DHAMPIR - Blutsverrat
der an der Wand lehnte.
Plötzlich schwang die Tür erneut auf und traf Darmouth an der Schulter. Er taumelte zurück.
Der verdammte Verräter namens Leesil stand dort und keuchte.
Er sah aus wie ein wildes Geschöpf, das aus den Wäldern der Berge zu kommen schien. Die Kapuze war ganz zurückgeschlagen, und weißblondes Haar umgab ein schmales, schweißfeuchtes Gesicht. Die bernsteinfarbenen Augen glitzerten im Licht der Kohlepfannen.
Darmouth starrte ihn groß an. Er wusste, wozu Leesil fähig war.
Das Halbblut trat einen Schritt in den Raum, und sein Blick glitt über die beiden Sarkophage, in denen Darmouths Vater und Großvater ruhten. Der irre Glanz verschwand aus seinen Augen, und plötzlich lag Ruhe in ihnen.
Viele Jahre waren vergangen, und Leesils Gesicht hatte sich verändert. Eine seltsame Erkenntnis reifte in Darmouth.
Leesil sah seiner Mutter sehr ähnlic h … aus verräterischem Blut geboren.
17
Rufe und das Geräusch von Schritten drangen vom Eingangsbereich in den Ratssaal, als Magiere die Treppe hinter dem Wandteppich hinuntereilte. Chap und Emêl folgten ihr tatsächlich.
Sie konnte in der Dunkelheit noch immer gut sehen. Am Ende der Treppe schob sie den Wandteppich beiseite, trat durch die Öffnung und erreichte ein Zimmer, in dem ein Tisch und ein Stuhl standen; auf dem Tisch lagen alte Federkiele. Sie erkannte sofort die alte Dienststube neben dem größeren Raum mit den Kisten und Fässern.
Die beiden erschöpft wirkenden Wolfshunde schliefen bei der Tür auf dem Boden. Magiere schenkte ihnen keine Beachtung und eilte in den Lagerraum.
Dort sah sie sich um und suchte nach Leesil. Als sie zwischen die Kisten trat, bemerkte sie, dass die massive Tür mit den Lederstreifen und metallenen Beschlägen geöffnet war.
Leesil stand dort im Eingang von Darmouths Familiengruft und kehrte ihr den Rücken zu. Und in der Gruft sah sie Darmouth zwischen zwei steinernen Sarkophagen.
Der Anblick brachte kaum Erleichterung. Leesil hatte Darmouth an einem Ort in die Enge getrieben, den sie sichern konnten. Sie brauchten den Kriegsherrn nur einzusperren und darauf zu warten, dass die Soldaten in der Festung die Anmaglâhk aufstöberten. Doch Magiere wollte Leesil dort nicht allein lassen. Sie erreichte den mittleren Torbogen und war nur noch wenige Schritte von der Tür entfernt.
Zwei graue Gestalten fielen in der Gruft von der Decke und landeten neben den beiden Sarkophagen.
Magiere erstarrte. Beide trugen Kapuzenmäntel und Gesichtstücher in einer Farbe zwischen Holzkohlengrau und Waldgrün. Die rechte Gestalt überragte Darmouth.
Anmaglâhk . Sie hatten dort in der Gruft gewartet. Irgendwie schienen sie gewusst zu haben, dass Darmouth schließlich jenen Ort aufsuchen würde.
Von den Treppen im Norden und Süden kamen Stimmen und die Geräusche eiliger Schritte. Magiere wusste nicht, ob sich jemand diesem Bereich näherte, und ihr blieb auch nicht genug Zeit, um Gewissheit zu erlangen. Wenn Darmouths Soldaten jetzt eingriffen und versuchten, Leesil zu überwältige n … wie weit würden die beiden Elfen dort dann gehen, um ihre Mission zu erfüllen? Falsche Aktionen der Soldaten konnten alles noch schlimmer machen.
Magiere sah zu Emêl und Chap, die zu ihr aufschlossen. Die Farbe wich aus dem Gesicht des Barons, als er an ihr vorbei in die Gruft blickte.
»Haltet alle von hier fern, die von den Treppen kommen«, sagte Magiere und hoffte, dass Emêl und Chap dazu imstande waren.
»Wart e … «, begann Emêl.
Magiere sprang in die Gruft und warf die Tür zu. Als sie sich schloss, sah sie noch, wie Chap erstaunt die Ohren aufstellte.
Alle Blicke in der Gruft huschten zu ihr.
Magiere stand mit dem Rücken zur Tür, sah den Eichenriegel, packte ihn und legte ihn in die eisernen Halterungen. Damit war die Tür blockiert.
Leesil zog eine seiner Klingen und streckte die andere, leere Hand Darmouth entgegen. »Zurück.«
Die beiden Anmaglâhk schlichen an den Sarkophagen vorbei und näherten sich dem Tyrannen. Wenn sich Leesil dem einen zuwandte, beschloss der andere vielleicht, Darmouth anzugreifen. Und hinter ihm stand Magiere.
Er wusste, wie stark sie als Dhampir war, fürchtete aber, dass sie gegen die beiden Elfen nicht bestehen konnte. Sie brauchte mehr Platz als er, um ihr Falchion zu schwingen.
Leesil warf einen kurzen Blick durch den Raum und orientierte sich. Links und rechts erstreckten sich Torbögen zwischen schlichten dicken Steinsäulen. Draußen hatte er zwei zugemauerte
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