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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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flüsterte Magiere.
    Er begegnete ihrem Blick. Ihre Augen waren nicht mehr schwarz, sondern voller Mitgefühl und Anteilnahme. Leesil erinnerte sich an eine Zeit, in der sie alles für ihn bedeutet hatte. Nur sie. Er wünschte sich, sein Leben wäre wieder so einfach.
    Vor dem inneren Auge sah er seine Mutter Cuirin’nên’ a – Nein’ a – , wie sie im elterlichen Schlafzimmer am Fenster saß und ihr Haar kämmte. Hinter ihrem neutralen Gesichtsausdruck hatte immer eine Trauer gelauert, die Leesil ihr nicht nehmen konnte.
    Wenn er jetzt doch nur imstande gewesen wäre, sich den Schmerz aus Kopf und Herz zu schneiden.
    Er sprang Darmouth entgegen.
    Der Kriegsherr stieß seinen Dolch nach vorn und zielte auf die Mitte von Leesils Brust.
    Leesil sah die Klinge komme n – Darmouth erschien ihm langsam und alt. Er drehte sich ein wenig zur Seite, ohne langsamer zu werden, und der Dolch kratzte über die Stahlringe seines Kettenhemds.
    Leesil rammte Darmouth sein eigenes Messer in den Hals.
    Irgendwo hinter ihm schrie Magiere, er solle innehalten.
    Magiere sah, wie Darmouth zu Boden ging.
    Leesil stand stumm über seinem Opfer und wirkte in diesem Moment wie eine weitere steinerne Säule in der Gruft.
    Darmouth griff nach dem Messer, als er zu Boden sank. Es steckte so tief in seinem Hals, dass selbst ein Teil des Hefts in der Wunde verschwand. Es dauerte eine ganze Weile, bis keine gurgelnden Geräusche mehr von ihm kamen und er völlig still lag. Leesil rührte sich nicht.
    Magiere spürte, wie sie taub wurde. Alle Gefühle wichen aus ihr. Sie dachte an den Tod von Faris und Ventina, an die verletzten und sterbenden Soldaten und die Suche nach Wyn n … Alle ihre Bemühungen in dieser Nacht hatten allein dem Ziel gegolten, den Tyrannen zu retten. Vergebens.
    Leesil hatte Darmouth getötet.
    Magiere wollte ihm helfen, und jetzt spürte sie den Schmerz stark in ihrer Schulter und ihrer Seite.
    Jemand hämmerte noch immer gegen die Tür der Gruft.
    Magiere wankte durch den Raum, zerrte den Holzriegel beiseite und ließ ihn fallen. Sofort schwang die Tür auf.
    Chap und Emêl standen dort, und die Hand des Barons war noch immer um die Klinke geschlossen. Hinter ihnen waren keine Soldaten zu sehen. Vielleicht herrschte bei ihnen noch immer Verwirrung ohne den Lord und Omasta, die ihnen Anweisungen erteilten.
    »Oh, bei den gnadenlosen Heiligen«, flüsterte Emêl, als er an Magiere vorbei in die Gruft blickte. Er schloss kurz die Augen. »Wir haben versagt.«
    Magiere drehte sich um, ging an den Sarkophagen und der Leiche des jüngeren Elfen vorbei und blieb dann stehen. Sie brachte es einfach nicht fertig, sich Leesil weiter zu nähern. Er starrte noch immer auf die beiden Totenköpfe, die nebeneinander in dem breiteren Wandfach lagen.
    Eine sonderbare Zufriedenheit lag in den Augen des älteren Anmaglâhk , und dann glitt sein Blick zu Magiere.
    »Wenn du sie anrührst, töte ich dich und alles, was du liebst«, sagte Leesil.
    Magiere schwieg. Sie glaubte bereits, dass dieser Anmaglâhk nicht versuchen würde, sie oder andere Zeugen des Geschehens zu töten. Er hatte keinen Versuch unternommen, sie umzubringen, als sie ihm in den Weg getreten war, aus welchem Grund auch immer.
    »Glaub nicht, dass dies ändert, was du getan hast«, wandte sich der Elf an Leesil. »Du hast einen Artgenossen getötet. Trúe … Verräter!«
    Chap lief an Magiere vorbei zu Leesil, und seine Aufmerksamkeit galt dem Anmaglâhk . Sein Knurren wurde zu einem Zischen, das Magiere noch nie von ihm gehört hatte. Leesil ging zur hinteren Wand mit dem breiten Fach.
    »Lügner und Schlächter«, flüsterte er. »Ihr all e … und nur das habe ich mit Leuten wie euch gemein.«
    Der Elf runzelte die Stirn, als er Chap sah. » Majay-hì …«, sagte er leise. »Und wir sind nicht solche Lügner, wie du annimmst.«
    Er ging langsam um Leesil herum, und Chap bewegte sich wieder, blieb zwischen ihnen. Der Anmaglâhk trat zu seinem toten Kameraden, rollte die Leiche vom Sarkophag und legte sie sich über die Schulter, ohne das Blut zu beachten, das ihm auf die Kleidung tropfte. Magiere fragte sich, wieso er noch immer auf den Beinen war und sogar den Leichnam tragen konnte.
    Als er sich der Tür zuwandte, sprang Chap auf den Sarg und knurrte ihn an. Der Elf wich zurück.
    Die hellen Augen des Hunds blickten in die bernsteinfarbenen des Elfen, und Chap wurde plötzlich still und stellte die Ohren auf. Elf und Hund starrten sich so lange an, dass Magiere

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