DHAMPIR - Blutsverrat
deine Sorge für dich selbst.«
Hedí ging in die Hocke, legte den Kerzenhalter beiseite und nahm den Schlüsselbund des Wächters. Sie löste auch das Kurzschwert vom Gürtel, hob die Waffe versuchsweise, schüttelte den Kopf, legte sie auf den Boden und nahm stattdessen den Dolch.
Wynn beobachtete mit wachsender Besorgnis, wie Hedí die Spitze des Messers betrachtete und dann auf den Hals des Bewusstlosen hinabsah. Vielleicht war diese Frau doch nicht wie Magiere. Wynn nahm den Kerzenhalter, hielt ihn in der einen Hand und den Beutel in der anderen, trat über den Soldaten hinweg und blieb direkt vor Hedí stehen.
Die sah mit gerunzelter Stirn zu ihr auf und erhob sich. Wynn folgte Hedí, als sie den Raum verließ und die Tür schloss.
WelstielrittvorChane,alssiesichdemWachhausaufderBrückenäherten.Siehättengehenkönnen,abererhattebeschlossen,ihrePferdezuholenunddieStallrechnungzubezahlen.DadurchhattensieZeitverloren,weilderStallmeistererstgeholtwerdenmusste.VomRückeneinesPferdesaufdieSoldatendesWachhauseshinabzublicke n … Welstielversprachsichdavon,noblerundeindrucksvollerzuwirken.ErhattesichsorgfältiggekleidetunddasgleicheErscheinungsbildgewähltwiebeimerstenBesuch,miteinerschwarzenMütze,diedieweißenStellenandenSchläfenbedeckte.ChanetrugeinenMantelmittiefindieStirngezogenerKapuzeundbliebstill,alserhinterihmritt.
Vier Soldaten waren beim Wachhaus auf der Brücke postiert. Welstiel hielt sein Pferd an und wartete darauf, dass sich einer von ihnen näherte. Ein Mann in mittleren Jahren mit vernarbtem Gesicht trat auf ihn z u – der gleiche Mann, der Welstiel beim ersten Besuch in die Festung geführt hatte.
»Euer Begehr?«, fragte er schroff.
»Ich habe vor einigen Abenden mit Lord Darmouth gesprochen«, sagte Welstiel. »Ich verfüge über weitere Informationen über die Jägerin, die der Lord in seine Dienste nahm. Setz deinen Herrn davon in Kenntnis; bestimmt will er mich anhören.«
Welstiel hatte Aussehen und Gebaren eines ausländischen Adligen. Der Wächter musterte ihn noch einige Sekunden länger und wandte sich dann um.
»Öffnet das Tor!«, rief er, und sofort schwangen die beiden Torflügel auf. Der Soldat mit dem vernarbten Gesicht winkte Welstiel weiter. »Folgt mir, Herr. Ihr wartet auf dem Hof, und ich gebe dem Lord Bescheid.«
Sie überquerten die Brücke hinter den Soldaten. Als sie das Haupttor und den Tunnel in die Festung passiert hatten, stieg Welstiel ab. Chane folgte seinem Beispiel und trat hinter ihn. Sie überließen ihre Pferde der Obhut einiger Soldaten auf dem Hof und folgten dem Wächter zur großen Tür auf der anderen Seite des Innenhofs. Der Mann hatte bereits einen Türflügel aufgezogen, als er merkte, dass die Besucher keine Anstalten machten, auf dem Hof zu warten.
Der Soldat mit dem vernarbten Gesicht hob die Hand, aber Welstiel ging weite r – er wollte nicht, dass Darmouth von ihm erfuhr.
»Wie heißt du?«, fragte Welstiel.
»Devid, Herr«, antwortete der Soldat überrascht. »Ich sage dem Herrn, dass Ihr eingetroffen seid. Bitte wartet hier.«
Welstiel vermutete, dass die meisten von Darmouths Soldaten nach Magiere suchten. Er trat von der Tür zurück und sah sich um. Abgesehen von dem Mann, der die Pferde wegführte, befanden sich noch drei andere auf dem Hof. Es widerstrebte Welstiel, seine mentalen Tricks ganz offen anzuwenden, aber solange das Opfer ruhig blieb, merkten Beobachter gar nichts. Chane kam etwas näher und beobachtete ihn neugierig.
Mit einer knappen Handbewegung winkte Welstiel Devid zu sich. Der Wächter runzelte die Stirn, kam aber näher. Welstiel sah ihm in die Augen und sprach mit tiefer Stimme, deren Untertöne die Gedanken des Mannes erreichten.
»Vielleicht ist es besser, wenn wir drinnen warten, wo es wärmer ist.«
Devid blinzelte zweimal. »J a … es ist kalt hier drauße n … aber bleibt im Eingangsbereich.«
Welstiel beugte sich noch etwas näher und sah zum Tunnel, der zur steinernen Brücke führte. »Dein Herr hat dich zur Bronzenen Glocke gerufen, nicht wahr? Er braucht dort deine Dienste.«
Er projizierte ein geistiges Bild von Darmouth, der Devid zum Gasthof befahl. Er sah den Wächter nicht einmal an, wartete nur.
Einige Sekunden verstrichen. Devid trat zwei Schritte weit in den Hof. Sein Blick glitt zu Welstiel zurück, und Verwirrung legte sich wie ein Schatten auf sein Gesicht, wich dann Entschlossenheit. Er eilte über den Hof zu dem tunnelartigen Durchgang.
Welstiel sah ihm hinterher und hielt
Weitere Kostenlose Bücher