DHAMPIR - Blutsverrat
ihm, das Knochenmesser vom Gürtel zu ziehen, und er stach damit zu, an seiner anderen Hand vorbei.
Die Klinge stieß auf Widerstand, und Leesil riss sie zur Seite.
Sofort lockerte sich der Draht an seinem Hals.
Er würgte und versuchte, nach Luft zu schnappen, während sich der Elf unter ihm aufbäumte. Als es Leesil schließlich gelang, Luft zu holen, hörte er ein Geräusch, das nach dem Gurgeln eines Ertrinkenden klang. Seine Hände fühlten sich feucht und warm an, wie von Öl bedeckt. Nach und nach wurde es um ihn herum wieder heller.
Als er nach unten sah, stellte er fest: Aus der aufgeschlitzten Kehle des Elfen strömte ihm Blut über Hände und Oberschenkel.
Leesil sank zurück, atmete schwer und rollte vom Sarkophag herunter. Die Beine gaben unter ihm nach, und vor seinen Augen drehte sich alles. Er sank auf die Knie und fühlte den kalten Boden der Gruft unter sich.
Magiere kniete auf der anderen Seite des Raums vor einem Torbogen. Blut zeigte sich an ihrer linken Schulter und auch am Ärmel ihres Wollhemds. Ein weiterer dunkler Fleck wuchs am rechten Ärmel, ausgehend vom Armloch des Lederhemds. Schweiß glänzte in ihrem Gesicht, und die Augen waren schwarz. Sie starrte ihn einfach nur an und regte sich nicht.
Hinter ihr, gerade am Rande von Leesils Blickfeld, befand sich der ältere Anmaglâhk . Über dem Schlüsselbein drang Blut durch den Mantel, und er hielt sich die Seite, als er zu Leesil und dem jüngeren Elfen auf dem Sarkophag blickte.
Darmouth kroch zur hinteren Wand mit den dunklen Fächern. Er stöhnte und schnaufte, kam auf die Beine und hielt noch einen seiner Dolche in der Hand. Leesil stemmte sich hoch und wankte dem Kriegsherrn entgegen, doch sein Blick blieb bei dem älteren Anmaglâhk .
Der Elf sprang auf, doch Magiere erhob sich ebenfalls und machte erneut Anstalten, ihm den Weg zu versperren.
»Bleib, wo du bist, Magiere«, sagte Leesil.
Die Worte kamen als raues Krächzen heraus, das im wunden Hals schmerzte. Während er sich Darmouth an der Rückwand der Gruft näherte, machte er einen Schritt zur Seite, in Richtung des Elfen.
»Léshil!« Der Elf war noch immer außer Atem, aber er sprach mit strenger Stimme und sah kurz zum Kriegsherrn. »Für ihn hast du das Blut eines Artgenossen vergossen?«
»Woher kennst du mich?«, brachte Leesil hervor. »Wo hast du meinen anderen Namen gehört?«
Darmouth drehte sich zu ihnen um, hielt den einen Dolch bereit und wirkte verwirrt. »Geht mir aus dem We g … ihr alle!«
Der Anmaglâhk sah zur hinteren Wand, machte einen wankenden Schritt nach vorn und schwieg für den Moment. Dann wandte er sich wieder an Leesil.
»Sieh dir die Wand an«, flüsterte er. »Vielleicht findest du auch dort Artgenossen.«
Leesil blieb wachsam und drehte den Kopf gerade so weit, dass er die dunklen Fächer sehen und gleichzeitig den Elfen im Auge behalten konnte. Er war der Wand jetzt nähe r – nahe genug, um zu erkennen, was die Fächer enthielten.
Totenköpfe.
Dies waren nicht die Schädel von Verbrechern und Unschuldigen, die an der Stadtmauer aufgespießt zur Schau gestellt wurden. Diese Knochen hatte jemand gekocht, gereinigt und wie Trophäen gesammelt. Ein besonders breites Fach enthielt zwei von ihnen.
Der eine unterschied sich nicht von den vielen anderen und stammte ganz offensichtlich von einem Menschen, aber der andere daneben wies Besonderheiten auf. Er war länglicher, und das Gesicht schien einst dreieckig gewesen zu sein, mit schmalem Kinn. Die Augenhöhlen waren besonders groß und tränenförmig. Dieser zweite Schädel erschien Leesil etwas kleiner als der erste.
Ein Mensch, ein Man n … und eine Elfin. Im Tode vereint.
Leesil hörte lautes Hämmern an der Grufttür hinter sich. Der Raum um ihn herum wurde wieder dunkler, und nur eines sah er noch deutlich: die beiden Totenköpfe.
Seine Elter n … zusammen.
»Ich füge deinen Kopf hinzu, Halbblut«, knurrte Darmouth. »Schon bald. Tritt jetzt beiseite!«
»War es den Preis wert?«, wandte sich der Anmaglâhk an Leesil. Eine boshafte, fast gehässige Schärfe lag in seiner Stimme. »Ist ein Mensch, oder tausend, das wert, was du verloren hast?«
Leesil hatte Darmouth geschütz t – aber wozu? Er sah den Mann an.
Der Kriegsherr erwiderte seinen Blick. Offenbar erkannte er in Leesils Gesicht etwas, denn seine Lippen formten ein zufriedenes Lächeln, als könnte er beobachten, wie ein weiterer angeblicher Verräter vor seinem Tod litt.
»Leesi l … nein«,
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