DHAMPIR - Blutsverrat
sprang, wie sie gehofft hatte, stand plötzlich mit dem einen Fuß auf dem Rand des Sarkophags und dem anderen an die Säule gestützt. Er drehte sich zur Seite, als die Klinge an seinem Gesicht vorbeistrich, und bevor er vom Sarkophag herabspringen konnte, drehte Magiere ihr Falchion.
Die Spitze bohrte sich in die Schulter, durch den Mantel und die Kleidung darunter.
Magiere wirbelte herum, holte aus und ließ das Falchion über den Deckel des Sarkophags hinwegsausen, wo sie ihren Gegner vermutete. Aber er war nicht da.
Schmerz stach in ihre linke Schulter.
Aus dem Augenwinkel sah sie eine dunkle Hand, die ein Stilett hielt, und die Hälfte der Klinge steckte in ihrem dicken Lederhemd. Der Elf war halb hinter die Säule gesprungen, hatte sich unter den Torbogen geduckt und blitzschnell mit seiner Waffe zugestochen.
Magiere schlug erneut mit dem Falchion nach ihm, und als er den Dolch aus ihrer Schulter zog und ins Licht trat, warf sie sich auf ihn. Neuer Schmerz entflammte in ihrer linken Schulter, als sie gegen seine Brust prallte, und sie taumelten beide gegen die nächste Säule.
Magiere wandte sich zur Seite, wankte und riss das Falchion herum. Ein grauer Schemen huschte durch die Dunkelheit hinter dem Torbogen. Magiere eilte am Sarkophag vorbei, verharrte vor der nächsten Öffnung und versperrte dem Elfen damit den Weg in die Mitte der Gruft.
Wie sollte sie gegen ihn kämpfen, wenn sie ihn nicht einmal im Auge behalten konnte? Ihre Schulter tat weh, aber Dhampir-Hitze überlagerte den Schmerz. Irgendwo hinter ihr kratzte Stahl über Stein, aber sie wandte den Blick nicht von ihrem Gegner ab, um nach Leesil zu sehen.
In der Finsternis hinter dem Torbogen ging der Elf halb in die Hocke, und über dem Schlüsselbein bemerkte Magiere einen dunklen Fleck am Mantel. Sie hatte ihn verletzt.
Magieres Kiefer schmerzten, als ihre Zähne länger wurden. Sie öffnete den Mund, und für einen Moment erschien Unsicherheit in den Augen des Elfen.
»Totes Ding!«, flüsterte er.
Er hatte ihre Zähne und Augen gesehen und natürlich ihre Blässe.
»Nein«, antwortete Magiere mühsam. »Viel schlimmer.«
Er kam auf sie zu, langsamer als vorher. Als Magiere ihr Falchion hob, um das zustechende Stilett abzuwehren, beugte sich der Elf nach hinten und trat zu. Sein Stiefel traf ihre Schwerthand.
Das Falchion löste sich aus ihren Fingern, und bevor es auf den Boden fiel, kam der Fuß des Elfen wieder nach unten, und er wankte kurz. Blutverlust oder Schmerz schwächten ihn.
Magiere riss den Dolch aus ihrem Gürtel und schlug damit nach dem Gesicht ihres Gegners. Wie Rauch im Dunkeln: Die Klinge schnitt dort durch leere Luft, wo er eben noch gewesen war. Bevor sie erneut mit dem Dolch ausholen konnte, schlug er zu.
Sein Stilett glitt ins rechte Armloch des Lederhemds.
Magiere fühlte, wie es ihr in den Unterarm drang, anstatt sich in ihre Brust zu bohren. Der Schmerz war trotzdem so stark, dass sie auf ein Knie sank und ihren Dolch verlor.
Die Dhampir-Hitze breitete sich in ihr aus, und plötzlich kam ihr der Elf langsam vor. Sie rammte ihm die linke Faust in die Seite.
Die Bewegung kostete sie Kraft, und der Schmerz in ihrer verwundeten Schulter wurde stärker. Sie spürte nicht einmal, wie ihre Faust das Ziel traf, doch der Elf taumelte zurück.
Für einen langen Moment knieten sie beide, keuchten, bluteten und starrten sich gegenseitig an.
Magiere sah dünne Altersfalten in den Augenwinkeln ihres Gegners. Tief in ihrem Innern fragte sie sich, was gerade geschehen war.
Er hatte in ihrer Verteidigung eine schwache Stelle entdeckt und wäre in der Lage gewesen, ihr den Dolch in die Brust zu stoßen. Hatte er einen Fehler gemacht? Hatte er aus irgendeinem Grund nicht mit voller Kraft zugestochen? Oder war es ihm nur darum gegangen, sie zu schwächen und ihren Dolcharm außer Gefecht zu setzen?
Plötzlich erschrak der Elf und schaute an Magiere vorbei.
» Grôyt’ashi a … nein!«, rief er unter dem Gesichtstuch. » Mortajh wearthasej-na Léshil!«
Von jäher Furcht erfasst drehte sich Magiere um und folgte seinem Blick.
»Bleib zurück, Darmouth!«, rief Leesil erneut.
Er hob die eine Klinge und zog die zweite, als er um das Ende des Sarkophags trat. Nach wie vor hoffte er, dass sich der Kriegsherr aus dem Kampf heraushielt. Es war eine dumme, törichte Hoffnung. Genauso gut hätte man hoffen können, dass ein tollwütiger Hund nicht alles angriff, was sich bewegte.
Der junge Elf tauschte eins seiner
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