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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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hatte sich dort ein Teil der Rinde gelöst. Je genauer Leesil die Stelle untersuchte, umso deutlicher ergab sich ein Muster. Der Riss endete an einer dünnen Linie, die weiter nach oben reichte.
    »Hier«, sagte Leesil. »Erweitere die Linie. Aber schlag nicht zu fest zu.«
    Er wich zurück, und Byrd machte sich mit dem Falchion ans Werk. Bei jedem lauten Schlag zuckte Leesil zusammen. Sie waren weit von der Stadt entfernt, aber trotzdem befürchtete er, dass jemand sie hörte. Immer wieder sah er sich um.
    Nach einer Weile hob Leesil die Hand, und Byrd wich zurück. Mit den Fingern tastete er über die Stellen, wo jetzt die Rinde fehlte, und fühlte eine Ritze im freigelegten Holz. Er nahm eine seiner Klingen, bohrte ihre Spitze in den Spalt und bewegte sie wie einen Hebel. Byrd setzte Magieres Falchion auf die gleiche Weise ein. Sie halfen sich gegenseitig: Der eine hebelte, und der andere schob die Klinge tiefer in den Spalt.
    Holz knackte und gab nach. Leesil drückte seine Klinge noch tiefer, und sie zogen beide gemeinsam. Das Knacken wiederholte sich, lauter als beim ersten Mal, und etwas brach.
    Byrd kippte zur Seite und stieß gegen Leesil. Ein großes Rindenstück hatte sich gelöst, und darunter kam eine dunkle Öffnung zum Vorschein, etwa so groß wie eine Männerfaust. Leesil trat auf eine besonders weit nach oben gewölbte Baumwurzel und griff mit der einen Hand in die Öffnung.
    Sein Arm verschwand bis zum Ellenbogen in dem Loch, ohne auf Widerstand zu stoße n – der Baum war hohl.
    Leesils Finger tasteten über die Innenseite und fanden einen dicken Metallstreifen. Als er an ihm zog, drehte er sich an einem Nagel oder Bolzen in der Mitte zur Seite. Nichts geschah, und Leesil streckte den Arm noch weiter in die Öffnung. Er suchte, fand zwei weitere Metallstreifen und zog sie ebenfalls zur Seite.
    Ein großes, längliches Stück des Baumstamms kippte auf ihn zu, und er wich zurück. Das Stück fiel auf die Wurzeln, und Leesil starrte in eine Öffnung, die so groß war, dass ein Erwachsener hindurchkriechen konnte.
    Die Baumeister hatten auf Angeln, die kaum getarnt werden konnten, verzichtet und einfach ein Stück aus dem Stamm geschnitten, wobei sie den natürlichen Rissen und Linien gefolgt waren. Innen hatten sie die Klappe mit einfachen Metallbügeln befestigt.
    »Na bitte«, sagte Byrd. »Ich hole Magiere und Emêl.«
    Er ging fort. Sein Eifer erfüllte Leesil mit Sorge. Selbst wenn es Magiere und ihm gelang, Wynn zu befreie n – irgendwie mussten sie Byrd unter Kontrolle halten.
    Leesil beugte sich in die Öffnung, sah nach unten und glaubte im Dunkeln die metallenen Sprossen einer Leiter zu erkennen, die in eine kleine Höhle unter den drei Bäumen hinabführten. Auf der dem See zugewandten Seite fehlte eine Wand; dort begann vermutlich der Tunnel, den sie gesucht hatten.
    Für einen Moment stellte sich Leesil vor, wie die erschrockenen Gesichter seiner Eltern aus der Höhle zu ihm aufsahen.
    Byrd eilte nicht etwa zum Feuer, wo Magiere und Emêl warteten, sondern zur Straße. Dort holte er den sonderbaren kleinen Spiegel hervor, den der Anmaglâhk ihm gegeben hatte, und trat in den Mondschein. Er neigte den Spiegel und lenkte das reflektierte Licht dorthin, wo sie die Pferde zurückgelassen hatten.
    Auf die gleiche Weise hatte er den Spiegel benutzt, als sie mit dem Karren zum Stadttor von Venjètz unterwegs gewesen waren. Er hatte ganz hinten auf der Ladefläche gelegen, vorsichtig die Plane angehoben und den Spiegel verwendet. Byrd wusste nicht, ob die Anmaglâhk in der Nähe waren, aber sie erschienen immer, wenn er mit ihnen Kontakt aufnehmen wollte.
    Seine Nervosität wuchs, als er wartete. Dann blitzte ein Licht im dunklen Wald, und Byrd atmete erleichtert auf.
    Wenigstens einer seiner Verbündeten hatte die Stadt verlassen und begriffen, dass dies eine Gelegenheit war, wie sie sich vielleicht nie wieder ergab. Er blinkte Zustimmung, steckte den Spiegel ein und lief durch den Wald zu Magiere und Emêl.
    Die Anmaglâhk würden folgen.

14
    Wynn hämmerte schwach an die Tür, aber eine Reaktion blieb aus. Man hatte ihr weder etwas zu essen noch Wasser gebracht, und der Durst wurde schlimmer wie auch die Kopfschmerzen. Sie kroch wieder auf das schmale Bett ohne Decke und hüllte sich in ihren Schaffellmantel, um es einigermaßen warm zu haben. Das rechte Auge konnte sie nur halb öffnen, und die Wange war wund an der Stelle, wo sie die Faust eines Soldaten getroffen hatte.
    Wynn war allein

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