Vater fürchtet Lord Darmouth, und dazu hat er allen Grund. Du bist ein braves Mädchen für deinen Papa, aber ich muss einem Freund in der Stadt eine Nachricht übermitteln. Wenn mir das nicht gelingt, könnten wir all e … zu Schaden kommen, auch deine Eltern. Kannst du dich als Katze hinausschleichen und die Nachricht überbringen? So klein, wie du bis t … Wenn du auf der steinernen Brücke im Schatten bleibst, wird dich niemand bemerken.«
»Ich kenne die Stadt nicht. Ich bin nie dort gewesen«, sagte Korey und wirkte verunsichert. »Ich würde mich verirren! Aber du kennst die Stadt. Du könntest die Nachricht selbst überbringen.«
Hedí ließ Koreys Schultern los und sackte ein wenig in sich zusammen. »Lord Darmouth würde mich nicht gehen lassen. Ich brauche deine Hilf e … «
»Ich kann es dir zeigen«, sagte Korey und nahm Hedís Hand. Dadurch rutschte die Steppdecke beiseite, und sie war wieder nackt. Hedí zog die Decke hoch, als Korey sich vorbeugte und flüsterte: »Du sprichst nicht wie die anderen mit mir,
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